
Shopify Aktienanalyse
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Einleitung
E-Commerce wächst weiter rasant. Immer mehr Unternehmen setzen auf Onlineshopping. Bereits jeder 6. Kauf im Einzelhandel findet über das Internet statt. Die hohe Nachfrage nach einfachem Handel von der Couch aus sorgt für Wachstumsraten von über 10 % für die gesamte Branche.
Shopify macht E-Commerce einfach. Vom kleinen Einzelhändler bis zum großen Unternehmen nutzen Millionen Händler den Baukasten und bauen ihren Onlineshop so auf. Die Kundenerfahrung über einen Shopify-Store ist am höchsten und so hat sich Shopify zur Nummer 1 etabliert. Shopify bietet immer neue innovative Funktionen und eine große Entwickler-Community sorgt für moderne Onlineshops.
Kann Shopify wieder auf die alten Hochs klettern? Shopifys Wachstum geht zurück. Aber die Gewinne wachsen. Das hat einige Gründe und wir haben geprüft, ob neue Technologien hier weiteres Potenzial für die Shopify-Händler bringen könnten. Erfahre in unserer Analyse, welche Chancen und Risiken die Shopify-Aktie hat.

Inhaltsverzeichnis
- Geschichte
- Management & Aktionärsstruktur
- Shopify Aktienanalyse Geschäftsmodell
3.1 Grundlagen zum Geschäftsmodell
3.2 Shopify Geschäftsmodell - Branche4.1 Die E-Commerce-Branche
4.2 Wettbewerbsvergleich - Kennzahlen5.1 AktienInsight-Rating
5.2 Umsatzentwicklung
5.3 EBIT und Free Cash Flow
5.4 Ausschüttungen
5.5 Bilanzanalyse - Chancen & Risiken6.1 Chancen
6.2 Risiken - Bewertung7.1 Multiple-Bewertung
7.2 Rendite basierend auf dem KGV - Fazit

1. Geschichte

2. Management & Aktionärsstruktur

Tobias Lütke
Tobias Lütke (43) ist der Gründer und CEO von Shopify. Er war die ersten 4 Jahre des Unternehmens der CTO von Shopify.
Tobias Lütke ist Deutscher, der nach Kanada auswanderte. Sein Lebenslauf ist inspirierend, weil er kein Musterschüler oder Elite-College-Student war. Er lernte Programmieren und war leidenschaftlicher Snowboard-Fahrer. Irgendwann gründete er seinen Snowboard-Shop und entwickelte passende Shop-Software. Er hat es sogar lange Zeit ohne große Investorengelder geschafft, Shopify großzumachen.
Tobias Lütke lässt sich damit nicht in ein klassisches Schema packen. Er hat inzwischen 20 Jahre Erfahrung im E-Commerce und viele fähige IT-Experten um sich. Das Wichtigste ist sein Charakter: Er hat eine Hands-on-Mentalität. Statt Probleme zu akzeptieren, ändert er sie. So kam es erst zu Shopify und es ist seine wertvollste Eigenschaft.
Die letzten Jahre bewies er aber auch, dass er durchgreifen kann. 2023 erforderte harte Einschnitte beim Personal. Shopify entließ 20 % seiner Mitarbeiter und ist so profitabel wie noch nie. Diese 2 Ereignisse zeigen uns, dass Tobias Lütke der richtige Mann für den Job ist. Er kann Wachstum, er kann aber auch Einsparung.
Vergütung
Tobias Lütkes Gehalt hat 2 Bestandteile:
- Festgehalt. Als CEO erhält er 1 US-Dollar pro Jahr. Sprich, er bekommt eigentlich fast keine Vergütung. Andere Vorstandsmitglieder erhalten bis zu 1 Mio. Dollar.
- Langfristiger Bonus. Dieser Bonus wird in 25 % Aktien und 75 % Optionen zugeteilt. Bei beiden Boni zählen keine Kennzahlen, sondern der Wert entsteht nur über das Kurswachstum der Aktie. Das Aktienprogramm läuft auf 3 Jahre, die Optionen auf 5 Jahre. Das Programm hat einen Gesamtwert von 150 Mio. US-Dollar.
Im Mittelwert erhielt Lütke als CEO etwa 20 Mio. Dollar in der Vergangenheit und in Zukunft eher 35 Mio. Dollar und damit eine recht hohe Vergütung. Das Programm hat den Vorteil, dass Lütke immer noch stark am Kurswachstum teilnimmt. Es ist aber für sein Vermögen nicht wirklich relevant, da er ohnehin eine große Aktienposition hat.
Wir rechnen damit, dass langfristig das Programm ausgetauscht wird, falls ein neuer CEO kommt. Im Verhältnis zum Marktwert von Shopify sind 35 Mio. Dollar aber keine große Verwässerung und somit noch angemessen.
Aktionärsstruktur
Tobias Lütke ist der größte Aktionär von Shopify. Er hält immer noch 6,2 % der Aktien in seinem Besitz. Auf den ersten Blick wirkt das nicht nach viel, aber es gibt bei Shopify 3 Aktienkategorien: A-Aktien mit normalen Stimmrechten, B-Aktien mit 10-fachen Stimmrechten und sogenannte Gründeraktien. Lütke hält ohnehin vor allem B-Aktien, aber auch die Gründeraktien. Diese Aktien garantieren ihm 40 % der Stimmrechte im Unternehmen — auch wenn sein Anteil am Unternehmen kleiner ist.
Aus Governance-Sicht sehen wir das extrem kritisch. Lütke hat als Gründer das Unternehmen erfolgreich gemacht. Aber durch diese Gründeraktien bevorteilt er sich selbst. Mit seinen B-Aktien hat er ohnehin schon mehr Stimmrechte. Wir sind auch von seinem Talent überzeugt, aber im Zweifel ist er quasi immer am Ruder. Das ist aus Aktionärssicht also Segen und Problem zugleich.
Die nächstgrößeren Aktionäre sind Vermögensverwalter. In diesem Fall ist Baillie Gifford der nächstgrößte Aktionär. Das Unternehmen ist ein eher kleiner Vermögensverwalter und hat dennoch eine beträchtliche Shopify-Position. Im Zweifel ist Baillie Gifford aber nicht langfristig investiert, denn als Vermögensverwalter halten sie Positionen nur so lange, wie sie darin attraktive Chancen in ihren Fonds sehen.


Geschäftsmodell
Grundlagen zum Geschäftsmodell
Shopify ist ein IT-Unternehmen. Shopify stellt Software für E-Commerce-Unternehmen her. Im Großen und Ganzen hat Shopify ein Baukasten-System für Onlineshops. Als Einzelhändler kann man mit Shopify besonders leicht einen Onlineshop starten und erhält allerlei Funktionen von Webhosting mit einem funktionierenden Shop über ein funktionales Warenwirtschaftssystem bis hin zu Zahlungs- und Logistikabwicklung.
Unter den 10.000 größten Webseiten sind 341 Shopify-Shops. Das zeigt die Relevanz von Shopify. Die Quote von rund 3 % bleibt auch bei den 1 Mio. größten Shops bestehen.
Deshalb wundert es auch nicht, dass nicht nur kleine Start-ups, sondern auch einige der größten Marken weltweit Shopify nutzen. Dazu gehören Marken wie Red Bull, Decathlon, Sephora, Hasbro und Co.

Shopify Geschäftsmodell
Shopifys Geschäftsmodell basiert auf seinem Baukastensystem, das erweiterbar ist. Shopify lässt sich relativ leicht in den eigenen Shop integrieren und bringt sehr gute Resultate. Das Basisprodukt ist ein Abo-Modell, das neben dem Hosting und Store verschiedene Funktionalitäten mit sich bringt.
Je nach Größe des Abos kann man verschiedene Inventargrößen haben, erhält unterschiedliche Konditionen bei der Verarbeitung von Zahlungen und kann für Mitarbeiter Konten erstellen.
Die kleineren Abos machen insgesamt 69 % der Abo-Umsätze aus, das große Abo für Großkonzerne kostet dagegen über 2.300 Dollar pro Monat und hat dafür individuelle und günstige Zahlungsgebühren.
Zusätzlich zu den Abos kann man verschiedene Dienstleistungen bei Shopify mitnutzen — je größer ein Händler wächst, desto eher wird er auf diese zugreifen. Die grundlegendste Dienstleistung sind Shopify Payments und die Shop Pay-Zahlungsmethode, die es ermöglicht, automatisch in verschiedenen Shopify-Shops zu bezahlen.
ShopifyPOS dient dazu, den Offline- und Onlinehandel in einer Plattform zu kombinieren. Und wer Shopify Plus nutzt, bekommt Zugriff auf viele Automatisierungen und Integrationen von anderen Diensten.
Zusätzlich zu diesen Dienstleistungen hat Shopify auch einen App Store, in dem über 13.000 verschiedene Apps für den eigenen Shopify-Shop geladen werden können. App-Entwickler verdienen Geld an ihrer App und Shopify erhält im Gegenzug einen Teil der Umsätze. Die Apps können die Webseite und ihre Auffindbarkeit optimieren oder die Nutzererfahrung im Shop verändern, um den Umsatz zu steigern. Insgesamt kann man so ein individuelles Erlebnis erschaffen.

Shopifys Geschäft lässt sich in 2 Segmente aufteilen:
- Abo-Einnahmen. Hier hat Shopify alle seine Abo-Modelle und den App Store gesammelt. Shopify verdient entweder selbst direkt an den Abo-Dienstleistungen oder erhält von Entwicklern eine Gebühr zwischen 15 % bis 20 % ihrer Umsätze. Das Segment hat hohe Software-Bruttomargen, aber wird relativ gesehen immer kleiner. Zu einem kleinen Teil gibt es hier auch variable Umsätze zum Beispiel bei dem Shopify Plus-Abo.
- Händlerlösungen. In diesem Segment werden alle Umsätze gezählt, die umsatzabhängig sind. Das sind vor allem die Zahlungsdienstleistungen. Es können aber auch Umsätze aus Lieferungen sein. Shopify stellt auch Kredite für Händler zur Verfügung und verdient hieran. Der wichtigste Treiber des Segments sollten die Zahlungen sein. Das Segment steht für 74 % der Umsätze und hat eher geringe Margen. Denn bei der Zahlungsabwicklung muss man einen Teil der Umsätze als Gebühren direkt an Banken und das Kartennetzwerk abgeben. Auch Paypal oder Block schaffen deshalb keine hohen Margen.

Shopify ist vor allem in den USA aktiv
71 % der Umsätze kommen aus Nordamerika. Es ist die mit Abstand wichtigste Region für Shopify. Die USA sind insgesamt als Wirtschaftsraum groß und digital. Dadurch hat Shopify hier einen enormen Fußabdruck und konnte sich gut etablieren.
Aber die Zukunft passiert in anderen Märkten. Europa als nächstgrößte Region gewinnt auch an Bedeutung. Aktuell steht Europa mit Afrika und dem Mittleren Osten für 18 % der Umsätze. Das Potenzial ist vorhanden, dass Shopify hier weiter wächst. In den letzten Jahren gab es zumindest eine solche Bewegung.
Im Asien-Pazifikraum dagegen wächst Shopify weniger. Hier sind sie vor allem in Australien sehr präsent.

Shopify wächst mit 2 großen Wachstumshebeln
Das Geschäftsmodell von Shopify hat sehr viele Rückenwinde auf einmal. Denn der Umsatz orientiert sich an Shopifys Gebühren, die sich abhängig von den Umsätzen der Kunden nehmen. Dabei gibt es 2 große Wachstumstreiber:
- Das Gross Merchandise Volume (GMV). Das ist der Umsatz der Händler, die Shopify nutzen. Das GMV wächst dabei selbst durch neue Stores und wachsenden Umsatz in bestehenden Stores.
- Die Take Rate. Das ist der Anteil vom GMV, den Shopify einnehmen kann. Je höher die Take Rate ist, desto mehr Umsatz macht Shopify.
Das GMV zeigt also, wie attraktiv Shopify ist und wie erfolgreich Händler mit Shopify sind. Die Take Rate zeigt, wie teuer Shopifys Angebot ist und wie viele zusätzliche Angebote Shopify schaffen kann.
Es ist gut zu sehen, dass das GMV seit 10 Jahren kontinuierlich wächst und vor allem auch in den letzten Jahren trotz der Phase nach Covid immer noch wachsen konnte. Auch 2024 wird es einen neuen Rekord geben. Denn Shopify gewinnt immer noch neue Stores dazu und die Stores wachsen auch weiter. Somit ist Shopify hier auf einem guten Weg.
Jedoch verlangsamt sich die Wachstumsrate inzwischen. Wir gehen davon aus, dass der E-Commerce-Markt als Ganzes nicht mehr so dynamisch wächst und Shopify mit dem allgemeinen Markt also etwas zurückbleibt.
Shopifys Geschäftsmodell sind Zahlungsdienstleistungen
Bei der Take Rate zeigt sich seit einigen Jahren eine starke Trendumkehr. Lange lag die Take Rate zwischen 2,50 % und 2,75 %. In 2023 ging sie bereits auf 3 % und inzwischen liegt sie über 3 %. Das wirkt wie eine kleine Änderung, aber eine Bewegung von 3 % auf 3,1 % sind 3 % zusätzlicher Umsatz.
Ein großer Erfolgstreiber sind die Shopify Payments. Shopify konnte seine Take Rate erhöhen, indem sie Zahlungen für Shops abwickeln. Wenn ein Shop nicht an Shopify Payments teilnehmen möchte, muss er dennoch zwischen 0,2 % und 2 % Gebühren zahlen. Dadurch verdient Shopify immer an Zahlungen mit und immer mehr Händler entscheiden sich für Shopify Payments. Im Prinzip hat sich Shopify so zum Zahlungsdienstleister etabliert und konkurriert mit Firmen wie PayPal, Klarna und Adyen. Diese Firmen bieten ebenfalls Zahlungsschnittstellen.
Aber das Potenzial von Shopifys Take Rate ist noch nicht ausgeschöpft. Shopify arbeitet daran, seine Wertschöpfung am Kunden weiter auszubauen. Je mehr Dienstleistungen Shopify anbietet, desto höher steigt die Take Rate an. In der Vergangenheit versuchte Shopify das vor allem über Logistik. Den Bereich haben sie inzwischen wieder verkauft. Wir sehen aber aus Shopifys Sicht in KI noch viel Potenzial:

Shopify beschleunigt sein Wachstum und setzt auf KI
Shopifys Ziel für das letzte Quartal 2024 sind 24 % bis 29 % Wachstum und damit beschleunigt sich das Wachstum wieder stark. Die nächsten Jahre sollte Shopify mit über 20 % Wachstum pro Jahr wachsen. Das Wachstum wird aus 3 Hebeln kommen:
Die Händler wachsen. Shopify setzt darauf, seine Qualität zu halten und die führende Shop-Plattform zu bleiben. Dadurch wechseln immer mehr Händler zu Shopify und auch neue Onlineshops werden direkt in Shopify erstellt. Immer, wenn ein Store erfolgreich wird, wächst Shopify mit dem Händler. Shopifys großer Vorteil ist, dass sie insgesamt die digitalsten und wachstumsstärkeren Marken anziehen.
Der nächste Hebel ist der App Store. Der Shopify App Store wächst weiterhin, weil er sowohl für die Entwickler als auch Händler Vorteile bietet. Dank KI sollten mehr Apps entstehen und Shopify will Entwicklern auch helfen, mehr Apps zu entwickeln.
KI ist der große Hebel für Shopify. In den letzten Jahren hatte Shopify seine Dienstleistungen deutlich ausgeweitet, aber noch keinen großen Wurf geschafft. KI sollte das ändern. Shopify hat dazu 2 große Angebote: Shopify Magic und Sidekick. Shopify Magic hilft Händlern, ihren Store aufzusetzen. Das Angebot ist derzeit noch kostenlos. Mit Shopify Magic kann man Bilder optimieren, Beschreibungen schreiben, häufige Fragen lösen etc. In Zukunft wird Magic immer mächtiger und übernimmt eine Menge der Aufgaben, die bei einem Onlineshop normal waren.
Sidekick ist wie ein Sekretär, der alle Aufgaben übernimmt. Sidekick verwaltet Lagerbestände, hilft bei der Realisierung von Shop-Aufgaben und soll durch datenbasiertes Arbeiten den Umsatz steigern. Sidekick kann Händler beraten, wann eine Rabattaktion in welcher Höhe sinnvoll ist etc.
Sidekick soll in Zukunft auch noch bessere Datenanalysen ermöglichen. Insgesamt liegt hier viel Potenzial, denn Shopify als Plattform kann den Zugang zu Daten begrenzen und Sidekick als exklusiven Assistenten bereitstellen. Es gibt Händler, die Sidekick nutzen und erfolgreich sind und andere, die ihn nicht nutzen und denen dann Zugang zu KI fehlt. Dadurch sehen wir hier ein großes Potenzial. Die Take Rate könnte auf diese Weise weiter steigen, wenn für Händler der Mehrwert spürbar wird.

Fazit zu Shopify
Shopify ist die führende Plattform für Onlineshops. Die Shopify-Software klingt banal, aber sie ist tief integriert. Sie ist ein Betriebssystem für Onlineshops, das man frei konfiguriert. Nach vorne ist sie alles, was der Kunde sieht und hinten ist sie eine große Plattform mit Analyse für den Händler. Das Baukastensystem bietet auch für die Zukunft viel Flexibilität. Subjektiv sind Shopify-Stores die angenehmste Nutzererfahrung im Internet. Für die Händler ergibt sich ein Lock-In-Effekt. Ein Wechsel ergibt kaum noch Sinn.
Shopify hat Ähnlichkeit zu Apple. Shopify ist kein Softwareunternehmen, sondern sie betreiben eine Plattform. Damit entsteht ein wertvoller Burggraben. Shopify verdient zwar an den Abos auch gutes Geld, aber die größten Umsätze kommen aus weiteren Dienstleistungen wie den Zahlungen und auch aus dem App Store. Damit hat Shopify Macht über Händler und App-Entwickler. Shopify wird zum direkten Profiteur der E-Commerce-Branche.
Uns gefällt das Geschäftsmodell. Shopify hatte lange sein Modell nicht wirklich profitabel betrieben. Inzwischen zeigen sie aber, dass das auch möglich ist. Die hohe Kundenbindung ist dabei von Vorteil.

Branche
Die E-Commerce-Branche
Shopify konzentriert sich auf E-Commerce-Unternehmen, deshalb betrachten wir den Markt für E-Commerce. Da es leider wenige globale Daten gibt und die USA der wichtigste Markt sind, schauen wir uns das Wachstum in den USA an:
Das GMV in den USA wächst seit 2013 um 15 % pro Jahr. In den letzten 11 Jahren gab es eine starke Entwicklung des E-Commerce. 2013 waren nur 6 % des Einzelhandels im Internet. Inzwischen sind es 16 %. Dabei gab es in 2020 einen großen Sprung nach vorne.
Die Pandemie hat kurzfristig das Wachstum gebremst. Im ersten Moment wurde E-Commerce durch die Pandemie beschleunigt, aber wie wir jetzt sehen, hat sich das Wachstum im historischen Trend eingependelt. Erst jetzt in 2024 ist der E-Commerce-Anteil wieder auf dem Niveau von 2020 — der langfristige Trend zeigt weiterhin in Richtung Wachstum.
In Zukunft sollte das Wachstum eher bei 10 % pro Jahr liegen. Die ersten Abflachungszeichen werden deutlich. Das Wachstum ist noch vorhanden, aber die Kurve wird flacher.

Shopify ist die Nummer 2 im Markt — aber eigentlich nicht
WooCommerce ist der Marktführer unter Onlineshop-Systemen. 35,8 % der Onlineshops in 2024 nutzen WooCommerce — eine kostenlose Erweiterung des WordPress-Systems. WooCommerce ist ähnlich wie Shopify stark erweiterbar und die Erweiterungen kosten entsprechend Geld und teils auch umsatzabhängige Gebühren.
Der Nachteil an WooCommerce ist, dass es deutlich technischer ist als Shopify. Das gilt auch für benutzerdefinierte Lösungen, auf denen jeder 8. Onlineshop basiert. Also es erfordert mehr Knowhow in der Nutzung, Wartung und Anpassung.
Da WooCommerce kostenlos ist, gibt es viele Onlineshops, die es installiert haben. Wenn man dagegen sich nur die größten zehn- bis hunderttausend Webseiten anschaut, hat Shopify mehr Installationen. WooCommerce schrumpft dagegen bereits seit mehreren Jahren. Nur rund 250 Webseiten unter den Top 10.000 nutzen WooCommerce, aber 340 nutzen Shopify.
Shopify ist damit gemessen am GMV die wichtigste IT-Plattform für Shops. Nur Amazon ist theoretisch noch größer, da viele Händler auch über Amazon ihre Produkte verkaufen. Allerdings ist Amazon eher für Nicht-Markenprodukte geeignet, während Shopify dazu dient, sich seine eigene Marke aufzubauen.
Die nächstgrößeren Konkurrenten sind Firmen wie Wix oder Adobe. Diese Firmen leiden jedoch etwas unter ihrer Größe. Sie bieten auch Systeme zur Erstellung von Onlineshops. Adobes Magento ist eher für komplexe Anwendungen geeignet, Wix dagegen für kleine und mittelständische Unternehmen. Jedoch leiden kleinere Unternehmen immer unter kleineren App-Entwickler-Communities. Dadurch fehlen viele Funktionalitäten, die man selbst entwickeln muss.
Der Marktvergleich zeigt ganz gut, dass Shopify Marktführer ist. In der realen Wirtschaft hat niemand ein vergleichbar beliebtes Konkurrenzsystem und das kostenlose WooCommerce fällt immer weiter zurück.

Wettbewerbsvergleich
Adobe
Adobe ist bekannt für seine kreativen Softwarelösungen wie Photoshop, Illustrator und Premiere Pro. Das Unternehmen bietet Tools für Design, Marketing und Datenanalyse an. Mit der Übernahme von Magento im Jahr 2018 ist Adobe auch im Bereich E-Commerce aktiv und hat ein Konkurrenzprodukt zu Shopify. Magento richtet sich vor allem an größere Unternehmen und ermöglicht umfassende Anpassungen sowie die Integration mit anderen Adobe-Produkten.
Im Vergleich zu Shopify hat Adobe eine breitere Produktpalette, die von kreativen Tools bis hin zu Marketinglösungen reicht. Shopify konzentriert sich hingegen vollständig auf E-Commerce und bietet eine einfachere Bedienung. Adobe spricht durch die Verknüpfung von Magento mit seinen Design- und Marketinglösungen vor allem Unternehmen an, die viele Bereiche ihres Geschäfts in einem System integrieren wollen.
Im Kennzahlenvergleich ist Adobe sehr konstant im Wachstum und auch die EBIT-Marge ist stark. Da Adobe nur noch rund 10 % pro Jahr wächst, ist auch die Bewertung recht günstig. Das KGV liegt bei nur 28 für 2024 und soll 2025 schon auf 24 sinken. Adobe ist zudem schuldenfrei.
Wix.com
Wix.com ist vor allem ein Anbieter für einfache Webseiten und richtet sich an Nutzer ohne Vorkenntnisse. Mit einem Drag-and-Drop-Baukasten lassen sich Seiten in kurzer Zeit erstellen. Neben allgemeinen Webseiten bietet Wix auch E-Commerce-Pläne an, die sich für kleine Online-Shops eignen. Die Plattform hat einen großen Kundenstamm, der von Privatpersonen bis zu kleinen Unternehmen reicht.
Im Vergleich zu Shopify ist Wix breiter aufgestellt, da es nicht nur auf Online-Shops fokussiert ist. Shopify hingegen hat seine gesamte Plattform auf E-Commerce optimiert, was vor allem für Händler mit wachsendem Geschäft entscheidend ist. Wix punktet mit einfacher Bedienung und niedrigen Kosten, ist aber weniger skalierbar — der Vorteil ist dagegen, dass man nicht so viele Apps benötigt. Shopify bietet mehr Tools für größere Shops, während Wix besser für einfache Webseiten mit kleinen Shops geeignet ist. Langfristig werden Wix-Kunden vermutlich ihr System wechseln.
Wix hat historisch gesehen starkes Wachstum bewiesen. Auf 5 Jahre lag die Wachstumsrate immer noch bei 21 % pro Jahr. Das Geschäft ist auch profitabel und Wix hat keine Nettoschulden. In den kommenden Jahren soll die Profitabilität auch anziehen und die Bewertung schmelzen. Das macht Wix insgesamt ganz interessant. Aber wenn man Wix mit Shopify vergleicht, erhält man deutlich weniger Wachstum für eine nicht wirklich günstigere Bewertung. Hier sehen wir Shopify im Vorteil. Zudem ist bei Webhosting wie von Wix die Kundenbindung deutlich schlechter.
BigCommerce
BigCommerce ist ein Anbieter, der sich auf professionelle E-Commerce-Lösungen spezialisiert hat. Neben Shopsystemen bietet es umfangreiche Marketing- und SEO-Tools, die für größere Händler entscheidend sind. Die Plattform ermöglicht auch den Verkauf über Marktplätze wie Amazon und eBay, was sie für Unternehmen mit vielen Vertriebskanälen attraktiv macht.
Im Vergleich zu Shopify konzentriert sich BigCommerce stärker auf große und komplexe Shops. Shopify bietet eine größere Zielgruppe und spricht sowohl kleine als auch mittelgroße Händler an. Während BigCommerce technisch anspruchsvoller und teurer sein kann, überzeugt Shopify mit einer intuitiven Oberfläche und einem leichteren Einstieg.
Aus Kennzahlensicht hat BigCommerce den Sprung nicht geschafft. BigCommerce ist unprofitabel, die Wachstumsrate soll in den kommenden 3 Jahren am niedrigsten sein und auch in Zukunft bleiben Gewinne eher aus. BigCommerce hat am Markt gegen Shopify eher verloren und wir finden ein Investment nicht aussichtsreich.
Shopify Aktie im Vergleich
Shopify beweist im Vergleich, dass sie der stärkste Wachstumskonzern sind. Sie sind deutlich wachstumsstärker als Wix oder BigCommerce und dabei viel größer. Zudem haben sie die Profitabilität erreicht.
Shopifys Bewertung ist jedoch am höchsten. Als Investor muss man akzeptieren, dass man hier den 13,5-fachen Umsatz von 2025 im Kurs eingepreist hat bzw. den 97-fachen Gewinn. Wir werden in der Bewertung prüfen, ob das ein guter Preis ist. Insgesamt überzeugt uns Shopify aber von den meisten Kennzahlen.
Wix wirkt dagegen etwas teurer, aber hat auch noch viel Potenzial beim Wachstum und der Marge. Das macht die Aktie ebenfalls interessant. Aber wir finden, Shopify ist hier überlegen.
Adobe ist auch attraktiv. Die Aktie hat durch ihr konstantes Wachstum, die hohe Marge und günstige Bewertung ein attraktives Profil. Eine Dividende könnte irgendwann auch folgen. Die Adobe-Aktie ist damit ein guter Kandidat für eine kommende Analyse.

Kennzahlen
AktienInsight-Rating
Shopify erreicht im AktienInsight-Rating 3 von 9 Punkten. Damit verliert Shopify einen Großteil der Punkte und steht nicht besonders gut da. Das hängt vor allem mit den geringen Gewinnen des Unternehmens zusammen. Shopifys EBIT und Free Cash Flow sind in den letzten 10 Jahren die meiste Zeit negativ gewesen und eine Wachstumsrate lässt sich nicht berechnen. 2023 war der operative Gewinn so klein, dass Shopify bei der Rentabilität 0 Punkte erhält und durch die stetigen Verluste verliert das Unternehmen auch einen Punkt für Sicherheit.
Wir schauen uns jetzt die einzelnen Kennzahlen genauer an:

Umsatzentwicklung
Shopifys Umsatz ist in den letzten 10 Jahren um 64,0 % pro Jahr gewachsen. Das Umsatzwachstum ist unglaublich stark gewesen. Shopify konnte sehr lange den Umsatz jährlich um 60 % und mehr pro Jahr steigern. In 2020 gab es in der Pandemie sogar nochmals fast eine Verdopplung.
Shopify kann hier wie im Geschäftsmodell angesprochen sein Potenzial durch mehrere Treiber realisieren: Die Anzahl der Shops steigt, die Händler machen mehr Umsatz, Shopify kann die Take-Rate durch weitere Services steigern.
In den kommenden 3 Jahren soll Shopifys Umsatz um 22,5 % pro Jahr wachsen. Die Wachstumsrate wird deutlich zurückgehen, aber Shopify soll das Wachstum dennoch recht gut über 20 % halten können. Wir haben auch wenig Zweifel daran, dass Shopify diese Wachstumsrate erreichen kann.

EBIT und Free Cash Flow
Shopify hat die meiste Zeit Verluste gemacht. Auf 10 Jahre gab es bisher 3 profitable Jahre: 2020 und 2021 zur Höchstzeit der Pandemie und 2023. Die Pandemiejahre sind einfach erklärt: In dieser Phase ist E-Commerce geboomt und das Marketing funktionierte fast von selbst. Der kleine Gewinn 2023 kommt durch Kostendisziplin zustande.
In den kommenden 3 Jahren soll der Gewinn dagegen förmlich in die Höhe schießen. Bereits 2024 soll das EBIT auf 1,4 Mrd. Dollar steigen und die Marge auf rund 16 %. In den kommenden Jahren soll durch diese Kostendisziplin und weiteres Wachstum die Marge in Richtung 20 % wachsen.

Der Free Cash Flow eines Unternehmens gibt an, wie viel freie Mittel es wirklich pro Jahr zur Verfügung hat. Mit diesem Geld können Dividenden gezahlt, Schulden getilgt oder in neue Projekte im Unternehmen investiert werden.
Shopifys Free Cash Flow (FCF) zeigt, wohin die Reise geht. Der FCF ist schon seit einigen Jahren positiv und erreichte Margen von über 10 %. Denn Shopify als IT-Firma kann Cash leicht einsammeln und muss nur geringe Investitionen leisten. Dazu gehen die Mitarbeiteraktien positiv in den Free Cash Flow ein.
2023 kam Shopify schon fast auf 1 Mrd. Dollar FCF und in 2024 werden es fast 1,6 Mrd. Die Wachstumsrate liegt für die kommenden 3 Jahre bei beeindruckenden 40 % pro Jahr, weil die Marge noch so stark steigen kann. Wir halten auch noch höhere Margen für realistisch.

Shopifys Bruttomarge sinkt kontinuierlich, die EBIT-Marge steigt. Die Bruttomarge liegt bei nur 49,8 % und sinkt seit Jahren stetig ab. Das wirkt auf den ersten Blick wie ein großes Problem, aber hängt mit einer wichtigen Sache zusammen:
Shopifys Umsatzmix verschiebt sich zunehmend von Abos zu Händlerlösungen und das Segment hat geringere Margen als die Abos. Das liegt auch daran, dass die wichtigste Händlerlösung Shopify Payments (Zahlungsabwicklung) ist. Zum Vergleich: PayPal hat eine Bruttomarge von fast 40 % und Block von 35 %. Es bleibt an einer Zahlung damit nicht so viel übrig. Auch die Logistikdienstleistungen sollten geringe Bruttomargen haben. FedEx und UPS sind absolute Spitzenfirmen in diesem Bereich und kommen auf rund 20 %.
Andererseits ist durch KI wieder steigendes Margenpotenzial möglich, da KI reine Softwarelösungen sind und über die Zeit weniger rechenintensiv werden. Insgesamt gehen wir davon aus, dass Shopify seine Bruttomarge bei 50 % stabilisieren wird und langfristig sogar leichtes Wachstum erreicht.
Die EBIT-Marge auf der anderen Seite wächst. Sie soll 2024 bei rund 16 % liegen und bereits 2026 auf 20 % steigen. Der Grund liegt in einer hohen Kostendisziplin. Shopify hat seine operativen Kosten in 2024 leicht senken können und ist dabei über 20 % gewachsen.
Lässt sich das nochmal wiederholen? Wir denken, ja. Shopify hatte lange den Fokus auf dem Wachstum der Neukunden und auch Top-Konditionen für seine Händler. Die Take-Rate ist nicht besonders gewachsen und das GMV stand im Fokus. Inzwischen hat diese Einstellung gedreht. Shopify hat seine Gebühren angehoben, fokussiert sich auf die Take-Rate und profitiert von der langfristigen Bindung der Händler an die Shop-Software.
Marketing ist vor allem für Neukundenwachstum wichtig, aber Shopify wächst immer weniger bei neuen Kunden und wächst eher durch seine Bestandskunden. Hier sollte die Marge also mittelfristig weiter steigen. Softwaretypische EBIT-Margen von 30 % sind realistisch, wenn Shopify zum dominanten Marktführer aufsteigt.

Ausschüttungen
Shopify zahlt keine Dividenden. Das Unternehmen ist noch in seiner Wachstumsphase. Es ist unwahrscheinlich, dass Shopify in den kommenden Jahren mit einer Dividende anfangen wird. Es steht noch Kurswachstum im Fokus.
Selbst Aktienrückkäufe gibt es nicht. Shopify hat bisher sein Kapital ausschließlich in Wachstum gesteckt und auf der Bank liegen lassen. In den letzten 8 Jahren seit Börsengang stieg die Aktienanzahl um 8,6 % pro Jahr. Das ist eine starke Verwässerung, jedoch hat sich die Verwässerung inzwischen reduziert. Mittlerweile werden nur noch rund 1 % bis 2 % neue Aktien ausgegeben. Eventuell könnte Shopify sogar bald mit Aktienrückkäufen anfangen, denn das Kapital ist da.
Wir sehen zumindest keine negativen Folgen mehr durch eine hohe Aktienausgabe für die Zukunft.

Bilanzanalyse
Schulden. Shopify hat keine Nettoschulden. Die Bilanz ist nach Abzug von Cash schuldenfrei und Shopify hat sogar eine Nettoliquidität von rund 4 Mrd. Dollar. Damit ist Shopify perfekt für kommende Zeiten aufgestellt. Das Kapital reicht für Übernahmen oder könnte auch irgendwann in einen Rückkauf investiert werden. Aktuell lässt Shopify es verzinst in der Bilanz liegen und steigert so seine Gewinne ein wenig. Bisher kamen auf diese Weise rund 300 Mio. Zinsgewinne dazu.
Goodwill. Goodwill entsteht bei Übernahmen und ist ein fiktiver Wert für Kundenbeziehungen, Wachstumspotenzial oder auch Netzwerkeffekte.
Shopify hat die meisten seiner Lösungen in-house aufgebaut und nur wenige Übernahmen getätigt. Nur eine Übernahme war wirklich groß: Deliverr für 2,1 Mrd. Dollar. Jedoch hat sich Shopify inzwischen von der Übernahme getrennt und ist dafür am Start-up Flexport beteiligt, die für Shopify in Zukunft die Logistik übernehmen. Der Goodwill in Shopifys Bilanz liegt somit bei weniger als 500 Mio. Dollar, was nur 5 % des Eigenkapitals entspricht.
Fazit zur Bilanz: Shopify hat eine sehr niedrige Verschuldung und ist hier gut aufgestellt. Sie haben viel Cash in der Bilanz, kaum Schulden und erwirtschaften auch hohe Free Cash Flows. Große Goodwill-Risiken gibt es auch nicht. Aus Bilanzsicht muss man sich keine Sorgen machen und kann sich sogar freuen, denn Aktienrückkäufe sind theoretisch schon möglich.

Chancen & Risiken
Die Chancen und Risiken eines Unternehmens analysieren wir mit Hilfe eines aufgeteilten SWOT-Modells. Dabei betrachten wir die Chancen und Risiken.
Chancen
Wachstum durch allgemeinen Markttrend. Der E-Commerce-Markt wächst weltweit weiter. Dadurch entstehen neue Händler und alte Händler wachsen größer. Shopify profitiert von einem wachsenden Markt, da sie ihren Marktanteil ausbauen können und vom allgemeinen GMV profitieren.
Mehr Einnahmen durch zusätzliche Services. Shopify versucht, seine Take Rate zu erhöhen, indem sie stetig neue Dienstleistungen entwickeln und in ihre Plattform integrieren. Es könnte sein, dass Shopify in Zukunft einige Apps selbst entwickelt, Features integriert oder komplett neue Dienstleistungen wie auf KI basierend herausbringt. Dadurch könnten sie Händlern Mehrwert bringen und damit zusätzlichen Umsatz erzeugen.
Effizienz durch sinkende Kosten. Shopify hat in den letzten Jahren begonnen, auf Skaleneffekte zu bauen und Personal im Verhältnis zum Umsatz zu reduzieren. Solche Effizienzmaßnahmen könnten auch in der Zukunft erneut stattfinden. Das Potenzial ist vorhanden, dass Shopify “effizient” wächst, indem sie weniger stark einstellen als der Umsatz wächst. Dadurch könnte sich die EBIT-Marge weiter verbessern.
Internationaler Ausbau. Shopify ist vor allem in Nordamerika präsent. In Zukunft könnte Shopify stärker auf andere Märkte wie Schwellenländer und Regionen wie Europa setzen. Durch den Ausbau in diesen Regionen könnte Shopify noch stärker wachsen.
Starke Partnerschaften. Kooperationen mit großen Technologieunternehmen oder Zahlungsdienstleistern könnten Shopify dabei helfen, mehr Kunden zu gewinnen und zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen.
Risiken

Abnehmendes Wachstum. Shopifys Bewertung basiert auf den hohen Wachstumsraten, die das Unternehmen in den letzten Jahren erzielte. Wenn das Wachstum erheblich sinkt, dann sinkt auch die Bewertung der Aktie. Das würde den Shopify-Aktienkurs erheblich belasten.
Abnehmendes Marktwachstum. Wenn der E-Commerce-Markt insgesamt langsamer wächst, könnte Shopify Schwierigkeiten haben, seine aktuellen Wachstumsraten zu halten. Zum Beispiel, wenn Kunden wieder vermehrt offline einkaufen.
Neue Wettbewerber. Ein neuer Anbieter mit einem besseren System oder günstigeren Preisen könnte Marktanteile von Shopify übernehmen. Damit könnte Shopify vom Jäger zum Gejagten werden.
Abhängigkeit von Zahlungsdienstleistern. Shopify ist auf externe Partner für Zahlungsabwicklungen angewiesen. Shopifys Margen sind damit von Kreditkartenfirmen wie Visa oder auch Dienstleistern wie PayPal und Klarna abhängig.
Keine Kaufbereitschaft für KI-Produkte. KI ist ein umkämpfter Markt. Shopify könnte hier auf das Problem treffen, dass Kunden externe KI-Tools bevorzugen oder nicht bereit sind, für Shopify Tools zu bezahlen. Das würde der Wachstumsfantasie von Shopify erheblich schaden.
Regulatorische Risiken. Shopify ist eine Plattform und nutzt seine Position als Plattform, um einen App Store anzubieten oder verlangt von Händlern zusätzliche Gebühren, wenn sie nicht Shopifys Bezahlmethode einbinden. Langfristig könnten sie Verfahren für wettbewerbsschädliche Praktiken erhalten.
Markenimage unter Druck. Ein größerer Datenskandal oder schlechte Erfahrungen von Kunden könnten das Vertrauen in Shopify schwächen und die Aktie belasten.

Bewertung
Multiple-Bewertung
Shopifys Kurs-Umsatz-Bewertung liegt bei 17,0. Die Bewertung ist in den letzten 10 Jahren teils erheblich geschwankt. Lange Zeit konnte man die Aktie für den 10-fachen Umsatz oder sogar günstiger kaufen. In der Pandemie wurde dagegen der 30- bis 40-fache Umsatz verlangt.
Die aktuelle Bewertung liegt deutlich über dem historischen Median von ungefähr 12,5. Aber die Historie ist wenig aufschlussreich. Das Multiple schwankte zu stark.

Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liefert wenig Mehrwert. Es liegt für 2024 bei 122,7 und soll in den kommenden 3 Jahren bis auf rund 75 sinken. Aber in den Jahren zuvor konnte man am KGV wenig ablesen. Die meisten Jahre gab es Verluste und somit kein KGV. Oder es gab wie in 2021 durch Sondereffekte einen Gewinn. Damit ist das historische KGV als Bewertungsmethode völlig unbrauchbar.

Rendite basierend auf dem KG
Für die Bewertung der Shopify Aktie verwenden wir daher ein eigenes Modell basierend auf dem KGV der Aktie. Wir schauen uns nicht das historische KGV an, sondern schätzen, wie die Aktie in der Zukunft bewertet wird und welche Rendite ein Investor damit erwarten kann.
Dabei bauen wir 3 Szenarien auf, die den Wert der Shopify-Aktie ermitteln:
Ein mittleres, ein Bären- und ein Bullen-Szenario. Je nach Szenario treffen wir optimistische bis pessimistische Annahmen.
Aktuell kommt Shopify auf ein 2024er KGV von 122,7. Das KGV sollte deutlich sinken, wenn die Gewinne stark wachsen. Wir gehen dazu davon aus, dass Shopify seine Gewinne einsetzen muss und dies in Form von Aktienrückkäufen tun wird. Wir rechnen mit 1 % Aktienrückkäufen für die nächsten 10 Jahre.
Mittleres Szenario
Unsere Annahme ist, dass Shopify die nächsten 10 Jahre diese Wachstumstreiber hat:
- Das Umsatzwachstum sollte vor allem durch das allgemeine Marktwachstum steigen. Wir gehen davon aus, dass Shopify es schafft, ein KI-Angebot aufzubauen und so seinen Umsatz im Schnitt der nächsten 10 Jahre um 16,1 % pro Jahr steigert. Wir gehen von keinen substanziellen Übernahmen aus.
- Wir rechnen damit, dass die EBT-Marge auf 25 % wächst. Wir gehen davon aus, dass Shopify eine höhere Marge als Zahlungsanbieter erreicht, da das Abonnement höhere Margen hat und die KI-Angebote auch deutlich höhere Bruttomargen erreichen.
- Insgesamt gehen wir deshalb von 21,3 % Gewinnwachstum pro Jahr aus. Damit wird sich der Gewinn ver-7-fachen.
Wir nehmen außerdem an, dass Shopify sein KGV langfristig auf 30 reduzieren wird — was für wachstumsstarke IT-Konzerne ein normales Niveau ist.
Damit erhalten wir: 1,0 % Rendite durch Ausschüttungen und weitere 5,2 % Kursrendite. Insgesamt 6,2 % Rendite pro Jahr.
Bären-Szenario
In diesem Szenario sind wir pessimistisch und gehen davon aus, dass Shopify im Wettbewerb nicht gut bestehen kann und der E-Commerce-Markt deutlich langsamer wächst:
- Wir gehen von 10,6 % Umsatzwachstum aus. Damit nehmen wir erstmal allgemeines Marktwachstum an und langfristig eine Verlangsamung im E-Commerce.
- Wir rechnen damit, dass die EBT-Marge auf 20 % wächst. Das wäre immer noch eine Steigerung im Vergleich zu 2024, jedoch wird Shopify trotz IT-Services nicht höhere Margen als andere Zahlungsdienstleister erreichen.
- Insgesamt gehen wir von 12,9 % Gewinnwachstum pro Jahr aus.
Wir nehmen hierbei an, dass Shopifys KGV auf 20 sinken wird. Da Shopify eine tiefe Integration bei Kunden hat und auch andere Unternehmen aus dem E-Commerce wie eBay auf ähnliche Niveaus kommen, halten wir das für plausibel.
Damit erhalten wir: 1,0 % Rendite durch Ausschüttungen und weitere -6,0 % Kursrendite. Insgesamt -5,0 % Rendite pro Jahr.
Bullen-Szenario
In diesem Szenario sind wir optimistisch und nehmen an, dass Shopify sogar mit kleineren Zukäufen anfängt und anorganisch wächst. Dazu rechnen wir mit einem starken Marktwachstum im E-Commerce:
- Wir gehen von 18,9 % Umsatzwachstum aus und weiteren 1 % durch Übernahmen. Shopify als Marktführer übernimmt weitere Marktanteile und kann rund 5 %-Punkte besser als der Markt wachsen.
- Wir rechnen damit, dass die EBT-Marge auf 30 % wächst. Unsere Annahme ist, dass Shopify durch seine Größe bei Zahlungen erhebliche Marktmacht aufbaut und die Abo-Services wesentlich bessere Margen bringen.
- Insgesamt gehen wir von 27,7 % Gewinnwachstum pro Jahr aus. Also einer Gewinnver-11-fachung auf 10 Jahre.
Wir nehmen hierbei an, dass Shopify ein KGV von 40 halten kann. Die Bewertung ist durchaus ambitioniert für ein wachsendes Unternehmen, das rund 10 % pro Jahr wächst.
Damit erhalten wir: 1,0 % Rendite durch Ausschüttungen und weitere 14,0 % Kursrendite. Insgesamt 15,0 % Rendite pro Jahr.
Ergebnis
Im Schnitt erhalten wir damit eine Renditeerwartung von 4,9 % pro Jahr auf den aktuellen Kurs von 115 Dollar. Zur Vorsicht haben wir 10 % von der Bewertung abgezogen. Das ist in den 4,9 % bereits enthalten.
Für uns ist die Bewertung in der aktuellen Situation nicht ausreichend. Nur im optimistischen Bullenszenario kann Shopify der Bewertung gerecht werden. Besonders die Risiken zeigen auch, dass Shopify deutliche Minusrenditen machen kann, wenn der E-Commerce-Markt nicht ausreichend wächst oder Shopifys Wettbewerb zu hart wird. Für uns wird die Bewertung erst wieder bei rund 75 Dollar interessant. Die Renditeerwartung liegt dann zwar nur bei rund 9 %, aber das mittlere Szenario bietet bereits 10,8 % Rendite pro Jahr.

8. Fazit
Shopify ist ein führender Anbieter von E-Commerce-Lösungen. Shopify ermöglicht es Händlern, schnell und einfach ihre eigenen Online-Shops zu erstellen. Die Plattform ist als Baukasten konzipiert. Mit externen Apps und verschiedenen Shopify-Tools kann man sie beliebig anpassen. Damit spricht Shopify sowohl kleine Start-ups als auch größere Unternehmen an, die ihre E-Commerce-Aktivitäten skalieren möchten. Shopify muss man deshalb als ein Betriebssystem für Onlineshops verstehen.
Das Geschäftsmodell ist skalierbar und diversifiziert. Shopify verdient an monatlichen Abo-Gebühren, aber hat sein Modell deutlich erweitert. Inzwischen verdient Shopify mit Zahlungsabwicklung, Logistik, Offlinehandel und seinem App Store hinzu. Die Integration von künstlicher Intelligenz könnte ein starker Wachstumshebel werden, der viel Marge mit sich bringt. Shopifys Ziel ist es, dass ihre Händler wachsen und sie sich einen größer werdenden Teil der Händler-Umsätze sichern. Früher lag Shopify bei rund 2,6 %. Inzwischen sind es 3,1 %.
Starke Marktstellung, aber hohes Risiko. Shopify ist in einem stark wachsenden, aber auch wettbewerbsintensiven Markt aktiv. Die Konkurrenz durch etablierte Anbieter und neue Systeme bleibt eine Herausforderung. Hinzu kommt, dass die Aktie stark von der allgemeinen E-Commerce-Nachfrage abhängt. Rückgänge im Marktwachstum oder eine veränderte Bedeutung von Online-Handel könnten die Ergebnisse belasten. Zudem konkurriert Shopify auch mit anderen Dienstleistern im Bereich Zahlungen oder KI.
Starke Kennzahlen, aber hohe Bewertung. Shopifys Stärken liegen im explosiven Wachstum. Sie wachsen wieder mit über 20 % pro Jahr und sollten dieses Wachstum auch vorerst halten können. Es entstehen inzwischen Gewinne bei Shopify und eine EBIT-Marge von rund 16 %. Das Unternehmen wird profitabel. Aber die Aktie wird mit den 17-fachen Umsätzen für 2024 bzw. dem 122-fachen Gewinn bewertet. Das sind enorm hohe Bewertungen.
Wir finden die Shopify Aktie nur haltenswert. Wir rechnen mit 4,9 % Rendite pro Jahr beim aktuellen Kurs von 115 Dollar. Wenn du die Aktie schon im Depot hast, sollte man sie ruhig behalten. Aber aktuell ist ein Kauf aus unserer Sicht nicht attraktiv. Uns ist zu viel Positives eingepreist. Wir finden den Kurs erst ab 75 Dollar attraktiv. Hier bietet auch unser mittleres Szenario eine attraktive Rendite.
Über die Autoren
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Ibo Ahmiane (ProfessorFinanzen)
Vom normalen Bankangestellten zu einem der erfolgreichsten Finfluencer. Ibo spricht auf seinen Social Media Kanälen über finanzielle Bildung und erreicht dort schon über 2,2 Millionen Menschen. Durch seine Arbeit in der Bank musste er immer wieder feststellen, dass die meisten Menschen keine Ahnung davon haben, wie sie richtig mit ihrem Geld umgehen. Unser Bildungssystem hat scheinbar keinen Platz für Finanzbildung und das will er ändern. Ibo selbst hat im Alter von 28 Jahren bereits über 1.000.000€ investiert.

Benjamin Franzil
Benjamin hat langjährige Erfahrung in der Analyse von Aktien. Er fokussiert sich auf Unternehmen mit herausragenden Kennzahlen, um die besten Firmen einer Branche zu identifizieren. Bei seinen eigenen Investments setzt er vor allem auf Dividenden, kontinuierliches Wachstum und eine starke Wettbewerbsposition. Seine Investments konzentrieren sich vor allem auf Aktien und Immobilien (über 100.000€ in aktiv verwaltetem Vermögen). Besonders spannend findet er Holdings, die erfolgreich in Nischen investieren.
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