
Marktanalyse Indien
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Einleitung
Indien ist seit 2023 das bevölkerungsreichste Land der Welt. 1,45 Milliarden Menschen leben in dem südasiatischen Land, in dem das Wachstum in erstaunlicher Geschwindigkeit voranschreitet. Das Bruttoinlandsprodukt steigt von Jahr zu Jahr um bis zu 7 %, und ein Ende dieses Wachstums ist nicht in Sicht.
Für Investoren kann Indien eine große Chance sein, denn hier entsteht gerade jener Wohlstand, den wir in der westlichen Welt vor Jahrzehnten erreicht haben. Unternehmen, die anderswo schon beinahe ausgewachsen sind, gelten hier noch als echte “Fast Grower.” Genau in diese schnell wachsende Welt können wir jetzt investieren.
Doch blindes Investieren kann fatale Folgen haben. Ein Entwicklungsland wie Indien birgt Risiken. Alles ist instabiler als in den Märkten, in die wir normalerweise investieren. Auch die Bewertungen spielen teilweise verrückt. Deshalb ist es entscheidend, nicht nur die einzelnen Unternehmen genau zu verstehen, sondern auch das Land, die Gesellschaft und die Politik. Und genau das leisten wir in dieser umfassenden Indien-Marktanalyse!
Inhaltsverzeichnis
- Überblick: Warum in Indien investieren?
- Geschichte
- Kultur und Politik
3.1 Kultur
3.2 Politik - Wirtschaft4.1 Übersicht zur indischen Wirtschaft
4.2 Wichtige wirtschaftliche Kennzahlen - Wie man am besten in Indien investiert5.1 Aktien vs. ETFs
5.2 Steuern und Dividenden
5.3 Thema ADR - Mögliche Investments6.1 Spannende Chancen mit Einzelaktien
6.2 Ausgewogenes Investieren mit ETFs - Fazit
- Wichtige Frage7.1 Wird Indien das neue China?
7.2 Was sind die großen Indien Risiken?
7.3 Wie viel Wachstum ist bereits eingepreist?
7.4 Welche Branchen könnten in Zukunft besonders profitieren?

1. Überblick: Warum in Indien investieren?

Seit den 1970ern wächst Indiens Wirtschaft stetig, mit einer Verdopplung der Wirtschaftsleistung etwa alle zehn Jahre. Trotzdem liegt das Pro-Kopf-BIP noch bei ca. 2.500 USD — also weit unter dem Niveau entwickelter Länder wie Deutschland oder den USA. Dieser niedrige Ausgangspunkt könnte Indien aber ermöglichen, sein Wachstum über viele Jahre fortzusetzen.
Ein großer Vorteil ist die junge Bevölkerung: Mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren stehen viele Arbeitskräfte und Konsumenten zur Verfügung, was dem Land demografische Probleme erspart. Fleiß und Bildung haben zudem in der indischen Kultur einen hohen Stellenwert, was sich auch in der durchschnittlichen Arbeitszeit von 41 Stunden pro Woche zeigt.
Reformen der letzten Jahre haben alte sozialistische Strukturen abgebaut und Korruption verringert. Digitale Zahlungen, der Ausbau von Gesundheit und Infrastruktur sowie Steuererleichterungen und eine bessere Stromversorgung treiben die Wirtschaft an.
Indiens Unternehmergeist ist beeindruckend: Über 100 Einhörner — Start-ups mit Milliardenbewertungen — machen das Land weltweit zur Nummer drei nach den USA und China. Der Ausbau der Infrastruktur wie Straßen, Schienennetze, Flughäfen und Energieerzeugung gibt dem Wachstum zusätzlich Schub.
Die starke wirtschaftliche Dynamik spiegelt sich auch im indischen Aktienmarkt wider. Der Nifty 50, der die 50 größten Unternehmen des Landes umfasst, hat in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Überperformance im Vergleich zu den globalen Märkten erzielt. Mit einer jährlichen Rendite von rund 12 % zeigt sich der Nifty 50 stärker als der S&P 500 aus den USA, der auf etwa 7,6 % kommt, und auch als der Shanghai Composite in China, der eine jährliche Rendite von etwa 5,8 % erzielt.
Für Investoren bietet der indische Aktienmarkt daher besonders interessante Perspektiven, da Anteilseigner hier direkt vom Wirtschaftswachstum profitieren können — anders als in autoritären Systemen wie China, wo die wirtschaftlichen Gewinne oft stärker reguliert sind.

1. Geschichte


Knotenpunkte für den internationalen Gewürzhandel. Arabische Händler brachten indische Gewürze und Textilien
nach Persien und ins Osmanische Reich. Schon vor 1.000 Jahren besaß Indien gut entwickelte Handwerkskünste und
war führend in der Produktion von Baumwollstoffen und Edelmetallarbeiten. Die frühe Wirtschaftskraft basierte auf
Landwirtschaft, Handwerk und Handel.

Kerala, was zu einem neuen Kapitel in Indiens Geschichte führte. Die Portugiesen etablierten Handelszentren und
kontrollierten den Seehandel entlang der Küstengebiete, vor allem in Goa. Sie nutzten militärische Stärke, um die
Konkurrenz mit arabischen und indischen Händlern zu umgehen. Diese erste Kolonialisierungswelle veränderte die
lokale Wirtschaft zwar moderat, führte aber zu einer stärkeren Kontrolle über den Überseehandel.

East India Company nutzte Handelsbeziehungen zu lokalen Fürsten und begann, Teile Indiens zu kontrollieren. 1757,
nach der Schlacht von Plassey, wurde Bengalen der erste offiziell kontrollierte Teil des britischen Empire in Indien. Die
Kompanie richtete ein Handels- und Verwaltungssystem ein, das vor allem auf die Ausbeutung von Rohstoffen
abzielte. Textilien, Tee und Gewürze wurden in großem Maßstab nach Großbritannien exportiert. Der Einfluss der
Kompanie setzte die Grundlage für die britische Kolonialherrschaft, die 1858 offiziell mit der Gründung der britischen
Kronkolonie Indien begann.

direkte Kontrolle. Diese Periode veränderte die Wirtschaft Indiens grundlegend. Viele traditionelle Industrien gingen
verloren oder wurden geschwächt. Die Briten richteten den Fokus auf den Export von Rohstoffen und nutzten Indien
als Absatzmarkt für britische Fertigwaren. Die Kolonialherrschaft führte zu einer tiefen wirtschaftlichen Abhängigkeit
und Armut. Die Infrastruktur — besonders das Eisenbahnnetz — wurde zwar ausgebaut, diente jedoch vorrangig
britischen Interessen und half beim Rohstoffexport. Die Kolonialzeit hatte langfristige negative Effekte auf die
Wirtschaft und die sozialen Strukturen.

Sowjetunion. Fünfjahrespläne dienten der Industrialisierung und Armutsbekämpfung. Es entstanden große staatlich
geführte Unternehmen in Sektoren wie Stahl, Kohle und Schwerindustrie. Diese Politik sicherte grundlegende
Fortschritte im Gesundheits- und Bildungsbereich, führte jedoch zu wirtschaftlicher Ineffizienz und starker
Bürokratie. Die Wirtschaft wuchs langsam und hohe Zölle sowie Handelsbeschränkungen isolierten Indien vom
Weltmarkt. Der Mangel an Privatsektor-Investitionen und Innovationskraft bremste das Wachstum.

Narasimha Rao und Finanzminister Manmohan Singh öffnete den Markt durch eine Reformwelle. Handelsschranken
wurden abgebaut, und ausländische Investitionen wurden gefördert. Der Privatsektor bekam mehr Freiheit, was das
Wirtschaftswachstum ankurbelte und Indien auf den globalen Markt brachte. Besonders die IT-Branche entwickelte
sich rasant und machte Indien zum führenden Anbieter für Outsourcing-Dienstleistungen. Die Liberalisierung
ermöglichte auch eine wachsende Mittelschicht und verbesserte das Leben für Millionen von Indern. Der Erfolg des
Dienstleistungssektors, besonders in IT und Telekommunikation, wurde zur Grundlage für Indiens neue
Wirtschaftsstrategie.

investierten stark in Indien, was das Wachstum des Arbeitsmarktes und der Mittelschicht beschleunigte. Städte wie
Bangalore und Hyderabad wurden Zentren für IT-Dienstleistungen. Der Dienstleistungssektor wuchs und machte bald
über die Hälfte des BIP aus. Während China sich auf Industrieproduktion konzentrierte, wählte Indien eine
marktorientierte, demokratische Entwicklung, was westliche Investoren anzog. Der starke Fokus auf Bildung und der
Ausbau des Dienstleistungssektors sicherten Indien einen Platz als „Backoffice der Welt“.



Kultur und Politik
3.1 Kultur

Indien ist kulturell extrem vielfältig, mit Wurzeln, die tausende Jahre zurückreichen. Religion, insbesondere der Hinduismus, spielt eine zentrale Rolle und prägt das tägliche Leben. Rund 90 % der Bevölkerung sind Hindus, gefolgt von Muslimen, Christen und Sikhs. Für viele Hindus sind religiöse und kulturelle Rituale ein wichtiger Teil ihrer Identität und Gemeinschaft, was auch die spirituelle Orientierung stärkt.
Obwohl das Kastensystem offiziell abgeschafft ist, spielt es im gesellschaftlichen Leben vielerorts weiterhin eine Rolle. Traditionell sind die Menschen in verschiedene Kasten unterteilt: Brahmanen (Priester und Gelehrte), Kshatriyas (Beamte und Soldaten), Vaishyas (Kaufleute), Shudras (Arbeiter und Bauern) und Harijans (einfache Berufe wie Fischer und Straßenreiniger). Dieses inoffizielle Kastensystem beeinflusst das soziale Miteinander und kann für Investoren wichtig sein, da es oft Auswirkungen auf die Marktsegmentierung und Konsumgewohnheiten hat.
Indiens regionale Vielfalt ist ebenfalls enorm. Während Städte wie Mumbai und Bangalore modern und international ausgerichtet sind, haben ländliche Regionen tiefere traditionelle Wurzeln, die sich stark auf das Konsumverhalten auswirken. In den ländlichen Gebieten und kleineren Städten ist das Leben oft noch stark von Traditionen und religiösen Bräuchen geprägt. Diese Traditionen haben direkten Einfluss auf das Konsumverhalten und die Arbeitsweise in Unternehmen.
Die Kolonialzeit hat Indien ebenfalls nachhaltig beeinflusst, besonders in der Bürokratie und durch Englisch als Wirtschaftssprache. Dies erleichtert internationalen Unternehmen den Markteintritt. Gleichzeitig bewahrt Indien viele seiner eigenen kulturellen Traditionen, was zu einer Mischung aus westlichen und indischen Konsumgewohnheiten führt, besonders in der Mittelschicht.
Für Investoren ist diese kulturelle Vielfalt entscheidend, da sie Konsumgewohnheiten, das Arbeitsleben und Geschäftsbeziehungen beeinflusst. Feste wie Diwali haben beispielsweise enorme wirtschaftliche Bedeutung und treiben den Konsum an, ähnlich dem Weihnachtsgeschäft im Westen. Religiöse Feiertage und Traditionen können jedoch auch die Logistik und Personalplanung beeinflussen, da viele Mitarbeiter während dieser Zeiten freinehmen.
Das Konsumverhalten in Indien ist stark familienorientiert, wobei oft gemeinsam über Anschaffungen entschieden wird und Wert auf Qualität und Statussymbole gelegt wird. Im Vergleich zu China, das in wirtschaftlicher Hinsicht oft strikter reguliert ist, bietet Indien mit seiner demokratischen Struktur und kulturellen Offenheit für Investoren große Chancen.
3.2 Politik

Politisches System und Stabilität
Indiens Politik ist tief in der Geschichte verwurzelt und zeigt bis heute Einflüsse aus der Kolonialzeit. Seit der Unabhängigkeit 1947 ist Indien die größte Demokratie der Welt. Das Land belegt weltweit Platz 46 im Demokratieindex. China schafft es nur auf Platz 156. Das demokratische System verleiht dem Land Stabilität und Planbarkeit, was für internationale Investoren ein wichtiger Faktor ist. Trotz Herausforderungen wie Korruption und Bürokratie bietet die indische Demokratie ein Maß an Transparenz und Rechtssicherheit, das in anderen Schwellenländern oft weniger stark ausgeprägt ist.
Im Gegensatz zu China, das zentral und autoritär regiert wird, hat Indien ein föderales System. Die Bundesstaaten besitzen viel Entscheidungsfreiheit und entwickeln teilweise eigene wirtschaftspolitische Strategien. Diese Vielfalt kann Investitionschancen eröffnen, führt aber auch zu regionalen Unterschieden in der Gesetzgebung und Verwaltung. Der föderale Charakter kann für Unternehmen Herausforderungen schaffen, er erlaubt aber auch eine flexiblere Anpassung an lokale Märkte.
Wirtschaftliche Reformen und Investorenfreundlichkeit
Die Liberalisierung der indischen Wirtschaft begann in den 1990er-Jahren und legte die Grundlage für das heutige Wachstum. Seither orientiert sich Indien verstärkt an einer offenen Marktwirtschaft. Die Regierung hat den Zugang zu vielen Sektoren erleichtert, darunter IT, Telekommunikation und Fertigung. Für Investoren sind Programme wie „Make in India“ besonders attraktiv, da sie lokale Produktion fördern und Investitionen im Inland stärken sollen. „Digital India“ unterstützt die Digitalisierung und bietet Chancen für Technologie- und eCommerce-Unternehmen.
Trotz der Reformen ist die Bürokratie nach wie vor eine Hürde. Genehmigungen und Anträge können lange dauern, was den Markteintritt verlangsamt. Korruption ist ein weiteres Problem, das zu Ineffizienzen und Zusatzkosten führen kann. Die Regierung hat jedoch Initiativen gestartet, um Korruption zu bekämpfen und Transparenz zu erhöhen, wie die Einführung digitaler Zahlungssysteme und Maßnahmen zur Förderung des digitalen Verwaltungswesens.
Außenpolitik und internationale Beziehungen
Indien hat in den letzten Jahren seine Position auf der internationalen Bühne gefestigt. Das Land unterhält enge Beziehungen zu den USA, Europa und Japan. Die USA sind ein wichtiger Handelspartner und bedeutender Technologieinvestor, während Europa starke Wirtschaftsbeziehungen in den Bereichen Automobil, Pharma und erneuerbare Energien pflegt. Im Vergleich zu China setzt Indien auf strategische Partnerschaften und versucht, sich international unabhängig zu positionieren.
Die Beziehungen zu China sind angespannt. Grenzkonflikte und der Wettbewerb um Einfluss in Asien führen zu politischer Unsicherheit. Gleichzeitig intensiviert Indien seine Bemühungen, eigene Alternativen zu chinesischen Produkten und Technologien zu entwickeln. Für westliche Investoren ergeben sich hier Chancen, da Indien bestrebt ist, wirtschaftliche Abhängigkeiten zu reduzieren und Alternativen zu fördern.
Rechtssystem und Herausforderungen
Das indische Rechtssystem basiert auf dem britischen Common Law und ist unabhängig, was eine gewisse Sicherheit für internationale Unternehmen bietet. Rechtliche Auseinandersetzungen werden häufig vor indischen Gerichten oder Schiedsstellen verhandelt. Allerdings sind die Gerichte stark überlastet, was zu langen Verfahren führt. Hier unterscheidet sich Indien von Ländern wie Singapur, die für schnelle und effiziente Prozesse bekannt sind. Trotzdem schätzen Investoren die rechtsstaatlichen Strukturen Indiens, die im Konfliktfall einen neutralen Rahmen bieten.
Indien hat in den letzten Jahren auch das Steuerrecht reformiert. Die Einführung einer einheitlichen Mehrwertsteuer (GST) vereinfacht das Geschäftsumfeld und reduziert die regionale Steuerkomplexität. Im internationalen Vergleich zeigt Indien hier Fortschritte, um die Märkte zu öffnen und bürokratische Hürden abzubauen. Dennoch bleibt in Bereichen wie Infrastruktur und Finanzwesen Verbesserungsbedarf.
Chancen und Herausforderungen für Investoren
Indiens Politik bietet ein stabiles Fundament für Investoren, kombiniert mit einigen Herausforderungen. Das demokratische System und die Reformbereitschaft der Regierung schaffen eine positive Grundlage, die Indien von zentralisierten Systemen wie dem chinesischen abhebt. Probleme wie Korruption, Bürokratie und ein langsames Justizsystem sind jedoch nach wie vor Hürden, die Unternehmen einplanen müssen. Die indische Regierung arbeitet an Verbesserungen, doch die Umsetzung erfolgt oft langsam. Trotz dieser Herausforderungen bietet Indien einen vielversprechenden Markt, dessen internationale Bedeutung kontinuierlich wächst.

Wirtschaft
4.1 Übersicht zur indischen Wirtschaft
Indiens wirtschaftlicher Weg
Indiens Wirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten einen enormen Wandel durchgemacht. Nach der Unabhängigkeit 1947 setzte die Regierung zunächst auf eine zentral geplante Wirtschaft, stark kontrolliert vom Staat und mit wenigen Freiheiten für private Unternehmen. Diese Strategie, auch als „License Raj“ bekannt, führte zu einer extremen Bürokratisierung und einem trägen Wachstum. Von 1950 bis 1980 wuchs die Wirtschaft im Schnitt nur um etwa 3,5 % pro Jahr, während andere Schwellenländer deutlich schneller wuchsen. Die Industrie blieb schwach und die Landwirtschaft war der dominierende Sektor. Internationale Investoren waren kaum präsent, da das System stark abgeschottet war.
Der Wendepunkt kam dann erst in den frühen 1990er-Jahren. Indien stand 1991 vor einer schweren Zahlungsbilanzkrise mit kaum noch genügend Devisenreserven, um die Importe für ein paar Wochen zu decken. In dieser Notsituation führte die Regierung unter Premierminister Narasimha Rao und Finanzminister Manmohan Singh umfassende Wirtschaftsreformen durch.
Die Liberalisierung begann: Der „License Raj“ wurde schrittweise abgebaut, ausländische Investitionen wurden zugelassen und der Markt öffnete sich für internationale Unternehmen. Diese Reformen führten zu einer spürbaren Wachstumssteigerung. Von einem durchschnittlichen Wachstum von 3,5 % sprang die jährliche Wachstumsrate in den Folgejahren auf über 6 %. Trotzdem steht Indien heute immer noch vor einigen Problemen.
Indiens Wirtschaft heute
Heute ist Indien die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, mit einem nominalen BIP von etwa 3,6 Billionen US-Dollar (Stand 2023) und einem beeindruckenden Wachstum von rund 6 – 7 % pro Jahr in den letzten Jahrzehnten.
Der Dienstleistungssektor spielt eine zentrale Rolle und trägt über 60 % zum BIP bei. Besonders stark sind IT-Dienstleistungen und das Outsourcing von Geschäftsprozessen mit bekannten Unternehmen wie Tata Consultancy Services, Infosys, Cognizant und Wipro. Indien hat sich als globales Zentrum für IT-Outsourcing etabliert und profitiert von einer großen Anzahl an hochqualifizierten IT-Fachkräften.
Besonders im Bereich der Gig-Arbeit (zeitlich befristete Arbeit) gibt es zahlreiche Unternehmen, die indische Programmierer und IT-Spezialisten beschäftigen. Diese Gig-Worker übernehmen Aufgaben von Softwareentwicklung über Datenanalyse bis hin zu Kundensupport — oft im Auftrag internationaler Unternehmen. Allein bei den führenden Unternehmen arbeiten Tausende von Mitarbeitern, die täglich an Projekten für Kunden weltweit arbeiten und damit einen wichtigen Beitrag zur indischen Wirtschaft leisten.
Der Industriesektor macht etwa 25 % des BIP aus und wächst, wenn auch langsamer als der Dienstleistungssektor. Wichtige Akteure sind große Familienunternehmen wie Tata, Reliance und die Ambani-Gruppe. Diese Konzerne prägen viele Bereiche, von Stahl und Energie bis hin zu Telekommunikation. Besonders Reliance, unter Mukesh Ambani, ist im Energiesektor führend, während Tata auch international aktiv ist, etwa im Automobilbau.
In den letzten Jahren hat Indien durch „Make in India“ gezielt internationale Firmen wie Apple angelockt, das inzwischen sein iPhone Pro in Indien produziert. Damit will Apple weniger abhängig von China sein und gleichzeitig den indischen Markt nutzen. Solche Ansiedlungen könnten den Industriesektor weiter stärken und hochwertige Jobs schaffen. Außerdem spart sich das Unternehmen Importzölle in das Land.

Der Landwirtschaftssektor macht noch etwa 11 % des BIP aus, beschäftigt aber fast die Hälfte der Bevölkerung. Das zeigt, dass viele Menschen in schlecht bezahlten, wenig produktiven Jobs arbeiten. Die meisten sind Kleinbauern, oft abhängig vom Wetter und ohne Zugang zu moderner Technik oder guten Bewässerungssystemen. Dadurch bleiben die Erträge niedrig und viele Bauern sind verschuldet, weil sie kaum Unterstützung bekommen.
Der Klimawandel verschärft die Lage zusätzlich. Dürren und Überschwemmungen gefährden regelmäßig die Ernten. Zwar investiert die Regierung in Programme zur Modernisierung der Landwirtschaft, aber die Fortschritte sind langsam und erreichen die ländlichen Gebiete oft nur zögerlich. Der hohe Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft zeigt, wie dringend neue Arbeitsplätze in Industrie und Dienstleistungen gebraucht werden.
Und dort entstehen auch die Herausforderungen des Landes. Die Armutsrate ist zwar gesunken, aber etwa 20 % der Bevölkerung leben weiterhin unter der Armutsgrenze. Die Einkommensunterschiede sind groß und die Infrastruktur — ob Straßen, Energieversorgung oder Bildungseinrichtungen — ist vielerorts unzureichend. Indiens Position im „Ease of Doing Business“-Ranking der Weltbank hat sich zwar verbessert, doch bürokratische Hürden und Korruption stellen weiterhin ein Problem dar.
Heute steht Indien an einem entscheidenden Punkt. Einerseits gibt es große Chancen für Investoren in Zukunftssektoren wie Technologie, Konsumgüter, Gesundheitswesen und Infrastruktur, unterstützt durch staatliche Initiativen wie „Make in India“ und „Digital India“. Andererseits bleiben die Probleme mit der ungleichen Einkommensverteilung, dem Bildungssystem und der Infrastruktur ungelöst.
4.2 Wichtige wirtschaftliche Kennzahlen
Indien ist seit Kurzem das bevölkerungsreichste Land der Welt mit über 1,4 Milliarden Menschen. Und der Trend zeigt weiter nach oben — bis etwa 2060 wird die Bevölkerung voraussichtlich weiter wachsen und dann ein Hoch von rund 1,7 Milliarden erreichen. Danach dürfte das Bevölkerungswachstum langsam zurückgehen, wenn mehr Wohlstand, Bildung und Zugang zu Verhütungsmitteln die Geburtenrate senken.
Aktuell wächst Indien also noch schneller als andere große Länder. Während Chinas Bevölkerung bereits schrumpft und die USA nur geringes Wachstum verzeichnen, kommen in Indien jährlich Millionen junger Menschen hinzu. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist unter 30 Jahre alt, was ein riesiges Potenzial für die Arbeitskräfte der Zukunft darstellt.
Doch die Herausforderungen sind groß. Das schnelle Wachstum überfordert viele Städte, die kaum mit Infrastruktur, Wohnraum und Jobs nachkommen. Gleichzeitig braucht Indien enorme Investitionen in Bildung und Gesundheitsversorgung, um die junge Generation fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Die Entwicklung zeigt: Indiens demografischer Boom kann ein starker Wirtschaftsfaktor sein — aber nur, wenn das Potenzial der jungen Bevölkerung genutzt wird.

Indien hat mit einem Durchschnittsalter von etwa 28 Jahren eine der jüngsten Bevölkerungen weltweit. Zum Vergleich: In Deutschland liegt das Durchschnittsalter bei rund 45 Jahren, in den USA bei etwa 38 Jahren und in China bei ungefähr 40 Jahren. Diese junge Altersstruktur bietet Indien ein enormes Potenzial für wirtschaftliches Wachstum, da eine große Anzahl junger Menschen in den Arbeitsmarkt eintritt.
Die durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche liegt in Indien bei 41 Stunden. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit rund 26 Stunden, in den USA etwa 34 Stunden und in China etwa 42 Stunden (Stand: 2017). Diese Unterschiede spiegeln verschiedene Arbeitskulturen und wirtschaftliche Strukturen wider.
Die Arbeitslosenquote in Indien lag im zweiten Quartal 2024 bei etwa 6,6 %. Dabei betrug die Quote für Männer rund 5,8 % und für Frauen etwa 9 %. Zum Vergleich: In Deutschland lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2023 bei etwa 5,7 %, in den USA bei rund 3,5 % und in China bei etwa 5 %. Diese Zahlen zeigen, dass Indien trotz seines jungen Arbeitskräftepotenzials vor Herausforderungen steht, genügend Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen, insbesondere für Frauen.

Indien ist eine aufstrebende Nation, was sich deutlich am Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigt. Das BIP Indiens beträgt 3,6 Billionen US-Dollar, während China bei 17,7 Billionen und die USA bei 27,4 Billionen liegen. Noch deutlicher wird der Unterschied beim BIP pro Kopf: In Indien liegt es bei 2.500 US-Dollar, in China bei 12.500 und in den USA bei 81.600.
Im Schnitt lag das BIP-Wachstum in den vergangenen Jahren bei um die 6 % bis 7 % pro Jahr. China schafft es im Schnitt auf 8 % und die USA auf 2,5 %. Solange das BIP pro Kopf in diesem Land noch weit unterhalb westlicher Länder ist, ist auch der Wohlstand geringer. Bei dem Wachstum könnte sich das aber bald in ein paar Jahrzehnten ändern. Und damit würde sich auch der Konsum in Indien drastisch ändern.
Obwohl Indien gemessen am BIP mittlerweile weltweit auf Platz 5 steht, geht es dem Land finanziell schlecht. Und das liegt vor allem an den geringen Einnahmen für den Staat. Die Steuereinnahmen, gemessen am BIP, liegen in Indien nur bei 17 %. In Deutschland liegt dieser Wert bei fast 41 %. In den USA bei 27 % und in China bei 22 %. Das macht es extrem schwierig, Bildung und Infrastruktur weiter auszubauen.
Indien hat in den letzten Jahrzehnten eine durchschnittliche Inflationsrate von etwa 7,5 % pro Jahr verzeichnet. In den letzten Jahren hat sich die Inflation jedoch stabilisiert. Im Jahr 2023 betrug die durchschnittliche Inflationsrate rund 5,4 %. Für 2024 wird sie auf etwa 4,4 % geschätzt. Diese Entwicklung zeigt, dass Indien Fortschritte bei der Kontrolle der Inflation gemacht hat, was für die wirtschaftliche Stabilität und das Vertrauen der Investoren von Bedeutung ist.
Fazit
Indien ist auf einem guten Weg, aber noch nicht angekommen. Das Wirtschaftswachstum ist stark, das BIP pro Kopf steigt rasant an. Trotzdem ist es noch zu niedrig, um Wohlstand in der Breite der Bevölkerung zu gewährleisten. Und der ist enorm wichtig, damit bestimmte Branchen überhaupt funktionieren. Gerade der Konsumgüterbereich. Eine junge und arbeitswillige Bevölkerung verspricht aber eine ansonsten blühende Zukunft für die Wirtschaft und in unseren Augen wird sich damit langfristig auch das Wohlstandsproblem lösen.

Wie man am besten in Indien investiert
5.1 Aktien vs. ETFs
Möchtest du in Indien investieren, stellt sich natürlich an einem Punkt die folgende Frage: Einzelaktien oder ETFs? Hier eine Übersicht der Vor- und Nachteile:
ETFs
Vorteile:
- Breite Diversifikation: Du investierst in mehrere Unternehmen auf einmal.
- Geringere Risiken: Schwankungen einzelner Unternehmen wirken sich weniger stark aus.
- Höhere Liquidität: ETFs lassen sich an internationalen Börsen leichter handeln.
- Steuerliche Vorteile: Meist erfolgt eine automatische Versteuerung und Rückerstattung im Depot.
Nachteile:
- Begrenzte Kontrolle: Du kannst die einzelnen Unternehmen nicht gezielt auswählen.
- Indexgebundene Entwicklung: ETFs entwickeln sich immer entsprechend ihres Indexes, was auch die Gewinne begrenzen kann.
Einzelaktien
Vorteile:
- Direkte Auswahl: Du kannst gezielt in Unternehmen investieren, von denen du überzeugt bist.
- Höhere Gewinnchancen: Wenn du das „richtige“ Unternehmen findest, sind höhere Gewinne möglich.
Nachteile:
- Hohes Risiko: Schwankungen einzelner Aktien wirken sich direkt auf dein Portfolio aus.
- Hohe Kosten: Der Aufbau eines diversifizierten Portfolios aus Einzelaktien ist teurer und aufwendiger.
- Schlechtere Liquidität: Einzelaktien sind oft schwerer handelbar, insbesondere in Schwellenländern.
- Geringere Transparenz: Indische Unternehmen legen oft weniger regulierte und transparente Finanzberichte vor.
- Steueraufwand: Einzelaktien, vor allem über ADRs, erfordern oft zusätzliche Nachweise und Dokumente zur Versteuerung.
Unterm Strich kann ein ETF für viele langfristige Anleger eine einfache, kostengünstige und sichere Möglichkeit sein, um am indischen Markt teilzuhaben. Wenn du gezielt in Indien investieren möchtest, ohne den Aufwand und die Risiken einzelner Aktien auf dich zu nehmen, ist ein ETF wahrscheinlich die bessere Wahl.
5.2 Steuern und Dividenden
Wer in indische Aktien investiert, sollte ein paar steuerliche Besonderheiten im Blick haben. Zunächst mal erhebt Indien eine Quellensteuer von mindestens 10 % auf Dividenden, die direkt vom Broker abgeführt wird. Dank des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen Deutschland und Indien können Anleger diese 10 % jedoch in ihrer deutschen Steuererklärung anrechnen. Das bedeutet, dass in Deutschland nur noch die Differenz von 15 % Kapitalertragsteuer fällig wird, um auf die Gesamtrate von 25 % zu kommen — so wird eine doppelte Besteuerung vermieden.
Damit die Anrechnung reibungslos funktioniert, müssen deutsche Anleger allerdings eine sogenannte Permanent Account Number (PAN) in Indien beantragen. Ohne diese Registrierung fällt nämlich eine höhere Quellensteuer von 20 % an. Und in Deutschland werden trotzdem nur 10 % angerechnet. Die PAN-Nummer lässt sich über die Deutsch-Indische Handelskammer beantragen und sorgt dafür, dass man das Doppelbesteuerungsabkommen optimal nutzen und die Steuerlast reduzieren kann. Mehr zu dem Thema kann man hier nachlesen.
5.3 Thema ADR
Indische Aktien sind für deutsche Anleger oft nur über sogenannte ADRs, also American Depositary Receipts, handelbar. Ein ADR ist ein Zertifikat, das eine bestimmte Anzahl von Aktien eines indischen Unternehmens repräsentiert und an einer amerikanischen Börse gehandelt wird. Klingt praktisch, oder? Es gibt aber einige Nachteile, die du kennen solltest:
- Zusätzliche Gebühren: Banken erheben häufig Verwaltungsgebühren für ADRs, was deine Rendite mindern kann. Die Kosten sind oft höher, als wenn du direkt an der indischen Börse investieren könntest.
- Währungsrisiko: ADRs werden in US-Dollar gehandelt. Dadurch bist du zusätzlich zu den Wechselkursschwankungen zwischen Euro und Rupie auch vom Wechselkurs des US-Dollars abhängig. Das kann den Wert deiner Anlage beeinflussen, selbst wenn der Kurs der indischen Aktie stabil bleibt.
- Eingeschränkte Aktionärsrechte: Als ADR-Inhaber bist du nicht direkter Aktionär, sondern hältst lediglich ein Zertifikat, das die Aktie repräsentiert. Dadurch hast du oft weniger Mitspracherechte bei Hauptversammlungen und anderen Unternehmensentscheidungen.
- Dividenden und Kapitalmaßnahmen: Dividendenzahlungen und andere Kapitalmaßnahmen wie Aktiensplits oder Bezugsrechte werden oft anders behandelt und verzögert weitergegeben, was für ADR-Inhaber weniger vorteilhaft sein kann.
- Liquiditätsrisiko: Nicht alle ADRs werden stark gehandelt, was zu geringerer Liquidität führen kann. Das bedeutet, dass es schwieriger sein kann, ADRs zu kaufen oder zu verkaufen, ohne den Preis zu beeinflussen.
- Emittentenrisiko: Ein weiterer wichtiger Punkt ist das sogenannte Emittentenrisiko. Da ADRs von Banken oder Finanzinstituten herausgegeben werden, die die zugrunde liegenden indischen Aktien für dich verwahren, bist du vom Zustand und der Zuverlässigkeit dieser Bank abhängig. Sollte der Emittent, also die Bank, in finanzielle Schwierigkeiten geraten, kann das ein Risiko darstellen. In den meisten Fällen sind die Aktien, die dem ADR zugrunde liegen, jedoch getrennt vom Vermögen der Bank verwahrt, sodass dein Besitzanspruch auf die Aktien bestehen bleibt, auch wenn die Bank pleitegeht. Trotzdem gibt es hier keine absolute Garantie und im Krisenfall können dennoch Probleme oder Verzögerungen beim Zugang zu deinen Aktien auftreten.

Mögliche Investments
6.1 Spannende Chancen mit Einzelaktien
In Indien gibt es über 5.500 börsennotierte Unternehmen. In diese kann man mehr oder weniger einfach aus Deutschland investieren. Teilweise gibt es die Aktien bei beliebten Neobrokern wie Trade Republic. In vielen Fällen muss man aber auf einen Broker zurückgreifen, der zumindest auch den Handel an größeren Handelsplätzen (wie z.B. Xetra) möglich macht oder eben sogar Handel an ausländischen Börsen zulässt.
Wir stellen nun 8 vielversprechende Aktien aus Indien vor. Wir haben dabei auf die folgenden Punkte geachtet:
Aktie #1: Larsen & Toubro
Geschäftsmodell
Larsen & Toubro (L&T) ist ein indisches multinationales Unternehmen mit Hauptsitz in Mumbai, das in den Bereichen Technologie, Engineering, Bauwesen, Fertigung und Finanzdienstleistungen tätig ist. Es ist in über 50 Ländern aktiv und hat sich als führender Akteur in der Infrastrukturentwicklung etabliert. Gegründet 1938 von den dänischen Ingenieuren Henning Holck-Larsen und Søren Kristian Toubro, hat sich L&T zu einem der größten und angesehensten Unternehmen im privaten Sektor Indiens entwickelt.
Das Unternehmen ist in verschiedenen Geschäftsbereichen tätig, darunter Bauwesen, Energie, Maschinenbau, Informationstechnologie und Finanzdienstleistungen. Diese Diversifizierung ermöglicht es L&T, von Indiens wirtschaftlichem Aufschwung zu profitieren, insbesondere durch staatliche Initiativen wie “Make in India” und umfangreiche Infrastrukturprojekte.

Kennzahlen
L&T erreicht im AktienInsight-Rating 5 von 9 Punkten. Insgesamt sind sie damit vergleichsweise gut aufgestellt. 2 Punkte gehen bei der Profitabilität verloren. Einmal, weil wir nur eine EBIT-Marge von 9,3 % haben und weil die ROIC geringer sind als die WACC. Ersteres ist relativ knapp. Außerdem ist die Verschuldung etwas hoch mit einem Net Debt / EBITDA von 3,3. Insgesamt haben wir es hier aber mit einem gut wachsenden Industrieunternehmen zu tun.
L&T zahlt auch eine Dividende von 0,8 % bei einer Ausschüttungsquote von 27 %. Das Wachstum der Dividende ist nicht sonderlich beständig, lag aber auf 10 Jahre gesehen bei 12 % pro Jahr.
Bewertung
Das KGV von L&T liegt für das laufende Geschäftsjahr bei 31,5 und damit 36 % oberhalb des historischen Mittelwertes. Damit ist die Aktie erstmal überbewertet. Auch das KUV liegt mit 1,7 über dem Mittelwert von 1,3. Und auch die Dividendenrendite liegt historisch im Schnitt bei 1,4 %. Insgesamt zeigt sich: Die Aktie ist aktuell relativ teuer.
Aktie #2: HDFC Bank
Kein AktienInsight-Rating, weil HDFC Bank ein Finanzunternehmen ist.
Geschäftsmodell
HDFC Bank ist eine der führenden Privatbanken Indiens und bietet ein breites Spektrum an Finanzdienstleistungen an. Das Geschäftsmodell umfasst drei Hauptsegmente:
- Retail Banking: Hier werden Privatkunden betreut, denen Produkte wie Sparkonten, Kreditkarten, persönliche Darlehen und Hypotheken angeboten werden. HDFC Bank hat eine starke Position im Bereich Auto- und Privatkredite sowie im Zahlungsverkehr.
- Wholesale Banking: Dieses Segment richtet sich an Unternehmen und institutionelle Kunden und bietet Dienstleistungen wie Betriebsmittelfinanzierung, Handelsfinanzierung und Cash-Management-Lösungen an.
- Treasury: Hier werden Investitionen, Devisenhandel und das Management von Liquidität und Zinssätzen abgewickelt.
HDFC Bank ist stark im Bereich Auto- und Konsumentenkredite und profitiert von der zunehmenden Urbanisierung und dem wachsenden Konsum in Indien — hier wächst die Nachfrage nach Krediten und Zahlungsdiensten rasant. Durch ihre moderne digitale Infrastruktur können Kunden nahtlos online und mobil auf Bankdienstleistungen zugreifen, was besonders die junge, digital-affine Bevölkerung anspricht.
Im Wholesale Banking betreut die Bank Unternehmen und bietet Betriebsmittelfinanzierungen, Handelsfinanzierungen und Cash-Management an, was gerade für den wachsenden Mittelstand in Indien wichtig ist. Der Treasury-Bereich steuert Investitionen und Devisenhandel und sorgt für zusätzliche Einnahmen. Insgesamt ist HDFC Bank breit aufgestellt und profitiert stark von den aktuellen Wachstumsfaktoren in Indien.
Kennzahlen
Der Ertrag der HDFC Bank wuchs in den letzten 10 Jahren mit 21,8 % pro Jahr. Für eine Bank ist das unglaublich viel. Der Sprung ist aber auf die Fusion mit der HDFC Ltd. (Housing Development Finance Corporation) 2022 zurückzuführen. Der größte M&A-Deal in der Geschichte Indiens.
Die operative Marge der Bank liegt nunmehr bei 31 %. Der Return on Equity (ROE) liegt bei 11,4 %. Das ist gut. Die DBS aus Singapur schafft es aber zum Beispiel auf 14,8 %.
Die HDFC Bank steht finanziell auf soliden Beinen. Ihre Gesamtkapitalquote liegt bei 19,3 %, was deutlich über den Anforderungen der Reserve Bank of India liegt. Die Tier-1-Kapitalquote, also das Kernkapital, beträgt 17,2 %. Diese Zahlen zeigen, dass die Bank gut aufgestellt ist, um potenzielle Verluste abzufedern.
Eine Dividende von 1,1 % gibt es auch. Die Ausschüttungsquote beträgt 21 % und das jährliche Wachstum auf 10 Jahre liegt bei 21 %. Hier aber nicht täuschen lassen: Es wird nicht zuverlässig erhöht. Und 2021 wurde auch schon mal ausgesetzt.
Bewertung
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) liegt aktuell bei 1,9 und damit historisch unter dem Mittelwert von 3,7. Ein Wert von über 1 sagt aus, dass die Investoren übermäßig an das Unternehmen glauben und es ihnen mehr wert ist als der intrinsische Wert des Unternehmens. Im Branchenvergleich ist ein KBV von 1,9 aber ziemlich hoch.
Das KGV liegt aktuell bei 19,7 und damit etwa 19 % unter dem historischen Schnitt. Das lässt erstmal eine Unterbewertung vermuten. Man sollte aber vorsichtig sein: Durch die Fusion mit HDFC Ltd. hat sich die Kennzahlenqualität der HDFC Bank verschlechtert.
Aktie #3: Infosys
Geschäftsmodell
Infosys ist ein führendes indisches IT-Unternehmen, das weltweit Dienstleistungen in den Bereichen Outsourcing und IT-Beratung anbietet. Das Unternehmen bietet Lösungen in Bereichen wie Cloud-Computing, Künstliche Intelligenz, Datenanalyse und Automatisierung. Infosys hilft Unternehmen, ihre digitalen Prozesse zu modernisieren und effizienter zu gestalten. Vor allem westliche Firmen nutzen das Know-how von Infosys, um Kosten zu senken und IT-Aufgaben an Experten auszulagern.
Ein großer Teil des Geschäftsmodells basiert auf langfristigen Verträgen mit Großkunden. Infosys arbeitet eng mit Unternehmen aus verschiedenen Branchen, darunter Finanzen, Einzelhandel, Gesundheitswesen und Energie, zusammen. Durch diese Partnerschaften sichert sich das Unternehmen stabile Einnahmen und wiederkehrende Aufträge.
Geografisch gesehen generiert Infosys den größten Teil seines Umsatzes in Nordamerika, das im Geschäftsjahr 2024 über 60 % zum Gesamtumsatz beitrug. Nur 2,5 % des Umsatzes kommen aus Indien selbst.

Kennzahlen
Infosys glänzt bei den Kennzahlen. Im AktienInsight-Rating erreicht das Unternehmen 9 von 9 möglichen Punkten. Der Umsatz wuchs mit 11,9 % pro Jahr, die Marge beträgt 20,7 % und Infosys ist schuldenfrei. Was man im Rating nicht sieht: Die Marge fällt seit Jahren leicht. Das ist ein Nachteil.
Dafür wird seit 15 Jahren jedes Jahr die Dividende erhöht. Es gibt eine Dividendenrendite von 2,8 % bei einer Ausschüttungsquote von 56 %. Das Wachstum in den vergangenen 10 Jahren betrug 19,3 % pro Jahr.
Bewertung
Das KGV liegt aktuell bei 27,3 für das laufende Geschäftsjahr und damit etwa 28 % über dem historischen Schnitt. Damit ist Infosys historisch leicht überbewertet. Dafür liegt die Dividendenrendite mit 2,8 % über dem Schnitt von 2,4 %. Insgesamt ist Infosys für uns damit leicht überbewertet.
Aktie #4: Wipro
Geschäftsmodell
Wipro ist ebenfalls eines der großen indischen IT-Unternehmen und bietet eine breite Palette an Dienstleistungen an — von IT-Beratung und Softwarelösungen bis hin zu Geschäftsprozess-Outsourcing. Im Gegensatz zu Infosys, das stark auf IT-Beratung spezialisiert ist, deckt Wipro auch technische Lösungen für spezielle Branchen ab, darunter Gesundheitswesen, Energie und Telekommunikation. Besonders bei Themen wie Automatisierung, Cloud-Computing und Künstlicher Intelligenz spielt Wipro eine zentrale Rolle und unterstützt Unternehmen dabei, digitale Prozesse zu beschleunigen.
Ein bedeutender Teil des Umsatzes von Wipro stammt aus langfristigen Verträgen mit Großkunden, ähnlich wie bei Infosys. Doch während Infosys stark auf den US-Markt fokussiert ist, hat Wipro eine diversifiziertere Kundenbasis, die über Nordamerika hinaus auch asiatische und europäische Unternehmen umfasst.
Der größte Umsatzanteil kommt zwar mit 57 % ebenfalls aus Nordamerika, doch Wipro hat auch eine stärkere Präsenz in Schwellenländern aufgebaut. Indien macht aber auch hier nur 2,6 % des Umsatzes aus.

Kennzahlen
Wipro erreicht 8 von 9 Punkten im AktienInsight Rating. Das Wachstum ist etwas schwächer und die Marge etwas geringer. In anderen Teilen gleicht das Unternehmen Infosys aber stark. Keine Verschuldung, hohe Kapitalrendite.
Die Dividendenrendite liegt aktuell nur bei 0,2 %. Denn Wipro zahlt nur etwa 4,8 % des Gewinns jährlich aus.
Bewertung
Das KGV liegt aktuell bei 23,6 für das laufende Geschäftsjahr und damit etwa 13 % über dem historischen Schnitt. Damit ist Wipro leicht überbewertet und historisch etwas attraktiver als Infosys. Dafür liegt die Dividendenrendite mit 0,2 % unter dem Schnitt von 0,6 %.
Aktie #5: Dr. Reddy’s Laboratories
Geschäftsmodell
Dr. Reddy’s Laboratories ist ein führendes indisches Pharmaunternehmen, das sich auf die Bereitstellung erschwinglicher und innovativer Medikamente konzentriert. Das Geschäftsmodell basiert auf drei Hauptsäulen:
- Generika (88 % Umsatzanteil): Dr. Reddy’s produziert und vertreibt generische Arzneimittel, die nach Ablauf von Patenten kostengünstige Alternativen zu Markenmedikamenten bieten. Dies ermöglicht es, eine breite Palette von Therapiebereichen abzudecken und den Zugang zu wichtigen Medikamenten zu verbessern.
- Wirkstoffe (APIs) (11 % Umsatzanteil): Das Unternehmen stellt aktive pharmazeutische Wirkstoffe her, die als Grundlage für die Medikamentenproduktion dienen. Durch die Kontrolle über die API-Produktion kann Dr. Reddy’s die Qualität und Kosten seiner Produkte effektiv steuern.
- Proprietäre Produkte und Biosimilars (1 % Umsatzanteil): Neben Generika entwickelt Dr. Reddy’s eigene Formulierungen und Biosimilars — biotechnologisch hergestellte Medikamente, die bestehenden Biopharmazeutika ähneln. Dies erweitert das Portfolio und adressiert spezifische medizinische Bedürfnisse.
Dr. Reddy’s setzt auf Generika, weil diese Medikamente den Zugang zu bezahlbaren Behandlungen erleichtern. Gerade in Indien ist das wichtig, da viele Menschen sich teure Markenmedikamente sonst kaum leisten könnten. Mit Generika kann Dr. Reddy’s hochwirksame Medikamente zu einem Bruchteil des Preises anbieten — nicht nur in Indien, sondern auch weltweit.
Dieser Fokus macht das Unternehmen nicht nur in Schwellenländern beliebt, sondern auch auf globalen Märkten wettbewerbsfähig, weil es die Nachfrage nach kostengünstigen Alternativen deckt. Der Umsatzanteil in den USA beträgt 49 %, der in Indien aber auch 17 %.

Kennzahlen
Dr. Reddy’s erreicht 8 von 9 Punkten im AktienInsight Rating. Einen einzigen Punkt verliert das Unternehmen, weil das EBIT 2018 um 59 % eingebrochen ist. In diesem Jahr gab es Qualitäts- und Produktionsprobleme in den USA und außerdem einige Patentstreitigkeiten. Der Rest sieht aber sehr gut aus.
Das Unternehmen zahlt eine Dividende von 0,7 %. Die ist aber leider nicht besonders zuverlässig. Ab und zu wird sie ganz ausgesetzt. Im Großen und Ganzen steigt sie aber.
Bewertung
Das KGV liegt aktuell bei 17,6 für das laufende Geschäftsjahr und damit etwa 35 % unter dem historischen Schnitt. Die Dividendenrendite liegt mit 0,7 % genau auf dem historischen Schnitt. Die Aktie ist damit in unseren Augen leicht unterbewertet.
Aktie #6: Jubilant Foodworks

Geschäftsmodell
Jubilant FoodWorks (JFL) ist das größte indische Unternehmen im Bereich Lebensmittelservices und betreibt bekannte Marken wie Domino’s Pizza und Dunkin’ Donuts in Indien, Sri Lanka und Bangladesch.
Als exklusiver Master-Franchisenehmer hat JFL die alleinigen Rechte, diese Marken in der Region zu entwickeln und zu betreiben. Besonders Domino’s Pizza ist in Indien stark vertreten — mit über 2.000 Filialen im Land ist es die beliebteste Pizzakette. Anders als manche Master-Franchisenehmer vergibt JFL jedoch keine Unterlizenzen, sondern betreibt die meisten Domino’s-Filialen selbst.
Neben den Franchise-Marken entwickelt JFL auch eigene Konzepte wie Hong’s Kitchen, das auf chinesische Küche spezialisiert ist und die steigende Nachfrage nach asiatischen Gerichten in Indien bedient. Ein weiterer großer Fokus liegt auf Lieferdiensten und digitalen Bestellplattformen, was JFL während der COVID-19-Pandemie ein enormes Wachstum beschert hat.

Kennzahlen
JFL erreicht nur 4 von 9 Punkte im AktienInsight-Rating. Bei der Profitabilität hakt es nämlich. Die operative Marge ist ganz knapp unter den 10 %. Und die Kapitalrendite ist ebenfalls knapp unter den Grenzwerten. Außerdem ist Jubilant stark verschuldet, was ein gewisses Risiko mit sich bringt.
Jubilant FoodWorks hat seine Verschuldung erhöht, um die Expansion voranzutreiben, darunter die Übernahme von DP Eurasia und die Eröffnung neuer Filialen. Trotz dieser Schulden wird das Unternehmen weiterhin als finanziell robust angesehen. Laut CRISIL Rating (Indische Ratingagentur) verfügt das Unternehmen über ein robustes finanzielles Risikoprofil mit einem gesunden Verschuldungsgrad und solider Zinsabdeckung.
Das Unternehmen zahlt eine Dividende von 0,2 %. Der Payout beträgt nur 18 % und gezahlt wird erst seit 2016. Besonders zuverlässig aber nicht. Im Coronajahr gab es auch einmal einen Zahlungsaussetzer.
Bewertung
Das KGV liegt aktuell bei unglaublichen 98,3 für das laufende Geschäftsjahr und damit etwa 15 % über dem historischen Schnitt. Die Dividendenrendite liegt mit 0,2 % etwas unter dem historischen Schnitt von 0,24 %. Die hohe Bewertung ist auf einen Rückgang des Gewinns zurückzuführen. Auch in Indien machte sich nämlich die Inflation bemerkbar. Allerdings hat in solch einem Land das nochmal schärfere Auswirkungen.
Aktie #7: Hindustan Unilever
Geschäftsmodell
Hindustan Unilever Limited, kurz HUL, ist der größte Konsumgüterkonzern Indiens und gehört zum britisch-niederländischen Unilever-Konzern. Unilever hat HUL als eigenständige Tochtergesellschaft in Indien gegründet, um die Besonderheiten des indischen Marktes gezielt anzugehen. Das war nicht nur eine strategische Entscheidung, sondern auch eine Anpassung an die gesetzlichen Vorschriften in Indien. Ausländische Firmen dürfen in vielen Bereichen eigene Tochtergesellschaften mit 100 % ausländischem Kapital betreiben. In einigen Branchen gibt es jedoch Obergrenzen für ausländische Investitionen.
Das Geschäftsmodell von HUL konzentriert sich auf Produkte des täglichen Bedarfs und ist in drei Hauptbereiche aufgeteilt:
- Beauty & Personal Care: Hier gibt es alles rund um Hautpflege, Haarpflege und Mundhygiene, mit bekannten Marken wie Dove, Sunsilk und Pepsodent.
- Home Care: Dieser Bereich umfasst Reinigungs- und Waschmittel mit Marken wie Surf Excel, Rin und Vim.
- Foods & Refreshment: Dazu gehören Lebensmittel, Getränke und Eiscreme, zum Beispiel mit Knorr, Lipton und Kwality Wall’s.
HUL ist fast ausschließlich auf den indischen Markt ausgerichtet und hat ein starkes Vertriebsnetz, das sowohl Städte als auch ländliche Gebiete abdeckt. Das Unternehmen macht den Großteil seines Umsatzes in Indien und ist in vielen Kategorien Marktführer. Auch wenn HUL Teil des globalen Unilever-Netzwerks ist, liegt der Fokus klar auf Indien. So kann das Unternehmen gezielt auf die Bedürfnisse und Vorlieben der indischen Verbraucher eingehen.

Kennzahlen
HUL erreicht 9 von 9 Punkten im AktienInsight Rating. Im Vergleich zu den Konsumgüterfirmen in entwickelten Industrienationen wächst HUL mit 7,9 % pro Jahr extrem stark. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen ebenfalls sehr profitabel und ist schuldenfrei.
Das Unternehmen zahlt eine Dividende von 1,7 %. Die liegt über dem historischen Schnitt von 1,4 %. Auf die letzten 10 Jahre ist sie um 13,8 % pro Jahr gestiegen. Das Payout-Ratio liegt allerdings über 80 %. Kürzungen gibt es so gut wie keine.
Bewertung
HUL ist extrem teuer bewertet mit einem 58er KGV. Das liegt an dem starken Wachstum, gepaart mit der Beständigkeit eines Konsumgüterunternehmens. In unseren Augen ist das deutlich zu teuer. In diese Bewertung muss das Unternehmen erstmal hineinwachsen.
Aktie #8: Fairfax India
Kein AktienInsight-Rating, weil Fairfax India ein Finanzunternehmen ist.
Geschäftsmodell
Fairfax India Holdings ist eine kanadische Investmentgesellschaft, die sich ganz auf den indischen Markt konzentriert. Ihr Ziel ist es, durch Investitionen in indische Unternehmen langfristig Kapitalwachstum zu erzielen. Dabei setzt Fairfax India sowohl auf börsennotierte als auch auf private Unternehmen und legt den Fokus auf Sektoren wie Infrastruktur, Finanzdienstleistungen und Konsumgüter. Mit dieser breiten Streuung will das Unternehmen vom Wachstumspotenzial Indiens profitieren.
Ein gutes Beispiel für ihre Investitionen ist die Beteiligung am Flughafen in Bangalore. Solche Engagements bringen stabile Erträge und helfen, das Portfolio zu diversifizieren. Fairfax India arbeitet eng mit den Führungsteams der Unternehmen zusammen, um den Wert der Beteiligungen zu steigern — eine Win-win-Situation für beide Seiten.
Die Gesellschaft kann außerdem auf das Wissen und Netzwerk der Muttergesellschaft Fairfax Financial Holdings zurückgreifen. Dadurch erkennt Fairfax India Chancen auf dem indischen Markt schnell und kann auf umfangreiche Ressourcen zurückgreifen. Bei den Investments setzt das Unternehmen auf eine sorgfältige Auswahl, um Risiken zu minimieren und langfristig erfolgreich zu bleiben.
Für ausländische Investoren kann Fairfax India eine einfachere und bessere Möglichkeit sein, um in Indien zu investieren. Fairfax bringt das nötige Know-how mit, um lokale Chancen zu erkennen und gezielt in aussichtsreiche Bereiche zu investieren — etwas, das für viele Investoren ohne tiefes Wissen über den indischen Markt schwer ist. Der indische Markt hat seine eigenen Regeln und Besonderheiten, die Fairfax gut kennt und mit einem starken Netzwerk nutzt. Zudem bietet Fairfax eine breite Diversifikation über verschiedene Unternehmen und Branchen, sodass Anleger vom indischen Wachstum profitieren können, ohne selbst tief in die Marktstrukturen eintauchen zu müssen.
Kennzahlen und Bewertung
Bei Fairfax India ist nicht die Entwicklung des Umsatzes, sondern des Buchwertes entscheidend. Der ist in den letzten 8 Jahren um 9,1 % pro Jahr gestiegen. Dabei ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) immer weiter auseinandergegangen. Während der Buchwert pro Aktie mit über 9 % stieg, erhöhte sich der Kurs nur um 5,8 % pro Jahr. Das Verhältnis von Kurs zu Buchwert beträgt mittlerweile 0,8. Damit wäre die Aktie etwa 25 % unterbewertet, wenn 1 einen fairen Wert darstellen würde.
6.2 Ausgewogenes Investieren mit ETFs
Neben Einzelaktien hat man natürlich auch die Möglichkeit, über ETFs in Indien zu investieren. Die Vor- und Nachteile habe ich schon im vorherigen Kapitel offengelegt. Jetzt soll es deshalb um eine Auswahl von 3 ETFs gehen, über die man sinnvoll in das Land investieren kann.
ETF #1: MSCI Emerging Markets
Die wohl defensivste Möglichkeit, nach einem ACWI-ETF in Indien zu investieren, ist ein Emerging-Markets-ETF. Denn hier steht Indien nach China mit einem Fondsanteil von 19,6 % an zweiter Stelle. Und mit Reliance Industries findet sich das erste indische Unternehmen auch schon direkt auf Platz 6 des Fonds mit einem Anteil von 1,13 %.
Für jemanden, der möglichst unkompliziert vom Wachstum Indiens profitieren möchte, ist das sicherlich eine gute Wahl — besonders, wenn man bereits einen MSCI World besitzt und ohnehin überlegt, noch Emerging Markets dazuzunehmen.
Der Nachteil: Indien macht eben nur 20 % des ETFs aus, während der Rest aus anderen Entwicklungsländern besteht, allen voran China, aber auch Taiwan, Südkorea und so weiter. Ein wirklich gezieltes Investment ausschließlich in die indische Wirtschaft ist hier also nicht möglich.
Zudem ist die historische Performance unattraktiv: 5,4 % pro Jahr. Damit beeindruckt der ETF nicht. Aber nicht vergessen: Historische Performance sagt nur bedingt etwas über die Zukunft aus. Dafür ist dieses iShares-Produkt mit einem TER von 0,18 % vergleichsweise günstig.
Fazit: Ein Emerging-Markets-ETF eignet sich für den besonders zurückhaltenden Indien-Investor, der gleichzeitig auch an anderen Entwicklungsländern beteiligt sein möchte.
ETF #2: MSCI India
Wer gezielter in die indische Wirtschaft investieren will, ohne sich mit anderen Schwellenländern zu vermischen, für den könnte der iShares MSCI India ETF eine bessere Wahl sein. Dieser ETF steckt sein Kapital komplett in Indien. Das bedeutet: Man setzt hier wirklich voll und ganz auf das Wachstum dieses Landes.
Mit 151 verschiedenen Positionen ist der Fonds aber noch relativ breit aufgestellt innerhalb Indiens. Das heißt, man bekommt einen guten Mix aus den wichtigsten indischen Unternehmen, darunter auch Schwergewichte wie Reliance Industries, HDFC Bank, Infosys oder Larsen & Toubro. Die kennen wir ja schon aus der Einzelanalyse.
Die Performance kann sich ebenfalls sehen lassen: In den letzten sechs Jahren hat der ETF im Schnitt 12,3 % pro Jahr abgeworfen — das ist für einen reinen Indien-ETF durchaus ordentlich.
Klar, der ETF ist mit einer Kostenquote von 0,65 % nicht ganz günstig. Und weil man hier ausschließlich in Indien investiert, fehlt natürlich die Streuung über andere Schwellenländer. Das Risiko ist also höher, weil man komplett von der Entwicklung der indischen Wirtschaft abhängt.
Unterm Strich: Der iShares MSCI India ETF ist eine spannende Option für alle, die bewusst auf Indien setzen wollen und keine Angst davor haben, etwas mehr Risiko einzugehen, um von der Dynamik dieses Wachstumsmarktes zu profitieren. Allerdings immer noch eine möglichst breite Streuung wollen.
ETF #3: Nifty 50
Der Xtrackers Nifty 50 ETF ist ebenfalls eine Wahl für alle, die wirklich alles auf Indien setzen wollen. Hier sind bis zu 100 % des Kapitals in indische Unternehmen investiert. Im Vergleich zum MSCI India aber nur in die 50 größten und wichtigsten Unternehmen des Landes. Damit bekommt man eine starke Konzentration auf die Big Player der indischen Wirtschaft.
Die Kostenquote liegt bei 0,85 % pro Jahr — also nochmal teurer als der MSCI India. Die jährliche Rendite der letzten zehn Jahre liegt bei 8,6 %. Also: stabil, aber nicht ganz so hoch wie bei anderen Indien-ETFs. Da es den MSCI India aber erst seit 2018 gibt, ist der Vergleich nicht fair. Im selben Zeitraum hat der Nifty 50-ETF aber auch “nur” 11 % pro Jahr gemacht. Keine 12,3 % wie der MSCI India.
Das Fondsvolumen ist mit 0,23 Milliarden Euro nochmal deutlich kleiner. Wichtig zu wissen: Der ETF ist synthetisch repliziert. Das heißt, er investiert nicht direkt in indische Aktien, sondern arbeitet mit sogenannten Swaps, um den Index abzubilden. Dadurch besteht ein gewisses Kontrahentenrisiko, aber Xtrackers, also die DWS, geht hier gut abgesichert vor.
Fazit: Der Xtrackers Nifty 50 ist für Anleger interessant, die gezielt in die Top-Unternehmen Indiens investieren möchten und mit einem etwas höheren Risiko durch die synthetische Replikation leben können.
Fazit des Vergleichs:
Allerdings geht die Wette nicht so auf, wie man sich das vorstellt. Der MSCI India performt trotzdem besser. Müssten wir uns für einen ETF entscheiden, dann wäre es der MSCI India. Hier investiert man konzentriert in Indien, hat vertretbare Kosten, eine vergleichsweise breite Streuung und die beste historische Rendite.

Wichtige Frage
In diesem Kapitel klären wir die dringendsten Fragen, die sich Investoren stellen, wenn sie in das Land investieren wollen oder mit dem Gedanken spielen.
7.1 Wird Indien das neue China?
Indien hat China im Jahr 2023 als bevölkerungsreichstes Land überholt und verzeichnete ein Wirtschaftswachstum von 6,1 % im Jahr 2024. Trotz dieser beeindruckenden Zahlen bleibt die indische Wirtschaft mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 3,6 Billionen US-Dollar deutlich hinter Chinas 17,7 Billionen US-Dollar zurück. Das BIP pro Kopf in Indien liegt bei etwa 2.500 US-Dollar, während es in China rund 12.500 US-Dollar beträgt.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Ländern ist die demografische Struktur. Indien verfügt über eine jüngere Bevölkerung mit einem Medianalter von 28 Jahren, was ein Potenzial für zukünftiges Wirtschaftswachstum darstellt. Im Gegensatz dazu altert Chinas Bevölkerung schneller, was langfristig zu Herausforderungen führen könnte. Allerdings hat Indien mit einer Arbeitslosenquote von 6 % bis 7 % und einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 41 Stunden noch strukturelle Probleme zu bewältigen.
In Bezug auf die Industrialisierung und Infrastrukturentwicklung hat China in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht und sich als “Werkbank der Welt” etabliert. Indien hingegen steht noch am Anfang dieses Prozesses und muss in Bildung, Infrastruktur und technologische Innovation investieren, um ähnliche Erfolge zu erzielen. Zudem ist die indische Wirtschaft stärker dienstleistungsorientiert, insbesondere im IT-Sektor, während China eine diversifiziertere industrielle Basis aufgebaut hat.
Antwort: Nein. Indien wird sich als eigenständiges Land etablieren und neben China existieren. Indien hat aber durchaus das Potenzial, hinsichtlich der Wirtschaftsleistung mit China gleichzuziehen. Dafür sind alle Rahmenbedingungen gegeben.

7.2 Was sind die großen Indien-Risiken?
Investitionen in Indien bieten viele Chancen, aber auch einige Risiken, die Investoren im Blick haben sollten. Hier sind die größten Risiken und wie wahrscheinlich sie sind:
1. Politische Instabilität und regulatorische Änderungen
- Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel
- Schadenshöhe: Hoch
Indien ist zwar eine stabile Demokratie, aber politische Veränderungen und neue Regulierungen — etwa bei Steuern oder Handelsbeschränkungen — können Investitionen beeinträchtigen. Solche Änderungen können die Gewinne drücken und Investoren vor unerwartete Herausforderungen stellen.
2. Währungsrisiko
- Eintrittswahrscheinlichkeit: Hoch
- Schadenshöhe: Mittel
Der Wechselkurs der Indischen Rupie schwankt oft gegenüber anderen Währungen. Wenn die Rupie an Wert verliert, kann das die Renditen von Auslandsinvestoren deutlich senken, besonders wenn Gewinne in andere Währungen umgerechnet werden.
3. Infrastrukturmängel
- Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel
- Schadenshöhe: Mittel
Trotz Verbesserungen ist die Infrastruktur in Indien oft unzuverlässig — sei es im Transport oder bei der Energieversorgung. Das kann die Geschäftstätigkeit verlangsamen und zusätzliche Kosten verursachen.
4. Bürokratie und Korruption
- Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel
- Schadenshöhe: Mittel
Bürokratie und Korruption sind in Indien nach wie vor verbreitet. Lange Verfahren und Zusatzkosten können Investitionen ausbremsen und belasten.
5. Marktvolatilität
- Eintrittswahrscheinlichkeit: Hoch
- Schadenshöhe: Mittel
Die indischen Märkte sind oft stark schwankend, beeinflusst durch lokale und globale Faktoren. Das bedeutet, dass Investitionen kurzfristig an Wert verlieren können, selbst wenn sie langfristig aussichtsreich sind.
6. Risiko bei Investitionen über ADRs (American Depositary Receipts)
- Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel
- Schadenshöhe: Mittel
Wer über ADRs in indische Firmen investiert, muss mit besonderen Risiken rechnen. ADRs können weniger liquide sein und Währungsrisiken bergen. Zudem hängt der Wert dieser Papiere vom Emittenten ab — wenn dieser Probleme bekommt, kann das zu Verlusten führen.
7.3 Wie viel Wachstum ist bereits eingepreist?
Einzelne indischen Aktien erfahren aktuell einen irren Bewertungsaufschlag. Insgesamt liegt Indien mit einem KGV von durchschnittlich 25,9 über dem weltweiten Schnitt von 21,2. Einiges vom zukünftigen Wachstum ist also schon eingepreist.
Dennoch glauben wir, dass sich ein Investment lohnen kann. Die USA sind zum Beispiel aktuell bei einem KGV von 27,2 — also nochmal deutlich mehr. Indien muss den aktuell eingeschlagenen Weg einfach weitergehen.
7.4 Welche Branchen könnten in Zukunft besonders profitieren?
Aus unserer Sicht klar der Konsumgüterbereich. Denn das BIP pro Kopf steigt stark an. Aktuell liegt es zwar noch bei 2.500 Dollar, aber in den kommenden Jahren wird der Wohlstand immer weiter steigen. Konsumgüterhersteller werden davon direkt profitieren. Das sieht man übrigens jetzt auch schon an der teilweise sportlichen Bewertung dieser Unternehmen.

Fazit: Wie sollten Investoren Indien handhaben?
Zunächst mal Folgendes: Indien steht gerade erst am Anfang der S-Kurve des Wachstums. Aus diesem Land und aus dieser Wirtschaft wird in den nächsten Jahrzehnten eine der bedeutendsten Wirtschaftsmächte der Welt werden. Die Voraussetzungen stimmen: Indien hat eine große und arbeitswillige Bevölkerung, gepaart mit einer jetzt schon gut aufgestellten Wirtschaft.
Allerdings darf man nicht zu ungeduldig sein. Eine starke Wirtschaft und breiten Wohlstand aufzubauen, dauert seine Zeit. Indiens Wirtschaft wächst zwar mit 6 % bis 7 % pro Jahr deutlich schneller als andere Länder, aber wir kennen es als Investoren: Der Zinseszins-Effekt braucht seine Zeit, um anzulaufen.
Und bis dahin kann der Weg zum Erfolg noch steinig werden. Indien wird nicht wie an der Schnur gezogen aufsteigen. Länder, die sich in der Entwicklungsphase befinden, haben eine stärkere Schwankungsbreite, als wir es als Investoren von den USA oder Deutschland kennen. Darauf sollte man gefasst sein.
Als Investor sollte man Indien also unbedingt berücksichtigen. Denn ansonsten steht man nur daneben, wenn der wirtschaftliche Aufstieg dieses Landes Investoren reich macht.
Die Art des Investments ist allerdings nicht einfach. Einzelaktien sind häufig sehr teuer oder die Unternehmen dahinter weisen eine wackelige Historie auf. Deshalb sehen wir ein Investment über einen ETF als sinnvollste Methode an. Der MSCI India ist in unseren Augen die beste Möglichkeit, um am langfristigen Aufstieg teilzuhaben.
Über die Autoren
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Ibo Ahmiane (ProfessorFinanzen)
Vom normalen Bankangestellten zu einem der erfolgreichsten Finfluencer. Ibo spricht auf seinen Social Media Kanälen über finanzielle Bildung und erreicht dort schon über 2,2 Millionen Menschen. Durch seine Arbeit in der Bank musste er immer wieder feststellen, dass die meisten Menschen keine Ahnung davon haben, wie sie richtig mit ihrem Geld umgehen. Unser Bildungssystem hat scheinbar keinen Platz für Finanzbildung und das will er ändern. Ibo selbst hat im Alter von 28 Jahren bereits über 1.000.000€ investiert.
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Philipp Weinacht
Philipp hat langjährige Erfahrung in der Analyse von Aktien. Er steigt tief in die Geschäftsmodelle von Unternehmen ein, um die wesentlichen Werttreiber herauszufinden. Im Rahmen seiner eigenen Investmentstrategie (über 100.000€ in aktiv verwaltetem Vermögen) setzt er auf eine Mischung aus vielversprechenden Wachstumswerten und soliden Dividendenzahlern. Besonders spannend findet er Unternehmen mit starken Marken und einem tiefen Burggraben.
Haftungsausschluss und Transparenzhinweis
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