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Constellation Software Aktienanalyse

Constellation Software ist ein Meister des Serial Acquirings. Das Unternehmen kauft spezialisierte Softwarefirmen in Nischenmärkten und lässt sie weitgehend eigenständig arbeiten.
24.01.2025
 - 
Ibo Ahmiane & Philipp Weinacht
Aktienanalyse
S&P/TSX
CA
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Podcast
Constellation Software Aktienanalyse
Podcast von Philipp Weinacht
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Einleitung

Constellation Software ist ein kanadischer Serial Acquirer, der sich auf den Kauf und die Weiterentwicklung spezialisierter Softwarefirmen in unterschiedlichsten Nischenmärkten spezialisiert hat. Wer sich nur kurz umsieht, könnte leicht denken, hier geht es um irgendeinen großen IT-Konzern. Doch Constellation Software tickt anders: Die vielen Tochterfirmen behalten weitgehend ihre Eigenständigkeit, während die Konzernzentrale vor allem für Kapital, Know-how und strategische Leitplanken sorgt.

Wie schafft es das Unternehmen, so viele Akquisitionen auf die Beine zu stellen, ohne im Chaos zu versinken? Was macht diesen Ansatz im Vergleich zu klassischen Software-Konzernen so erfolgreich? Und wie sieht die Perspektive von Constellations CEO Mark Leonard aus, der komplett auf ein Gehalt verzichtet und damit seine Interessen klar an diejenigen der Aktionäre bindet?

In unserer Analyse blicken wir genauer hinter die Kulissen dieses beeindruckenden Wachstumsmodells. Wir beleuchten, wie Constellation Software seine Übernahmeziele auswählt, welche Rolle das dezentrale Management spielt und warum viele dieser Nischen-Beteiligungen beständige Einnahmen generieren. Außerdem schauen wir darauf, welche Chancen dieses Konstrukt bietet — und welche Risiken man als Anleger im Blick behalten sollte.

Land
Kanada
Sektor
IT
Index
S&P/TSX
WKN
A0JM27
Ticker
TSE:CSU
Währung
USD
Marktkapitalisierung
65,5 Mrd. USD
Kurs
3.092 USD
KGV 2024e
92,7
KUV 2024e
6,5
Umsatzwachstum 10J
21,4 % p.a.
Umsatzwachstum 3Je
18,9 % p.a.
EBIT-Marge 2023
13,5 %
Net Debt/EBITDA
1,2x
Dividendenrendite
0,1 %
Datum
24.01.2025

Inhaltsverzeichnis

  1. Geschichte
  2. Management & Aktionärsstruktur
  3. Geschäftsmodell
    3.1 Grundlagen zum Geschäftsmodell
    3.2 Was ist VMS?
    3.3 Geschäftsmodell im Detail
    3.4 Interview mit Branchen-Experten und ehemaligen Mitarbeitern
  4. Branche4.1 Der Markt für vertikale Software
    4.2 Wettbewerbsvergleich
  5. Kennzahlen5.1 AktienInsight-Rating
    5.2 Umsatzentwicklung
    5.3 EBIT und Free Cash Flow
    5.4 Ausschüttungen
    5.5 Bilanzanalyse
  6. Chancen & Risiken6.1 Constellation Softwares Chancen
    6.2 Constellation Softwares Risiken
  7. Bewertung7.1 Historische Bewertung
    7.2 Discounted-Cash-Flow-Bewertung
  8. Fazit

1. Geschichte

1995
Gründung und Fokus auf Branchensoftware
Constellation Software wurde 1995 von Mark Leonard in Toronto, Kanada, gegründet. Von Beginn an spezialisierte sich das Unternehmen auf den Aufkauf und die Weiterentwicklung von Softwarefirmen, die in Nischenmärkten tätig sind. Diese Strategie ermöglichte ein stetiges Wachstum, da Constellation Software die Expertise und Ressourcen seiner Akquisitionen effektiv bündelte.
2006
Börsengang an der Toronto Stock Exchange
Am 17. Mai 2006 ging Constellation Software an die Börse (TSX: CSU). Der Börsengang verschaffte dem Unternehmen Kapital und einen höheren Bekanntheitsgrad im Softwaresektor. Durch das neue Kapital intensivierte das Unternehmen die Übernahmeaktivitäten und forcierte die internationale Expansion.
2014
Überschreiten der 1-Milliarde-US-Dollar-Umsatzmarke
In den Folgejahren nach dem IPO konnte Constellation Software die Umsätze kontinuierlich steigern. 2014 knackte das Unternehmen erstmals die Marke von über 1 Milliarde US-Dollar Jahresumsatz. Die zahlreichen Akquisitionen trugen maßgeblich zur Diversifizierung und zum Wachstum in unterschiedlichen Softwaresegmenten bei.
2021
Abspaltung von Topicus.com
Anfang 2021 vollzog Constellation Software die Abspaltung seines europäischen Geschäftsbereichs unter dem Namen Topicus.com. Damit wurde ein unabhängiges Unternehmen geschaffen, das sich auf die Weiterentwicklung von Softwarelösungen für den Bildungs-, Finanz- und Regierungssektor spezialisiert. Die Abspaltung brachte sowohl Constellation Software als auch Topicus neue Wachstumschancen und stärkte die Fokussierung auf ihre jeweiligen Kernsegmente.
Heute
Globaler Software-Investor mit breit diversifiziertem Portfolio
Heute ist Constellation Software eines der erfolgreichsten und beständigsten Software-Holdingunternehmen weltweit. Mit mehreren Tausend Tochtergesellschaften, einem breit diversifizierten Portfolio und einem Fokus auf Nischenmärkte verzeichnet das Unternehmen kontinuierliches Wachstum. An der Toronto Stock Exchange zählt Constellation Software zu den führenden Technologiewerten und hält an seiner bewährten Akquisitionsstrategie fest.

2. Management & Aktionärsstruktur

Mark Leonard

CEO von Constellation Software

Mark Leonard, etwa 67 Jahre alt, ist seit 1995 CEO von Constellation Software. Davor war er elf Jahre im Risikokapitalgeschäft und hat einen naturwissenschaftlichen Abschluss von der University of Guelph sowie einen MBA von der University of Western Ontario. Über sein Privatleben weiß man fast nichts, was ihn zu einer der geheimnisvollsten Figuren in der IT-Branche macht.

Mit Constellation Software verfolgt Leonard eine klare Strategie: Er kauft spezialisierte Softwarefirmen, die in Nischenmärkten aktiv sind und oft von großen Unternehmen übersehen werden. Schon vor der Gründung hatte er ein Gespür dafür, wie viel Potenzial in solchen vertikalen Märkten steckt. Leonard fällt nicht nur durch seine Erfolge auf, sondern auch durch seinen Look. Er sieht ein bisschen so aus wie Gandalf aus „Der Herr der Ringe“. Sein Führungsstil ist alles andere als gewöhnlich: Er setzt auf eine dezentrale Struktur, gibt den Tochterfirmen viel Freiraum und legt großen Wert auf profitables Wachstum.

Seine zurückhaltende Art sorgt immer wieder für Spekulationen über seine Herkunft und sein Leben abseits der Arbeit. Aber eines steht fest: Mit Constellation Software hat er ein extrem erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Durch kluge und wertsteigernde Übernahmen hat die Firma eine starke Marktposition erreicht. Leonard ist ein gutes Beispiel dafür, wie man mit strategischem Weitblick und einem langen Atem ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufbauen kann.

Vergütung

Mark Leonards Gehalt ist wirklich besonders:

Er verzichtet komplett auf ein Gehalt. Als Präsident von Constellation Software nimmt er seit 2021 weder ein fixes Gehalt noch Boni an.

Das zeigt, worauf er setzt: langfristigen Erfolg für das Unternehmen. Sein Vermögen stammt fast ausschließlich aus seinen Aktienanteilen. Dadurch verdient er nur, wenn das Unternehmen wächst. Seine Interessen sind also voll auf einer Linie mit denen der Aktionäre.

Wir finden diesen Ansatz klasse. Es geht hier nicht um hohe Fixgehälter, sondern darum, den Fokus auf nachhaltige Wertschöpfung zu legen. Das stärkt das Vertrauen der Aktionäre und zeigt, dass Leonard es ernst meint mit dem Erfolg von Constellation Software.

Aktionärsstruktur

Constellation Software hat keinen klaren Ankeraktionär. Vermögensverwalter wie Akre Capital Management oder Janus Henderson halten größere Aktienpakete, doch diese Investments sind nicht automatisch langfristig. Ihre Fonds entscheiden aktiv über Beteiligungen, was ein Hinweis darauf ist, dass die Aktie spannend sein könnte. Allerdings nutzen solche Vermögensverwalter ihre Stimmrechte oft nur eingeschränkt. Das bedeutet, sie geben dem Unternehmen selten eine klare Richtung oder leisten in schwierigen Zeiten eher wenig aktiven Rückhalt.

Der Gründer und CEO Mark Leonard hält 1,9 % der Aktien von Constellation Software. Das entspricht einem Wert von etwa 1,3 Milliarden USD. Ein beträchtlicher Teil seines Vermögens hängt somit direkt von der Entwicklung der Aktie ab. Das zeigt: Er sitzt mit uns Aktionären im selben Boot. Dieser finanzielle Anreiz sorgt dafür, dass er stark daran interessiert ist, den Aktienkurs nachhaltig zu steigern.

Geschäftsmodell

Grundlagen zum Geschäftsmodell

Constellation Software ist ein sogenannter Serial Acquirer. Frei ins Deutsche übersetzt bedeutet das so viel wie ein „serienmäßiger Käufer“. Das Geschäftsmodell von Constellation Software besteht darin, kontinuierlich kleinere und oft sehr spezialisierte Softwareunternehmen zu erwerben, um sie langfristig zu halten und zu entwickeln. Dabei verfolgt Constellation Software das Ziel, das Wachstum und den Gewinn dieser Unternehmen durch gezielte Verbesserungen zu steigern.

Constellation Software konzentriert sich auf Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen, denen jeweils spezielle Softwarelösungen bereitgestellt werden. Häufig handelt es sich um vertikale Märkte mit stabiler Nachfrage, in denen Softwareanbieter aufgrund von hochspezifischen Funktionen führend sind. Dazu zählen zum Beispiel Lösungen für den Gesundheitssektor, Behörden und Verwaltungen, die Fertigungsindustrie oder den Bildungsbereich. Gerade in solchen Nischen entstehen langfristige Kundenbeziehungen, da die Software eine zentrale Rolle im Tagesgeschäft übernimmt.

Constellation Software agiert dabei gewissermaßen wie eine Unternehmensberatung, die Firmen jedoch direkt kauft. Das Unternehmen stellt Know-how, Kapital und Managementunterstützung dort zur Verfügung, wo es am meisten gebraucht wird. Zugleich entlastet Constellation Software seine erworbenen Unternehmen durch zentrale Dienstleistungen und lässt ihnen Freiräume für die Konzentration auf das Kerngeschäft. Auf diese Weise können sie ihre Marktposition stärken, schneller wachsen und profitabler werden.

Was macht Serial Acquirer aus?

Serial Acquirer wie Constellation Software erwerben in der Regel marktführende Nischenunternehmen, die in ihrer jeweiligen Branche gut etabliert sind und verlässliche Ertragsaussichten bieten. Selbst wenn das Umsatzwachstum moderat bleibt, können durch interne Optimierungen und technologische Weiterentwicklungen erhebliche Gewinne erzielt werden.

Der Übernahmeprozess läuft meist relativ zügig ab,
weil die Zielunternehmen aufgrund ihrer Größe nicht immer eine sehr umfangreiche Prüfung erfordern. Dennoch steht eine sorgfältige Analyse des Geschäftsmodells im Mittelpunkt, um das vorhandene Potenzial klar zu erkennen.

Ein weiterer zentraler Punkt ist das Managementteam des gekauften Unternehmens.
Serial Acquirer bevorzugen häufig Firmen, in denen die Gründer oder langjährige Führungskräfte an Bord bleiben. Wenn diese bereit sind, auch nach der Akquisition weiterhin Verantwortung zu übernehmen, fördert das eine reibungslose Zusammenarbeit und stellt sicher, dass Fachwissen und Kundenbeziehungen erhalten bleiben.

Serial Acquirer setzen in der Regel auf taktische und programmatische Akquisitionen.

  • Taktische Akquisitionen sind eher kleinere Zukäufe, die bestimmte Technologien oder Kundenstämme ergänzen sollen, ohne zwingend für sprunghafte Wachstumsschübe zu sorgen.
  • Programmatische Akquisitionen folgen hingegen einem klar definierten Plan, der darauf abzielt, das bestehende Geschäftsfeld durch den regelmäßigen Zukauf ähnlicher Unternehmen auszubauen. Diese Strategie wird kontinuierlich wiederholt und schafft einen stetigen Wachstumspfad.

Unter Serial Acquirern gibt es verschiedene Kategorien. Manche — wie große Fusionsspezialisten — integrieren zugekaufte Unternehmen häufig in ihre bestehende Struktur. Andere, oft als „Holdings“ oder „Sammler“ bezeichnet, führen sehr unterschiedliche Unternehmen parallel, ohne sie tiefgreifend zusammenzuführen. Dadurch kann der Integrationsaufwand gering bleiben, was insbesondere dann sinnvoll ist, wenn die übernommenen Unternehmen in völlig verschiedenen Märkten aktiv sind und kaum Synergien haben.

Ein Grundsatz lautet daher: Je unterschiedlicher die Produkte der akquirierten Unternehmen, desto weniger Integrationsaufwand entsteht. In hochspezialisierten Nischen hingegen kann eine partielle Integration sinnvoll sein, um die vorhandene Expertise im Konzernverbund zu nutzen.

Was ist Constellation Software für ein Serial Acquirer?

Constellation Software ist ein Serial Acquirer, der vor allem für seine dezentrale Herangehensweise bekannt ist. Nach der Übernahme werden die erworbenen Unternehmen häufig in einer eigenen Geschäftseinheit geführt, sodass ihr operatives Tagesgeschäft weitgehend erhalten bleibt. Gleichzeitig stehen zentrale Ressourcen, Best Practices und strategische Beratung zur Verfügung, um Wachstum und Profitabilität zu steigern.

Im Gegensatz zu Serial Acquirern, die eine strikte Integration bevorzugen, setzt Constellation Software eher auf Eigenständigkeit und Autonomie. Die Firmen profitieren so von finanzieller Unterstützung und einer starken Gemeinschaft von Softwareexperten, behalten aber ihre eigene Identität und Kundenorientierung.

Constellation Software verfolgt eine programmatische Akquisitionsstrategie. Dies bedeutet, dass potenzielle Übernahmekandidaten anhand definierter Kriterien bewertet werden, beispielsweise anhand ihrer Marktposition, Technologie, Kundenstruktur und Unternehmensführung. Wenn ein Unternehmen dazu passt, wird es übernommen und in die Constellation-Familie integriert — jedoch mit dem klaren Fokus, die unternehmerische Freiheit zu bewahren.

Große, einmalige Übernahmen sind seltener. Stattdessen setzt Constellation Software auf viele aufeinanderfolgende, mittelgroße oder kleinere Käufe, um das eigene Portfolio kontinuierlich zu erweitern. So bleibt die Organisation flexibel und kann ihr Know-how stetig ausbauen.

Was ist VMS

Vertical Market Software (VMS) ist ein spezialisiertes Segment im Softwaremarkt, das maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Branchen entwickelt. Diese Lösungen decken den gesamten Lebenszyklus eines Unternehmens ab — von Management und Logistik bis hin zu Vertrieb und Kundensupport. Die Software ist hochspezialisiert und exakt auf die individuellen Anforderungen und Prozesse der jeweiligen Branche ausgerichtet.

Ein wesentlicher Pluspunkt von VMS ist die hohe Kundenbindung, die sich aus dem großen Funktionsumfang und der starken Branchenfokussierung ergibt. Da die Software vollständig auf die Bedürfnisse einer einzelnen Branche zugeschnitten ist, fällt es Unternehmen oft schwer, zu einer anderen Lösung zu wechseln.

Auf der anderen Seite ist die Skalierbarkeit von VMS-Software im Vergleich zu allgemein einsetzbaren („horizontalen“) Lösungen geringer. Während horizontale Software in zahlreichen Märkten eingesetzt werden kann, ist VMS an eine bestimmte Branche gebunden. Dadurch limitiert sich das Wachstumspotenzial in gewisser Weise auf die jeweilige Nische.

Unternehmen, die VMS entwickeln und vertreiben, können häufig höhere EBITDA-Margen erzielen, als Entwickler horizontaler Software. In einer Vergleichsstudie lag die durchschnittliche EBITDA-Marge einer Gruppe von VMS-Unternehmen bei rund 14,7 %, während horizontale Softwareanbieter nur auf etwa 6,1 % kamen. Grund für diesen Unterschied ist neben der geringen Konkurrenz in vielen Spezialnischen auch die Tatsache, dass Kunden ihre bereits etablierten VMS-Lösungen oft langfristig nutzen.

Constellation Software gehört zu den führenden Serial Acquirern und ist besonders bekannt für den Erwerb von VMS-Unternehmen in verschiedensten Branchen. Hierzu zählen Sektoren wie das Gesundheitswesen, der öffentliche Dienst, Finanzdienstleistungen und das Bildungswesen. Constellation Software verfolgt eine Strategie, bei der es hochspezialisierte Softwarefirmen kauft, um das Portfolio kontinuierlich zu erweitern und auszubauen.

Im Gegensatz zu manch anderen Softwarekonzernen setzt Constellation Software nur selten auf eine enge Integration. Stattdessen belässt das Unternehmen seinen Zukäufen viel unternehmerische Freiheit. Gleichzeitig können die erworbenen Firmen auf eine starke gemeinsame Infrastruktur, branchenspezifisches Know-how und eine globale Kundenbasis zurückgreifen. So entstehen Synergien, ohne dass die Identität und das Fachwissen der übernommenen VMS-Unternehmen verloren gehen.

Obwohl VMS-Unternehmen durch ihre Speziallösungen ein hohes Maß an Kundenbindung erreichen, ist das Wachstumspotenzial oft durch die jeweilige Marktnische begrenzt. Constellation Software mildert dieses Risiko, indem es über zahlreiche Branchen hinweg investiert und somit die Abhängigkeit von einzelnen Märkten reduziert.

Geschäftsmodell im Detail

Schauen wir uns nun die einzelnen Umsatzsegmente genauer an.

Wartung und wiederkehrende Umsätze (71,2 %)

Dieser Teil ist das Herzstück bei Constellation Software. Kunden zahlen regelmäßig, um Updates, Patches und Support für ihre Software zu bekommen. Dadurch entstehen stetige Einnahmen, die das Unternehmen langfristig planen lassen. Ein Beispiel hierfür wäre eine Softwarelösung im Bereich Personentransport (z. B. „Trapeze“), die Nahverkehrsbetriebe bei Planung und Verwaltung unterstützt. Kunden schließen hier oft Wartungsverträge ab, damit das System reibungslos läuft und immer auf dem neuesten Stand bleibt.

Professional Services (21,0 %)

Unter Professional Services fallen hauptsächlich Gebühren für die Einführung und Anpassung der Software. Dazu gehören Beratung, Programmierung nach Kundenwunsch und Schulungen. Wenn ein Krankenhaus zum Beispiel eine spezielle Lösung für seine Patientenverwaltung einführt, kommt nicht nur der Kauf der Software dazu. Häufig werden auch Experten für die Einrichtung, die Integration in bestehende Systeme und das Training der Mitarbeiter gebraucht. Genau da setzt Constellation mit seinen Professional Services an.

Lizenzen (4,6 %)

Lizenzeinnahmen sind in der Regel einmalige Beträge, die beim Verkauf einer Software anfallen. Gerade bei Neukunden oder bei der Einführung eines größeren Systems wird diese Lizenzgebühr fällig. Denken wir an eine Club-Management-Software wie „Jonas Club Software“ für Golfclubs oder Fitnessstudios: Beim Kauf bekommen die Betreiber zunächst die Grundsoftware. Später zahlen sie dann für den laufenden Service oder neue Funktionen zusätzliche Gebühren. Aber der erste Schritt ist die Lizenz selbst.

Hardware und Sonstiges (3,2 %)

Auch wenn Constellation Software in erster Linie Softwarelösungen anbietet, verkauft das Unternehmen gelegentlich Hardware, die für den reibungslosen Betrieb nötig ist. Das können spezielle Terminals, Scanner oder andere Geräte sein, die zu einer bestimmten Softwarelösung passen. Ein Beispiel: In einem Parkhaus-Management-System können Kassenterminals, Ticketdrucker oder Schranken direkt über Constellation oder seine Tochterfirmen bereitgestellt werden. So hat der Kunde alles aus einer Hand.

Constellation Software erzielt den größten Teil seiner Umsätze in den USA. Mit rund 45 % ist das eindeutig der wichtigste Markt. Europa liegt an zweiter Stelle und bringt etwa 32 % aufs Konto. Gleichzeitig bleibt Nordamerika auch über Kanada stark, denn dort erwirtschaftet das Unternehmen noch einmal 9 %.

Der restliche Umsatz verteilt sich auf andere Regionen der Welt, die insgesamt einen Anteil von etwa 13 % ausmachen. Diese breite Streuung hilft Constellation Software, nicht zu abhängig von einem einzigen Markt zu werden. Zudem hält sich das Unternehmen durch zahlreiche Übernahmen und neue Tochtergesellschaften in verschiedenen Ländern stets flexibel.

Constellation Software hat seinen wiederkehrenden Umsatz in den letzten Jahren kräftig nach oben geschraubt. In der Grafik sieht man einen Anstieg von gerade mal 725 Mio. USD (2013) auf fast 6 Mrd. USD (2023). Das ist eine enorme Entwicklung in relativ kurzer Zeit. Auch der Anteil am Gesamtumsatz ist gestiegen: Inzwischen liegen wir bei rund 70 %.

Ein wichtiger Grund für diesen Erfolg sind die Wartungs- und Serviceverträge. Die Kundinnen und Kunden bekommen kontinuierliche Updates und Support. Dafür zahlen sie regelmäßig Gebühren. Genau diese Art von Vertrag bindet sie langfristig an Constellation.
Zudem erwirbt Constellation immer wieder neue Unternehmen in Nischenbereichen. Dadurch gewinnt es laufend frische Kunden, die sofort in das Abo-Modell eingebunden werden.

Warum ist das so wichtig? Wiederkehrende Umsätze sorgen für Planbarkeit und Stabilität. Das Unternehmen kann leichter investieren und weiter wachsen. Gerade im VMS-Bereich (Vertical Market Software) ist das ein entscheidender Vorteil. Die Softwarelösungen sind häufig geschäftskritisch und passgenau für bestimmte Branchen entwickelt. Daher bleiben Kunden meistens langfristig dabei. Wechseln ist kompliziert und zeitaufwendig. Genau das führt zu verlässlichen Einnahmen, die sich Jahr für Jahr steigern lassen.

An dieser Stelle ein paar Sätze zum Anteil des organischen Umsatzwachstums. Dieses betrug in den letzten Jahren 0 % bis 5 % pro Jahr. Das bedeutet, der Großteil des Wachstums, das oft über 20 % lag, entsteht durch Übernahmen. Das sollte bei Constellation nicht weiter überraschen, da es sich dabei um das Geschäftsmodell handelt. Allerdings birgt dies ein Risiko, falls das Wachstum durch Übernahmen einmal ausbleiben sollte.

Constellation Software hat ein klares Schema, wenn es um Übernahmen geht. Dabei schauen sie vor allem auf folgende Punkte:

  • VMS in einem Nischenmarkt
    Das Unternehmen konzentriert sich auf Anbieter von Vertical Market Software (VMS), die für eine ganz bestimmte Branche oder einen speziellen Anwendungsfall entwickelt wird. Zum Beispiel Software für öffentliche Verkehrsbetriebe, Pflegeheime oder Golfclubs. Durch diesen Fokus können sie leicht Synergien schaffen und haben einen festen Kundenstamm.
  • Führende Marktposition
    Constellation Software setzt bei Übernahmen bevorzugt auf Unternehmen, die in ihrer Nische schon etabliert sind. Das heißt, sie sind entweder Marktführer oder zumindest stark genug, um in ihrem Segment den Ton anzugeben. So muss Constellation nicht bei null anfangen und kann auf einer bestehenden Kundenbasis aufbauen.
  • Mindestens 5 Mio. USD Umsatz und 20 % Umsatzwachstum
    Ein gewisses Umsatzlevel zeigt, dass das Unternehmen schon Substanz hat. Und ein Wachstum von rund 20 Prozent ist ein Zeichen dafür, dass das Geschäftsmodell gut funktioniert. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Constellation langfristig von der Übernahme profitiert.
  • Mehr als 100 Kunden
    Ein breiter Kundenstamm sorgt für stabile Einnahmen und verteilt das Risiko. Je mehr Kunden ein Übernahmekandidat hat, desto unempfindlicher ist er gegen Einbrüche bei einzelnen Aufträgen. Gerade im Software-Bereich bedeutet eine solide Kundenbasis außerdem eine höhere Chance auf wiederkehrende Umsätze durch Wartung oder Updates.
  • Erfolgreiches Management
    Nach einer Übernahme bleibt das Management meist an Bord. Constellation unterstützt zwar mit Schulungen und Beratung, aber lässt die Teams weitgehend eigenständig arbeiten. Wichtig ist, dass das Führungsteam schon bewiesen hat, dass es sein Geschäft versteht und weiterentwickeln kann.

Bei diesen Kriterien ist zu sehen, dass Constellation gezielt nach Unternehmen sucht, die sich bereits bewährt haben und noch Wachstumspotenzial bieten. Seit der Gründung wurden so schon über 500 Firmen gekauft. Das gesamte Übernahmevolumen liegt im Milliardenbereich — allein seit 2015 sind es über 3 Mrd. USD. Pro Deal zahlt Constellation durchschnittlich um die 120 Mio. USD, wobei manche Übernahmen deutlich unter diesem Schnitt liegen. Dank dieses Ansatzes konnte Constellation sein Portfolio stetig erweitern und sich in vielen Nischenmärkten fest verankern. Durch die Vielzahl an kleineren Firmen bleibt das Geschäft zudem breit gestreut und sehr stabil.

Dadurch hat sich in den letzten Jahren eine wirklich umfassende Unternehmensstruktur gebildet. Constellation Software besteht heute aus sieben operativen Einheiten. Fünf davon sind privat, zwei sind an die Börse gegangen. Jede dieser Einheiten fungiert als Holding und vereint zahlreiche VMS-Subfirmen unter sich, die jeweils in unterschiedlichen Nischenmärkten tätig sind.

Private Einheiten

1. Jonas

  • Mehr als 175 Subunternehmen in rund 40 verschiedenen Nischen.
  • Starker Schwerpunkt auf Hotelmanagement-Systeme, Golf- und Fitness-Management sowie Software für das Bauwesen.
  • Häufig handelt es sich um Microverticals, also sehr spezifische Märkte (z. B. Software für Golfclub-Mitgliederverwaltung oder die Reservierungs- und Zahlungsabwicklung in Hotels).

2. Vela

  • Etwa 84 Subunternehmen, aktiv in 30 Nischenmärkten.
  • Fokus liegt auf Fertigung, Supply Chain, Engineering und anderen branchenspezifischen Lösungen.
  • Vela hat sich in vielen ihrer Teilbereiche als Anbieter von Spezialsoftware etabliert und baut dieses Angebot stetig durch Zukäufe aus.

3. Harris

  • Über 200 Subunternehmen in knapp 25 verschiedenen Branchen.
  • Spezialisiert auf Lösungen für den öffentlichen Sektor (z. B. Verwaltungssysteme für Kommunen), Healthcare (Krankenhausinformationssysteme) und Utilities (Software für Energieversorger).
  • Durch diese Ausrichtung ist Harris stark in Bereichen präsent, die stabile und langfristige Kundenbeziehungen bieten.

4. Volaris

  • Rund 190 Subunternehmen, die in mehr als 40 Nischenmärkten vertreten sind.
  • Schwerpunkte sind Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Logistik, Healthcare und Bildung.
  • Volaris integriert neue Firmen häufig sehr schnell und profitiert von den vorhandenen Kundenstämmen.

5. Perseus Group

  • Etwa 56 Subunternehmen, vor allem im B2B-Nischensegment.
  • Spezialisiert auf ERP-Lösungen, Fachhandelssoftware sowie branchenspezifische Industrieprozesse.
  • Perseus baut stark auf Technologien, die sich nahtlos in Produktions- und Lieferketten einfügen und dort das Tagesgeschäft automatisieren.
Börsennotierte Einheiten

1. Topicus

  • 117 Subunternehmen, vor allem in europäischen Märkten aktiv.
  • Starker Fokus auf BFSI (Banking/Insurance), Bildung und Gesundheitswesen (z. B. E-Government-Lösungen).
  • Seit dem Spin-off an der Börse nutzt Topicus die Möglichkeit, zusätzliches Kapital für Übernahmen zu beschaffen.

2. Lumine

  • 32 Subunternehmen, die im Technologie-VMS-Bereich weltweit agieren.
  • Schwerpunkt auf Telekommunikation, Medien und IT-Services, etwa Software für Netzbetreiber oder Medientransaktionssysteme.
  • Lumine bündelt sehr spezifische Softwareangebote, was das Wachstum in diesem stark technologielastigen Segment ermöglicht.
Dezentrale Struktur als Übernahme-Turbo

Ein zentraler Punkt ist die dezentrale Struktur von Constellation Software. Jede dieser sieben Einheiten trifft ihre Übernahmeentscheidungen weitgehend eigenständig. Das heißt, die jeweiligen Teams kennen ihre Märkte genau und können schnell reagieren, wenn sich eine attraktive Gelegenheit bietet. Genau dieses Modell macht es möglich, dass Constellation Software Jahr für Jahr zwischen 20 und 30 (mitunter sogar mehr) Übernahmen stemmen kann, ohne dass die Konzernzentrale überlastet wird.

Die Idee dahinter: Jedes Unternehmen bleibt nach der Übernahme weitgehend eigenständig. Constellation bietet im Hintergrund Beratung, Schulungen und den Zugang zu Kapital. So entsteht ein großes Netzwerk aus vielen kleineren, hochspezialisierten Softwarefirmen, die unter dem Dach von Constellation ihre Stärken weiter ausbauen. Dieses System sorgt nicht nur für kontinuierliches Wachstum, sondern auch für eine hohe Stabilität im Gesamtunternehmen.

Fazit

Constellation Software setzt auf ein stark fokussiertes Geschäftsmodell, bei dem Vertical Market Software (VMS) für Nischenmärkte im Mittelpunkt steht. Das Unternehmen erzielt den größten Teil seiner Umsätze aus wiederkehrenden Wartungs- und Supportverträgen, was für eine hohe Planbarkeit und Stabilität sorgt. Dazu kommen professionelle Dienstleistungen und Lizenzverkäufe sowie gelegentlich Hardwareerlöse. Durch laufende Übernahmen von Firmen mit klarer Marktposition und spezialisierten Lösungen wachsen Angebot und Kundenstamm kontinuierlich. Die dezentrale Struktur unterstützt dieses Wachstum, weil jede operative Einheit eigene Übernahmeziele verfolgen kann.

Zugleich hat Constellation mit dieser Strategie eine breite Aufstellung in verschiedensten Branchen geschaffen — von kommunalen Verwaltungen bis zu Golfclub-Software. Dieser Mix reduziert das Risiko und sichert stabile Gewinne. Die einzelnen Holding-Gesellschaften bleiben weitgehend eigenständig, wodurch Entscheidungswege kurz sind und Übernahmen schnell umgesetzt werden können. Insgesamt sorgt das Modell für kontinuierliches Wachstum und eine gewisse Krisenfestigkeit. Wer auf langfristige, verlässliche Einnahmen und eine Vielzahl an technologisch spezialisierten Anbietern setzt, findet in Constellation Software ein überzeugendes Beispiel.

Interview mit Branchen-Experten und ehemaligen Mitarbeitern

In diesem Zusatzkapitel gehen wir noch einen Schritt weiter und teilen einige besondere Eindrücke, die wir durch drei exklusive Experteninterviews gewonnen haben. Unsere bisherigen Analysen zeigen bereits, wie Constellation Software sein Geschäftsmodell aufbaut und umsetzt. Doch durch die Gespräche mit einem ehemaligen Constellation-Manager, einer M&A-Beraterin und einem Branchenanalysten haben wir noch einmal frische Perspektiven erhalten. Diese Interviews haben uns gezeigt, wie das Unternehmen jenseits der Zahlen wahrgenommen wird: von der alltäglichen Kultur in den Tochterfirmen bis hin zur übergeordneten Strategie auf Konzern-Ebene.

Constellation Software hat sich im Laufe der letzten Jahre den Ruf erworben, ein zuverlässiger Akteur im Markt für vertikale Softwarelösungen zu sein. Dieser Ruf fußt laut drei befragten Experten nicht nur auf den beeindruckenden Finanzkennzahlen, sondern vor allem auf dem ganz eigenen Managementansatz. Statt straffer zentraler Vorgaben pflegt Constellation eine dezentrale Struktur, in der Töchter große Freiheiten genießen. Dadurch kann jedes Unternehmen in seinem Marktumfeld agil agieren, was eine hohe Innovationskraft begünstigt.

Constellation gibt uns das Gefühl, ein eigenständiges Unternehmen zu bleiben, und trotzdem haben wir im Hintergrund starke Unterstützung, wenn wir sie brauchen.
Ehemaliger Geschäftsführer einer Constellation-Tochter

Dieser Spagat zwischen Autonomie und Rückhalt zieht sich durch sämtliche Aussagen der Interviewten. Ein ehemaliger Manager einer übernommenen Gesellschaft nennt als großen Vorteil, dass Constellation „nicht reinregiert“, sondern auf existierende Strukturen vertraut. Wo andere Konzerne das Branding ändern und Prozesse vereinheitlichen, behält Constellation meist den Markennamen der Akquise bei und setzt nur dort an, wo Optimierung dringend geboten ist. Dadurch bleibe das Know-how der Mitarbeiter erhalten, Kundenbeziehungen könnten nahezu nahtlos fortgeführt werden.

Gleichzeitig existieren aber gewisse finanzielle Leitplanken. Cashflows müssen stabil sein, das Wachstum soll organisch und verantwortungsvoll erfolgen. Dieser Anspruch an kontinuierliche Ertragssteigerung ist ein wesentlicher Bestandteil der Firmen-DNA – und erklärt, warum Constellation selten hochspekulative Investments eingeht.

Und obwohl das Unternehmen also reichlich Freiraum lässt, achtet es penibel darauf, dass sich jede Beteiligung rechnet. Wie eine M&A-Beraterin in den Interviews erläuterte, funktioniert dies, weil Constellation „eine unheimlich klare Vorstellung davon hat, in welchen Märkten man sich bewegt und was man dafür bezahlt“. Statt aggressiver Bieterwettkämpfe sucht man nach Firmen, die langfristig robuste Cashflows liefern können. Aufregende Trendthemen, die schnelle Wertsteigerungen versprechen, kommen nur infrage, wenn sie sich in solide Geschäftsmodelle einbetten lassen.

Sie kaufen Firmen, die für Außenstehende unspektakulär sind, aber gerade deshalb extrem verlässlich und profitabel laufen.
M&A-Beraterin mit Fokus auf Software-Beteiligungen

Ein Branchenanalyst, der sich seit Jahren auf Vertikalsoftware spezialisiert hat, betonte, dass Constellation „mit Vorliebe die Märkte bedient, an die andere kaum denken.“ Gemeint sind Softwarelösungen für Bereiche wie kommunale Verwaltung, Bildungsinstitutionen oder das Gesundheitswesen. Diese mögen in der öffentlichen Wahrnehmung weniger glamourös erscheinen, doch sind sie oft das Rückgrat wichtiger Prozesse – und dadurch für die Kunden unverzichtbar. Eben jene Beständigkeit sorgt dafür, dass Verträge meist über viele Jahre laufen und nur ungern gewechselt wird.

Laut dem Analysten hat Constellation den Vorteil, dass es in solchen Marktnischen kaum hochkarätige Konkurrenz gibt. Zwar nehmen strategische Käufer und andere Investmentfirmen diese Bereiche mehr und mehr ins Visier, aber kaum einer bringt eine ähnlich hohe Expertise für Nischenmärkte mit. Dadurch gelingen Constellation regelmäßig Übernahmen zu fairen Preisen, die rasch Erträge liefern.

Diese Langfristperspektive ist entscheidend: Statt später zu flippen, bleibt Constellation an Bord und verbessert die Unternehmen Schritt für Schritt.
Branchenanalyst mit Schwerpunkt Vertikalsoftware

Die Interviews bekräftigen zudem, dass Constellations dezentrale Philosophie besonders für die Mitarbeiter vor Ort positiv ist. Anders als bei Private-Equity-Investoren, die oft kurzfristig Kosten reduzieren, setzt Constellation auf nachhaltige Personalpolitik. Ein ehemals übernommener Geschäftsführer lobt die offene Feedbackkultur und beschreibt, wie man trotz allem eng vernetzt bleibt: Es gibt regelmäßige Treffen, in denen verschiedene Tochterunternehmen Best Practices austauschen, beispielsweise zu Verkaufs- und Produktstrategien.

Gerade diese Balance zwischen Freiheit und Austausch zahlt sich laut den Befragten aus. Das interne Netzwerk ist nicht verpflichtend, sondern eine Chance, von erfolgreichen Cases zu lernen. Dabei lässt man jedem Unternehmen seinen eigenen Weg. Eine M&A-Beraterin illustriert das an einem Beispiel: Eine Constellation-Tochter in Kanada hatte mit einem neuen Cloud-Tool großen Erfolg und inspirierte damit andere Tochterfirmen, ähnliche Lösungen in ihre Produktpalette zu integrieren. Das geschah ohne strikte Vorgabe aus der Holding, sondern basierte auf gegenseitiger Empfehlung.

Finanziell profitiert Constellation davon, dass die Tochterfirmen nach der Übernahme oft schneller wachsen als zuvor. Die Sicherheit im Rücken einer finanzkräftigen Holding sowie der Zugang zu unternehmensweitem Know-how eröffnen neue Möglichkeiten. Gleichzeitig achtet Constellation streng darauf, nicht in sinnlose Expansionsprojekte zu investieren. Ein Branchenanalyst betonte, wie wichtig dem Unternehmen ein messbarer Return on Investment (ROI) ist: „Man könnte fast sagen, bei Constellation liebt man Excel genauso sehr wie man Software liebt.“

Ich war beeindruckt von der Disziplin, mit der man Projekte auf ihre Profitabilität abklopft – aber ohne die Kreativität abzuwürgen.
Ehemaliger Manager in einer Constellation-Tochter

Trotz aller Erfolge sehen die Interviewten gewisse Risiken. So könnte der M&A-Markt für Vertikalsoftware künftig an Dynamik gewinnen, was den Wettbewerb in den Bieterprozessen verschärft. Zusätzlich könnte das Zinsumfeld die Kapitalkosten erhöhen. Constellation finanziert viele Deals aus dem eigenen Cashflow, dennoch ist externes Kapital für größere Transaktionen unersetzlich. Steigt der Preis für Übernahmen, sinkt naturgemäß die Rendite. Langfristig ließe sich das nur durch weiteres organisches Wachstum im Bestand kompensieren.

Außerdem dürfen zukünftige Technologie- und Markttrends nicht unterschätzt werden. Gerade Nischenmärkte wirken träge, können aber von disruptiven Innovationen überrollt werden, wenn eine neue Generation von Cloud-, KI- oder Plattformlösungen an die Tür klopft. Hier besteht die Herausforderung darin, die einzelnen Tochterunternehmen nicht nur lokal, sondern auch strategisch so zu unterstützen, dass sie technologisch auf der Höhe bleiben.

Insgesamt bleibt das Resümee aus den Interviews jedoch eindeutig: Die dezentrale Konzeption, gepaart mit akribischer Kapitalallokation und einem tiefen Verständnis für spezielle Softwaremärkte, zeichnet Constellation Software aus. Das Unternehmen kauft gezielt Firmen, die konjunkturunabhängige, wiederkehrende Erlöse versprechen, und verbessert sie unternehmerisch, ohne sie zu vereinnahmen. Mitarbeitende profitieren von einem Umfeld, in dem sie ihre Identität wahren können und gleichzeitig auf globale Ressourcen zurückgreifen dürfen. Für Aktionäre verspricht das Modell solide, langfristige Renditen – natürlich unter der Voraussetzung, dass Constellation auch zukünftig passende Ziele findet und die ausgewogenen Integrationsmaßnahmen greifen.

Am Ende zählt für Constellation nicht der schnelle Deal, sondern die dauerhafte Wertschöpfung.
M&A-Beraterin für Softwareunternehmen

Wer Constellation Software analysiert, erkennt schnell, dass hier kein klassisches Tech-Unternehmen am Werk ist, sondern eher ein beständiger „Software-Investor“. Die Kombination aus Buy-and-Hold-Politik, dezentralspezifischer Kultur und einem Portfolio, das auf zuverlässige Cashflows ausgerichtet ist, verleiht der Aktie ihren besonderen Charme. Wie ein ehemaliger Geschäftsführer zusammenfasste, „haben die Leute bei Constellation nicht den Aktionärsbrief allein im Blick, sondern den echten Nutzen für Kunden und Beschäftigte“. Dieser Fokus auf reale Wertschöpfung machte Constellation über viele Jahre erfolgreich – und wird es nach Aussage der Experten wohl auch weiterhin bleiben.

Branche

Der Markt für vertikale Software

Der Markt für vertikale Software (VMS) zeigt ein beeindruckendes Wachstumspotential und wird voraussichtlich von 100 Milliarden USD im Jahr 2022 auf 239 Milliarden USD im Jahr 2027 ansteigen. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 19 %. Dieses Wachstum wird durch mehrere Faktoren angetrieben, darunter die zunehmende Digitalisierung, spezialisierte Anforderungen in verschiedenen Branchen und den Bedarf an maßgeschneiderten Softwarelösungen, die spezifische Geschäftsprozesse effizienter gestalten können.

Wachstumsfaktoren
  1. Digitalisierung und Automatisierung: Unternehmen in verschiedenen Branchen suchen nach Wegen, ihre Prozesse zu digitalisieren und zu automatisieren, um effizienter zu werden und Kosten zu senken. VMS bietet spezialisierte Lösungen, die genau auf diese Bedürfnisse abgestimmt sind.
  2. Spezialisierung und Branchenfokus: Die zunehmende Komplexität und Spezialisierung in verschiedenen Industrien erfordert maßgeschneiderte Softwarelösungen. VMS kann diese spezifischen Anforderungen besser erfüllen als generische Softwareprodukte.
  3. Regulatorische Anforderungen: In stark regulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen und dem Finanzsektor steigt die Nachfrage nach Softwarelösungen, die Compliance-Anforderungen effizient managen können. VMS bietet hierfür passende Lösungen.

Constellation Software positioniert sich als führender Anbieter von vertikaler Marktsoftware und hat sich durch konsequente Übernahmen sowie organisches Wachstum eine beeindruckende Marktstellung erarbeitet. Mit einem Umsatz von rund 8,4 Mrd. USD liegt das Unternehmen in der Spitzengruppe und übertrifft viele Wettbewerber. Gleichzeitig bleibt Constellation Software durch seinen Fokus auf Nischenmärkte und die breite geografische Abdeckung ein entscheidender Player in diesem Geschäftsfeld.

Die Strategie von Constellation Software, spezialisierte Firmen in verschiedenen Vertical-Market-Segmenten zu übernehmen, ermöglicht es dem Unternehmen, schnell auf neue Chancen zu reagieren und sich immer weiter zu verzweigen. Zudem profitiert es von stabilen und wiederkehrenden Einnahmen durch langfristige Wartungs- und Serviceverträge mit Bestandskunden.

Der Markt für vertikale Software wächst stark, getrieben durch fortschreitende Digitalisierung, spezialisierte Anwendungsfälle und veränderte regulatorische Vorgaben. Unternehmen wie Constellation Software, die gezielt auf Nischen setzen und zugleich im großen Stil Akquisitionen tätigen, sind für dieses Wachstum gut aufgestellt. Dennoch müssen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb und schnellen Technologieveränderungen stellen, um auf Dauer erfolgreich zu bleiben.

Wettbewerbsvergleich

Constellation Software
Roper Technologies
SS&C Technologies
Topicus
Logo
WKN
A0JM27
883563
A1CV38
A2QGR3
Kurs in USD
3.092
542
75
87
Marktkap. in Mrd. USD
65,5
58,5
18,5
7,3
Umsatz 2023 in Mio. USD
8.407
6.178
5.503
1217
Umsatzwachstum p.a. 5J
22,4 %
3,5 %
10,0 %
k.A.
Umsatzwachstum p.a. 10J
21,4 %
6,7 %
22,7 %
k.A.
Umsatzwachstum p.a. 3Je
18,9 %
9,9 %
5,3 %
21,4 %
EBIT 2023 in Mio. USD
1.135
1.745
2.041
170
EBIT-Marge 2023
13,5 %
28,2 %
23,3 %
14,0 %
Net Debt/EBITDA
1,2x
2,4x
3,4x
0,6x
KUV 2024e
6,5
8,4
3,2
5,5
KUV 2025e
5,4
7,7
3,0
4,4
Kurs/FCF 2024e
32,8
27,1
16,5
40,8
Kurs/FCF 2025e
25,7
24,3
12,1
32,4
KGV 2024e
92,7
41,0
26,8
54,6
KGV 2025e
65,6
37,5
22,4
42,8
Dividendenrendite 2024e
0,1 %
0,6 %
1,3 %
0,0 %
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Topicus

Topicus ist ein führender Anbieter von vertikaler Marktsoftware in Europa und ein Spin-off von Constellation Software. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt spezialisierte Softwarelösungen für verschiedene Branchen wie Finanzen, Bildung und Gesundheitswesen. Topicus konzentriert sich darauf, maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Kundenbedürfnisse zu liefern. Im Gegensatz zu Constellation Software operiert Topicus hauptsächlich in Europa.

Während Constellation global tätig ist, hat sich Topicus auf den europäischen Markt spezialisiert. Zudem ist Topicus ein eigenständiges börsennotiertes Unternehmen, das aus einer Abspaltung von Constellation entstanden ist.

Topicus ist neu an der Börse. Deshalb reichen die Kennzahlen nicht weit genug zurück, um sie richtig vergleichen zu können. Für die Zukunft soll das Wachstum bei 21,4 % pro Jahr liegen. Die EBIT-Marge ist ähnlich zu der von Constellation Software. Je nach Bewertungsmethode ist das Unternehmen fair bis teuer bewertet.

Roper Technologies

Roper Technologies ist ein diversifiziertes Technologieunternehmen im Umbruch. Das Unternehmen ist wie eine Holding für Software- und Medizintechnikunternehmen. Roper greift nach einer Übernahme aktiv in das Geschäft des Unternehmens ein und optimiert den Free Cash Flow.

Anders als Constellation Software ist Roper nicht ausschließlich auf Softwareunternehmen fokussiert. Roper hat ein breiteres Portfolio, das auch Hardware und physische Produkte umfasst. Zudem verfolgt Roper einen eher zentralisierten Managementansatz, während Constellation auf Dezentralisierung setzt.

Im Vergleich überzeugt Roper mit einer EBIT-Marge von 28 %. Das Umsatzwachstum lag wegen einer strategischen Neuausrichtung auf Softwareunternehmen bei nur 3,5 % in den letzten 5 Jahren. In Zukunft rechnet man mit rund 10 % Wachstum pro Jahr. Von der Bewertung her liegt das Unternehmen eher im Mittelfeld. Das KGVe 2024 liegt dagegen bei „nur“ bei 41,0.

SS&C Technologies

SS&C Technologies ist ein Anbieter von Finanzdienstleistungssoftware und Softwarelösungen. Das Unternehmen konzentriert sich hauptsächlich auf die Finanzbranche und bietet Lösungen für Vermögensverwaltung, Investmentbanking und Versicherungen an. SS&C kombiniert Softwareangebote mit Outsourcing-Dienstleistungen.

Im Vergleich zu Constellation Software hat SS&C einen engeren Branchenfokus auf den Finanzsektor. Constellation ist in vielen verschiedenen Branchen aktiv. Außerdem bietet SS&C neben Software auch umfangreiche Dienstleistungen an, während Constellation sich primär auf Softwarelösungen konzentriert.

SS&C beeindruckt mit 22,7 % Umsatzwachstum pro Jahr in den letzten 10 Jahren.
Trotzdem ist das Unternehmen nach jeder Multiple Bewertung am geringsten bewertet. Das KGVe 2025 liegt bei gerade einmal 22,4. Das ist günstig für ein Unternehmen mit 23 % EBIT-Marge. Der Haken: Das künftige Umsatzwachstum soll bei nur 5,3 % pro Jahr liegen.

Constellation Software Aktie im Vergleich

Höchstes Wachstum in den letzten 5 Jahren. Constellation Software wuchs mit 22,4 %. Die EBIT-Marge fällt dagegen mit 13,5 % am geringsten aus. Das KGVe 2024 liegt bei 92,7, wird aber durch hohes Wachstum schnell abgebaut. Günstig ist die Aktie trotzdem nicht.

Uns gefallen alle Unternehmen im Vergleich. Wir haben deshalb keinen wirklichen Favoriten. Jedes Unternehmen hat seinen eigenen Reiz:

  • Constellation Software: Diversifiziert und Marktführer
  • Roper Technologies: Hochprofitabel mit steigender Dividende
  • SS&C: Günstige Bewertung und Fokus auf Finanzmarktsoftware
  • Topicus: Europäisches Constellation Software mit günstigerer Bewertung

Kennzahlen

AktienInsight-Rating

Constellation Software erreicht 8 von 9 Punkten im AktienInsight-Rating. Insgesamt macht Constellation Software also eine gute Figur. Lediglich bei der Rentabilität schwächelt es beim ROIC vs. WACC. Das ist aber für ein Unternehmen, das am laufenden Band Übernahmen tätigt, nicht ungewöhnlich.

Umsatzentwicklung

In den letzten 10 Jahren wuchs der Umsatz mit 21,4 % pro Jahr. Das ist wirklich beeindruckend. Denn gerade in den letzten Jahren hat das Wachstum nochmal angezogen. Grund für dieses kontinuierlich hohe Wachstum sind die vielen Übernahmen. Und auch das ist nur möglich, weil Constellation Software sich so dezentral aufgestellt hat.

Auch für die kommenden Jahre erwartet man weiterhin starkes Wachstum im zweistelligen Bereich. Constellation ist öfters mal für eine Überraschung gut. Deshalb würde es uns auch nicht wundern, wenn 20 % weiterhin geschafft werden.

EBIT und Free Cash Flow

Der operative Gewinn wuchs in den letzten 10 Jahren mit durchschnittlich 25,8 % pro Jahr. Auch ein phänomenaler Wert. Auch hier kann man von einer ähnlichen Weiterentwicklung ausgehen. Die Marge konnte sich auch in diesem Zeitraum leicht verbessern. Wobei bei Constellation Software vor allem der Free Cash Flow entscheidend ist.

Der Free Cash Flow eines Unternehmens gibt an, wie viel freie Mittel es wirklich pro Jahr zur Verfügung hat. Mit diesem Geld können Dividenden gezahlt, Schulden getilgt oder in neue Projekte im Unternehmen investiert werden.

Der Free Cash Flow von Constellation Software wuchs in den letzten 10 Jahren um 22,7 % pro Jahr.
Die FCF-Marge lag immer zwischen 20 % und 30 %. Wobei 20 % eher die Norm sind.

Für Serial Acquirer wie Constellation Software ist der Free Cash Flow wichtiger als das EBIT, da er die tatsächlich verfügbare Liquidität zeigt, die für Akquisitionen genutzt werden kann. Im Gegensatz zum EBIT berücksichtigt der FCF operative Ausgaben, Investitionen und Liquiditätsflüsse, was ihn entscheidend für nachhaltiges Wachstum macht.

Constellation Software hat eine EBIT-Marge von 13,5 %. Das hört sich erstmal nicht viel an, aber wie schon zuvor gesagt, sind das EBIT und der Gewinn nicht so wichtig wie der Cash-Flow.

Das relativ niedrige EBIT bei Constellation Software entsteht durch hohe Abschreibungen auf akquirierte immaterielle Vermögenswerte, die nicht liquiditätswirksam sind. Dadurch wird die operative Profitabilität unterschätzt, obwohl das Unternehmen einen starken Free Cash Flow generiert und finanziell sehr gesund ist.

Ausschüttungen

Constellation Softwares Dividende ist in den letzten 10 Jahren nicht gestiegen. Sie zahlen also eine Dividende, um Aktionäre direkt am Erfolg zu beteiligen, priorisieren jedoch die Reinvestition des freien Cashflows in profitable Akquisitionen, da das höhere Renditen verspricht. Eine Dividendenerhöhung ist unwahrscheinlich, da das Geschäftsmodell darauf ausgerichtet ist, langfristiges Wachstum durch Übernahmen statt durch Ausschüttungen zu maximieren.

Dementsprechend schwach sieht auch die Entwicklung der Dividendenrendite aus. Mark Leonard hat bereits angedeutet, dass die Dividende in Zukunft sogar ganz gestrichen werden könnte, um noch mehr Kapital für Übernahmen bereitzustellen und das Wachstum weiter zu fördern.

Die Anzahl der Aktien von Constellation Software ist seit 2013 nicht gestiegen oder gesunken. Constellation Software kauft keine Aktien zurück. Auch hier gilt dasselbe Prinzip wie bei der Dividende. Man sieht in anderen Unternehmen mehr Renditepotenzial als in der eigenen Aktie.

Bilanzanalyse

Nettoschulden. Das Verhältnis von Nettoschulden zu EBITDA liegt bei Constellation Software bei etwa 1,2. Das ist völlig im Rahmen. Unter normalen Umständen ist ein maximaler Wert von 3 für uns akzeptabel. Alles darüber hinaus braucht eine nähere Betrachtung und gute Gründe.

Rating. Constellation Software hat ein BBB-Rating von S&P und ein BBB+-Rating von Fitch. Das entspricht einem “lower medium grade”. Eine durchschnittlich gute Anlage.

Goodwill. Dieser entsteht, wenn ein Unternehmen ein anderes Unternehmen für einen Preis kauft, der höher ist als der Marktwert der erworbenen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten. Im Grunde also heiße Luft in der Bilanz. Hier besteht das Risiko, dass der Wert in der Bilanz abgeschrieben werden muss, wenn ein gekauftes Unternehmen nicht die geplanten Ergebnisse erreicht.

Constellation Softwares Goodwill beträgt 1,3 Milliarden USD. Das sind etwa 12 % des gesamten Vermögens. Das ist jetzt nicht sonderlich wenig, aber auch noch nicht besorgniserregend hoch. Der Goodwill verteilt sich aber bei Constellation Software auf verschiedenste Unternehmen, was das Risiko etwas streut.

Fazit. Die Bilanz ist im Großen und Ganzen sauber. Es gibt nichts Größeres zu beanstanden.

Chancen & Risiken

Constellation Softwares Chancen

Starke Marktstellung in Nischenmärkten. Constellation Software konzentriert sich auf sogenannte „Vertical Market Software“, also auf spezialisierte Lösungen für bestimmte Branchen (z. B. für den öffentlichen Sektor, Gesundheitswesen, Finanzen usw.). Durch die Fokussierung auf Nischen mit hohen Eintrittsbarrieren und langfristigen Kundenbeziehungen verfügt das Unternehmen über ein stabiles und margenstarkes Geschäftsmodell.

Bewährte Buy-and-Build-Strategie. Das Management rund um CEO Mark Leonard verfolgt seit Jahren eine äußerst erfolgreiche Akquisitionsstrategie. Neue Übernahmen werden sorgfältig ausgewählt und in das bestehende Firmenportfolio integriert. Diese Strategie ermöglicht kontinuierliches Umsatz- und Gewinnwachstum.

Hohe Cashflow-Generierung. Aufgrund der wiederkehrenden Umsätze und der relativ stabilen Wartungs- und Serviceverträge erzielt Constellation Software verlässliche Cashflows. Dies schafft finanzielle Flexibilität, um laufend neue Softwareunternehmen zu akquirieren oder anorganische Wachstumschancen zu nutzen.

Dezentrale Führungsstruktur. Constellation Software gewährt den operativen Einheiten große Autonomie. Dadurch bleiben die erworbenen Unternehmen flexibel, was häufig zu hoher Mitarbeiterzufriedenheit und Kundenbindung führt. Gleichzeitig profitieren die Einheiten von einem gemeinsamen Netzwerk aus Branchenkontakten und Best Practices.

Langfristiger Denkansatz des Managements. Constellation Software ist bekannt für seine langfristige Ausrichtung und das Bestreben, nachhaltiges Wachstum zu erzielen. Das Management agiert oft zurückhaltend in der Kommunikation und verzichtet auf kurzfristige Gewinnmaximierung. Dies kann das Vertrauen von Langfrist-Investoren stärken und stabile Rahmenbedingungen für künftige Wachstumsphasen schaffen.

Constellation Softwares Risiken

Hohe Abhängigkeit von Akquisitionen. Trotz breiter Diversifikation in diversen Märkten basiert das Wachstumskonzept von Constellation Software zu einem großen Teil auf Unternehmensübernahmen. Sollten sich attraktive Kaufgelegenheiten reduzieren oder die Preise für potenzielle Übernahmeziele zu stark ansteigen, könnte das Wachstumsmodell ins Stocken geraten.

Integrationsrisiken. Obwohl das Management eine langjährige Erfolgsbilanz bei Übernahmen hat, besteht immer das Risiko, dass einzelne Akquisitionen schwer zu integrieren sind oder Synergien ausbleiben. Dies kann zu zusätzlichen Kosten und vorübergehenden Störungen im operativen Geschäft führen.

Abhängigkeit von Schlüsselpersonen. Constellation Software verdankt einen Großteil seines Erfolgs dem Führungsstil und den Erfahrungen von CEO Mark Leonard und seinem Management-Team. Ein unerwarteter Rückzug dieser Schlüsselpersonen könnte zu Unsicherheit am Markt führen und die Kontinuität der Unternehmensstrategie gefährden.

Makroökonomische Einflüsse und Zinspolitik. Steigende Zinsen verteuern Übernahmekredite und können den Preis für Fremdkapital allgemein erhöhen. Zudem könnten wirtschaftliche Abschwünge dazu führen, dass Kunden ihre IT-Budgets reduzieren, was das Wachstum von Constellation Software bremsen würde.

Bewertungsrisiko (hoher Aktienkurs). Nach jahrelangem Kursanstieg ist Constellation Software tendenziell hoch bewertet. Sollte das Marktwachstum stagnieren oder die Erwartungen an das akquisitionsgetriebene Geschäftsmodell enttäuscht werden, könnte der Kurs empfindlich reagieren.

Bewertung

Historische Bewertung

Durch den Vergleich aktueller Kennzahlen mit historischen Medianwerten lässt sich eine mögliche Unter- oder Überbewertung ableiten. Allerdings ist eine günstige Bewertung im historischen Vergleich nicht automatisch ein Kaufsignal. Sollten das erwartete Wachstum, der Gewinn oder der Umsatz sinken, wäre eine niedrigere Bewertung gerechtfertigt.

Dies gilt auch umgekehrt: Ein Anstieg beim erwarteten Umsatz oder Gewinn kann eine höhere Bewertung im Vergleich zu historischen Daten rechtfertigen, da dies auf bessere Zukunftsaussichten hindeutet. Daher ist es nicht ratsam, eine Aktie ausschließlich anhand historischer Kennzahlen zu bewerten.

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis der Constellation Software-Aktie liegt aktuell bei 6,5 für 2024. Für das nächste Geschäftsjahr 2025 soll es auf etwa 5,4 sinken. Damit läge das Verhältnis 10 % über dem historischen Schnitt. Das deutet erstmal auf eine leichte Überbewertung hin.

Das Verhältnis von Kurs zu Free Cash Flow der Constellation Software-Aktie liegt bei 32,8. 2025 wird aber ein starker Rückgang auf 25,7 erwartet. Dieser Wert läge lediglich 10 % über dem historischen Median.

Da man bei Constellation Software aufgrund des Geschäftsmodells auch den Free Cash Flow anstelle des Gewinns als Maßzahl für den Unternehmenserfolg betrachten kann, wirkt ein Kurs-FCF-Verhältnis von 25,7 für ein jährliches Wachstum von über 20 % nicht sonderlich teuer.

Der Vollständigkeit halber schauen wir uns auch noch das KGV von Constellation Software an. Das liegt aktuell bei 92,7. Für 2025 wird ein Rückgang auf 65,6 erwartet. Immer noch sehr hoch. Dieses hohe KGV trügt aber in unseren Augen. Selbst in Zeiten, als Constellation Software zwischen 2013 und 2021 noch relativ günstig bewertet war, ist das KGV schon hoch gewesen. Die Gründe, warum der FCF die angemessenere Bewertungskennzahl ist, haben wir im Kennzahlenkapitel erläutert.

Discounted-Cash-Flow-Bewertung

Für die Bewertung der Constellation Software Aktie verwenden wir das DCF-Modell. Dabei berechnen wir den Firmenwert auf Basis der zukünftigen FCFs, die das Unternehmen erwirtschaftet. Hierbei sind die Annahmen über die Zukunft entscheidend.

Umsatzwachstum und EBIT

Wir haben eine Prognose für Constellation Software als ganzes Unternehmen erstellt, weil die verschiedenen Bereiche in unseren Augen recht ähnlich sind und sich ähnlich entwickeln. Unsere Annahme ist, dass Constellation Software bis 2028 um 15 % pro Jahr wächst und danach um rund 12 % pro Jahr. Wir nehmen hierbei an, dass das Wachstum durch Übernahmen kontinuierlich hoch bleibt.

Für die EBIT-Marge gehen wir davon aus, dass Constellation Software in etwa gleich bleibt. Die Marge schwankt über den historischen Zeitraum relativ stark und wir haben uns dafür entschlossen, am unteren Ende für unsere langfristige Prognose anzusetzen.

Ergebnis

Im DCF-Modell erhalten wir für Constellation Software einen fairen Kurs von 5.202,4 USD bzw. 66,9 % Unterbewertung. Damit ist die Aktie also zum aktuellen Zeitpunkt deutlich unterbewertet. Es hat uns aber auch verblüfft. Wir denken auch, dass die Constellation Aktie bis 4.000 Dollar ein spannender Kauf ist, aber darüber hinaus etwas zu teuer wird.

Kurs
Renditeerwartung pro Jahr
1.800 USD
19,1 %
2.000 USD
17,9 %
2.200 USD
16,7 %
2.400 USD
15,7 %
2.600 USD
14,8 %
2.800 USD
14,0 %
3.000 USD
13,2 %
3.117 USD
12,7 %
3.200 USD
12,5 %
3.400 USD
11,8 %
3.600 USD
11,1 %
3.800 USD
10,5 %
4.000 USD
10,0 %
4.200 USD
9,4 %
4.400 USD
8,9 %
4.600 USD
8,4 %
4.800 USD
8,0 %
5.000 USD
7,5 %
5.200 USD
7,1 %

8. Fazit

Constellation Software ist ein Serial Acquirer, der immer wieder spezialisierte Softwarefirmen in Nischenmärkten aufkauft und weiterentwickelt. Dabei setzt das Unternehmen sowohl auf organisches Wachstum als auch auf strategische Übernahmen.

Die größte Stärke von Constellation Software ist der Fokus auf Vertical Market Software (VMS). Das sind Lösungen für sehr spezifische Branchen. Diese Nischen haben oft hohe Eintrittsbarrieren und erlauben dem Unternehmen, langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen. Außerdem sorgt die dezentrale Struktur dafür, dass neue Firmen schnell integriert werden und man in einem dynamischen Markt konkurrenzfähig bleibt.

Im AktienInsight-Rating erreicht Constellation Software 8 von 9 Punkten. Das ist stark, vor allem wenn man die hohen Wachstumsraten von rund 20 % pro Jahr betrachtet. Das Unternehmen erzielt eine EBIT-Marge von 13,5 %, was auf den ersten Blick nicht extrem hoch wirkt. Allerdings wird das Ergebnis durch große Abschreibungen auf Übernahmen beeinflusst. Schaut man stattdessen auf den Free Cash Flow, zeigt sich, dass Constellation Software finanziell sehr solide dasteht.

Der Markt für vertikale Software wächst stark. Genau das spielt Constellation Software in die Karten. Denn das Unternehmen bietet spezialisierte Lösungen für öffentliche Einrichtungen, den Gesundheitssektor oder den Finanzmarkt. Das führt zu langfristigen Verträgen und einer breiten Kundenbasis. Und weil Constellation Software zahlreiche Tochterfirmen in verschiedenen Branchen hat, sind die Einnahmen zudem breit diversifiziert.

Bei der Bewertung der Aktie sieht man, wie erfolgreich Constellation Software ist. Der Preis ist hoch, allerdings spiegelt das auch das starke Wachstum und die solide Marktposition wider. Das Kurs-FCF-Verhältnis liegt bei rund 32,8 für 2024. Das ist zwar mehr als der historische Durchschnitt, aber durch das anhaltend hohe Wachstum zumindest zum Teil gerechtfertigt.

Wir finden, die Aktie bleibt bei einer erwarteten Rendite von 12,7 % kaufenswert. Constellation Software ist ein erfolgreiches Unternehmen mit kontinuierlich starkem Cashflow und einem bewährten Akquisitionsansatz. Zwar ist die Bewertung auf den ersten Blick ambitioniert, bei genauerer Betrachtung, gerade über den Free-Cash-Flow, zeigt sich jedoch, dass die Aktie durchaus attraktive Renditechancen birgt. Solange das Team um Mark Leonard seine Strategie beibehält, bleibt Constellation Software ein spannender Serial Acquirer im Softwarebereich.

Über die Autoren

Ibo Ahmiane (ProfessorFinanzen)

Einer der größten Finanz-Influencer & Investor

Vom normalen Bankangestellten zu einem der erfolgreichsten Finfluencer. Ibo spricht auf seinen Social Media Kanälen über finanzielle Bildung und erreicht dort schon über 2,2 Millionen Menschen. Durch seine Arbeit in der Bank musste er immer wieder feststellen, dass die meisten Menschen keine Ahnung davon haben, wie sie richtig mit ihrem Geld umgehen. Unser Bildungssystem hat scheinbar keinen Platz für Finanzbildung und das will er ändern. Ibo selbst hat im Alter von 28 Jahren bereits über 1.000.000€ investiert.

Philipp Weinacht

Professioneller Aktien-Analyst & Investor

Philipp hat langjährige Erfahrung in der Analyse von Aktien. Er steigt tief in die Geschäftsmodelle von Unternehmen ein, um die wesentlichen Werttreiber herauszufinden. Im Rahmen seiner eigenen Investmentstrategie (über 100.000€ in aktiv verwaltetem Vermögen) setzt er auf eine Mischung aus vielversprechenden Wachstumswerten und soliden Dividendenzahlern. Besonders spannend findet er Unternehmen mit starken Marken und einem tiefen Burggraben.

Haftungsausschluss und Transparenzhinweis

Sämtliche Inhalte dieser Analyse stellen journalistische Publikationen dar. Sie dienen ausschließlich Informations- und Lernzwecken und stellen keine Handlungsempfehlung hinsichtlich des Kaufs oder Verkaufs von Wertpapieren dar. Die Inhalte wurden sorgfältig nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, es kann jedoch keine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte übernommen werden. Es wurden ausschließlich Informationen berücksichtigt, die den Autoren zum Stand der Veröffentlichung bekannt gewesen sind.

Alle Inhalte geben ausnahmslos und zu jeder Zeit die persönliche Meinung und Einschätzung der Autoren wieder. Ein Handel mit Wertpapieren wie z.B. Aktien ist mit Chancen, aber auch mit Risiken bis hin zum Totalverlust verbunden und erfolgt auf eigene Verantwortung. Die Autoren übernehmen keine Haftung für Schäden und Verluste, die sich aus einer Handlung auf Basis der zur Verfügung gestellten Informationen ergeben. Der Autor hält zum Zeitpunkt der Erstellung desArtikels Aktien von Constellation Software, SS&C und Topicus.

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