
Vitec Software Aktienanalyse
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Einleitung
Vitec Software ist ein schwedischer Serial Acquirer. Der Fokus liegt auf VMS-Unternehmen. VMS steht für Vertical Market Software und beschreibt Software, die beim Nutzer vollständig vertikal in der Wertschöpfungskette integriert ist. Ohne diese Software funktionieren die Unternehmen nicht. Steuerberater, Kindergärten, Kirchen, Industrieunternehmen oder auch Fitnessstudios brauchen diese Art der Software.
Geringe Kündigungsraten, dafür aber wenig Skalierungspotenzial. VMS hat Stärken und Schwächen. Wachstum ist wegen der engen Anwendungsfälle meist nur organisch beim Kunden möglich. Am besten profitiert man deshalb, wenn man VMS-Unternehmen aufkauft, Synergien hebt, neue Features für bestehende Kunden entwickelt und Preise anhebt. Neben Unternehmen wie Topicus gehört Vitec zu den großen Unternehmen im nordeuropäischen Raum, die dieses Geschäftsmodell verfolgen.
Die Aktie ist mit einem 48er KGV bewertet. Und zwar für das laufende Geschäftsjahr. Günstig ist anders, auch wenn das historische Gewinnwachstum bei 20 % pro Jahr liegt. Wir haben uns in der Analyse deshalb genau angeschaut, wie interessant Vitec wirklich ist und ob der Preis zu hoch oder doch vielleicht angemessen ist. Lies jetzt unsere ausführliche Analyse und erfahre alles!

Inhaltsverzeichnis
- Geschichte
- Management & Aktionärsstruktur
- Geschäftsmodell
3.1 Grundlagen zum Geschäftsmodell
3.2 Was ist VMS?
3.3 Vitec Softwares Geschäftsmodell
3.4 Interview ehemaliger Manager bei Vitec Software - Branche4.1 Der Markt für vertikale Software
4.2 Wettbewerbsvergleich - Kennzahlen5.1 Umsatzentwicklung
5.2 EBIT und Free Cash Flow
5.3 Dividende und Aktien
5.4 Bilanzanalyse - Chancen & Risiken6.1 Chancen
6.2 Risiken - Bewertung7.1 Multiple Bewertung
7.2 Aktienbewertung von Vitec Software
anhand eines Multiple-Modells - Fazit

1. Geschichte

2. Management & Aktionärsstruktur

Olle Backman
Olle Backman (52) ist seit April 2021 der CEO von Vitec Software. Vor seiner Ernennung zum CEO war er ab 2019 als CFO des Unternehmens tätig. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in Führungspositionen und war vor seiner Tätigkeit bei Vitec CEO des Elektrotechnikunternehmens Eitech AB, das über 1.000 Mitarbeiter in Schweden beschäftigte.
Während seiner Amtszeit als CEO hat Olle Backman maßgeblich zur Wachstumsstrategie von Vitec beigetragen, die auf organischem Wachstum und strategischen Übernahmen basiert. Unter seiner Führung hat das Unternehmen mehrere bedeutende Akquisitionen getätigt, darunter den Kauf der finnischen Softwarefirma Neagen Oy im Jahr 2023. Diese Akquisitionen haben die Marktposition von Vitec in verschiedenen vertikalen Märkten gestärkt und das Produktportfolio erweitert.
Olle Backmans Werdegang und seine Leistungen als CEO von Vitec zeigen, dass er gut für diese Position geeignet ist. Seine langjährige Erfahrung in der Software- und Technologiebranche sowie seine Erfolge bei der Umsetzung von Wachstumsstrategien sprechen für seine Fähigkeiten. Unter seiner Führung hat Vitec nicht nur seinen Umsatz und Marktanteil erhöht, sondern auch seine Position als führender Anbieter von vertikaler Software in den nordischen Ländern gefestigt.
Vergütung
Olle Backman erhielt im Jahr 2023 ein Gesamtgehalt in Höhe von 4.961.000 SEK (429.406 EUR). Von diesem Gesamtgehalt sind 91 % ein fixes Basisgehalt und der Rest von 9 % eine Bonusvergütung. Diese setzt sich wie folgt zusammen:
- 100 % Cash-Bonus: Dieser Bonus wird direkt in Form von Geld an Olle Backman bezahlt.
Im Rahmen des Share Savings Program (ESSP 2023) investierte Olle Backman in 291 Sparaktien und erhielt die gleiche Anzahl an Matching-Share-Awards. Diese Aktien werden kostenlos gewährt, unterliegen jedoch einer dreijährigen Sperrfrist, was bedeutet, dass er erst nach dieser Periode über diese Aktien verfügen kann, vorausgesetzt, er bleibt weiterhin im Unternehmen beschäftigt. Zusätzlich hat Olle Backman ausstehende Aktienoptionen aus den Incentive-Programmen TO 2021:1 und TO 2022:1, die ihm den Erwerb von Aktien zu einem vorher festgelegten Preis in den Jahren 2024 und 2025 ermöglichen.
Unterm Strich ist die Zusammensetzung des Gehalts von Olle Backman weniger ideal. Der Großteil seines Gehalts besteht aus einem festen Grundgehalt, was nicht optimal ist, da ein höherer Anteil an variabler, insbesondere aktienbasierter Vergütung, wünschenswert wäre. Ein größerer Anteil des Bonus in Form von Aktien würde seine Interessen besser mit denen der Aktionäre in Einklang bringen und ihn stärker an den langfristigen Erfolg des Unternehmens binden.
Der Anteil des Gesamtgehaltes am operativen Gewinn beträgt etwa 0,8 % und ist damit in Ordnung. Ein stärker auf Aktien basierendes Vergütungspaket könnte jedoch die Motivation und Leistung des CEOs weiter steigern, indem es ihn stärker am Unternehmenserfolg beteiligt.
Aktionärsstruktur
Capital Research und SEB Investment sind prominente Vermögensverwalter, die zusammen 13,7 % der Anteile halten. Capital Research ist bekannt für seine langfristigen und sorgfältig analysierten Investitionen, während SEB Investment sich auf nachhaltige und stabile Anlagestrategien konzentriert. Diese Beteiligungen unterstreichen das Vertrauen in die langfristige Strategie und das Wachstumspotenzial von Vitec Software.
Thomas Eklund, ein erfahrener Investor und Vorstandsmitglied, hält 4,8 % der Anteile. Seit seiner Wahl in den Vorstand im Jahr 2015 hat er erheblich in Vitec investiert. Für andere Aktionäre bedeutet diese Struktur, dass ein erheblicher Teil der Anteile von Investoren gehalten wird, die langfristige und nachhaltige Wachstumsstrategien unterstützen.
Die Aktienanteile des aktuellen CEOs sind leider nicht bekannt.


3. Geschäftsmodell
3.1 Grundlagen zum Geschäftsmodell
Vitec Software ist ein sogenannter Serial Acquirer. Frei ins Deutsche übersetzt bedeutet das soviel wie serienmäßiger Käufer. Vitec Softwares Geschäftsmodell besteht nämlich darin, andere und viel kleinere Unternehmen zu kaufen. Diese werden dann mit bestimmten Methoden verbessert, um das Wachstum und den Gewinn zu erhöhen.
Der Fokusbereich liegt auf Softwarelösungen. Vitec Software übernimmt vor allem Unternehmen, die in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen, Finanzen und öffentliche Verwaltung tätig sind. Diese Branchen sind für ihre langfristige Stabilität und stetige Nachfrage bekannt.
Vitec Software ist für diese Unternehmen wie eine Unternehmensberatung, die die Firmen aber direkt kauft. Sie stellen ihr Know-how und Kapital dort zur Verfügung, wo sie gebraucht werden. Gleichzeitig übernehmen sie Aufgaben für die Unternehmen und sparen ihnen Mitarbeiter. Das führt in der Summe dazu, dass sie schneller wachsen können, eine bessere Marktposition erlangen und profitabler werden.
Was macht Serial Acquirer aus?
Serial Acquirer übernehmen in der Regel Nischenmarktführer. Es sollte auch eine Möglichkeit für hohe Erträge geben, unabhängig von der Geschwindigkeit ihres Wachstums. Das heißt, dass selbst bei bescheidenem Umsatzwachstum durch Verbesserungen im Inneren signifikante Gewinne möglich sind.
Der von Serial Acquirern angewandte Übernahmeprozess ist in der Regel einfach und schnell. Durch die Größenordnung der Zielunternehmen ist eine überaus detaillierte Prüfung oft nicht zwingend. Die Begutachtung des Geschäftskonzepts bleibt jedoch zentral, um das zugrunde liegende Potenzial zu identifizieren.
Das Managementteam des gekauften Unternehmens sollte ebenso spezifische Kriterien erfüllen. Serial Acquirer ziehen im Allgemeinen Unternehmen vor, die von ihren Gründungsmitgliedern geleitet werden. Inhaber, die auf effektive und agile Betriebsstrukturen Wert legen und auch post-Akquisition in führenden und beteiligenden Rollen verbleiben, sind besonders begehrt. Dies fördert die Harmonie der Interessen.

Serial Acquirer setzen üblicherweise auf taktische und programmatische Akquisitionen. Taktische Akquisitionen haben nicht primär das Ziel, massive Wachstumsschübe zu generieren, sondern strategisch das bestehende Portfolio zu ergänzen. Solche Akquisitionen sind oft kleiner und werden regelmäßig durchgeführt.
Programmatische Akquisitionen verfolgen eine konkrete Strategie, ähnlich einem vorgegebenen Plan, der Unternehmen anhand definierter Kriterien auswählt. Jeder Serial Acquirer verfügt über solch einen Kriterienplan. Diese Akquisitionen können umfangreicher sein und dienen hauptsächlich dazu, das eigene Geschäft durch Integration ähnlicher, kleinerer Unternehmen sukzessive zu vergrößern. Dieser Prozess wird konstant wiederholt.
Die restlichen Akquisitionsarten sind für diverse Unternehmen relevant. Als Beispiel für bedeutende Akquisitionen kann man die Übernahme von Life Storage durch Public Storage nennen. Bei selektiven Akquisitionen ist insbesondere die Frequenz kennzeichnend. Wohingegen organische Akquisitionen zu den Transaktionen gehören, die ein Unternehmen laut statistischer Überlegung mit der Zeit vornehmen wird.

Es existieren verschiedene Kategorien von Serial Acquirern, die von großen Fusionsspezialisten bis zu Holdings mit einer Vielfalt von Unternehmen reichen. Interessant ist hierbei besonders der variierte Aufwand bei der Integration.
So müssen Unternehmen wie Waste Management, die Akquisitionen aufgrund ähnlicher Produkte tätigen, diese zumeist in ihre bestehende Struktur einbinden. Für sogenannte Sammler und Holdings gestaltet sich dies einfacher. Diese erwerben oft Unternehmen, die untereinander wenig Gemeinsamkeiten aufweisen, und führen sie parallel, ohne umfassende Integrationsmaßnahmen. Zwar gibt es gelegentlich Optimierungen, doch im Großen und Ganzen bleibt eine Integration aus.
Ein Merksatz könnte also lauten: Je diverser die Produkte der akquirierten Unternehmen, desto weniger Integrationsaufwand entsteht, da eine Integration oft gar nicht machbar ist. Je spezifischer die Produkte, desto wahrscheinlicher operiert man in einer Marktnische.
Was ist Vitec Software für ein Serial Acquirer?
Serial Acquirer sind nicht alle gleich. Es gibt kein Patentrezept. Unternehmen wie Constellation Software kaufen VMS-Unternehmen (Vertical Market Software) und nehmen keine Veränderungen vor. Danaher oder Lifco bündeln, integrieren oder fusionieren häufig Portfoliounternehmen.
Vitec Software übernimmt VMS-Unternehmen (Vertical Market Software), ähnlich wie Constellation Software. Diese Unternehmen bieten spezialisierte Softwarelösungen für verschiedene vertikale Märkte an, die wir später noch genauer besprechen werden.

3.2 Was ist VMS?
Vertical Market Software (VMS) ist ein spezialisiertes Segment im Softwaremarkt, das sich durch maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Branchen auszeichnet. VMS deckt alle Bereiche der Wertschöpfungskette eines Unternehmens ab, von Management über Logistik bis hin zum Vertrieb und Kundensupport. Diese Software ist hochspezialisiert und bietet Funktionen, die exakt auf die Anforderungen und Prozesse der jeweiligen Branche abgestimmt sind.
Ein wesentlicher Vorteil von VMS ist die hohe Kundenbindung, die durch die umfassende Abdeckung und die spezialisierten Funktionen erzielt wird. Dies führt jedoch zu einer geringeren Skalierbarkeit im Vergleich zu horizontaler Software, die in verschiedenen Märkten eingesetzt werden kann.
Allerdings ist das Geschäft mit VMS weniger skalierbar als das mit horizontaler Software, die nur einen speziellen Teil der Wertschöpfungskette abdeckt und in verschiedenen Branchen anwendbar ist. Diese geringere Skalierbarkeit bedeutet, dass das Wachstumspotential von VMS-Unternehmen in der Regel durch die Spezialisierung begrenzt ist.

Unternehmen, die VMS verkaufen, haben dafür oft eine höhere EBITDA-Marge im Vergleich zu denen, die auf horizontale Software setzen. Beispielsweise liegt die durchschnittliche EBITDA-Marge aus einer Auswahl von mehreren VMS-Unternehmen bei 14,7 %, während sie bei horizontalen Softwareunternehmen nur 6,1 % beträgt.
3.3 Vitec Softwares Geschäftsmodell

Vitec unterteilt sein Geschäft in mehrere Segmente, die jeweils unterschiedliche Aspekte der Softwarebereitstellung und -wartung abdecken. Diese Segmente sind darauf ausgelegt, die vielfältigen Bedürfnisse ihrer Kunden zu erfüllen und gleichzeitig stabile und wiederkehrende
Einnahmen zu generieren. Insgesamt finden sich in diesen Segmenten 40 Geschäftseinheiten wieder.
Wiederkehrende Umsätze (84,5 %)
Das größte Segment von Vitec ist die Kategorie Wiederkehrende Umsätze, die 84,5 % der Gesamteinnahmen ausmachen. Diese Kategorie umfasst regelmäßige Einnahmen aus SaaS (Software as a Service), Wartungs- und Supportverträgen sowie anderen abonnementsbasierten Dienstleistungen. Die Beständigkeit und Vorhersehbarkeit dieser Einnahmequelle machen sie zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells von Vitec, da sie langfristige Kundenbindungen ermöglichen und kontinuierliche Umsätze gewährleisten.
Dienstleistungsumsätze (12,4 %)
Das Segment der Dienstleistungsumsätze umfasst 12,4 % der Gesamteinnahmen von Vitec. Diese Umsätze stammen aus Beratungs- und Implementierungsdiensten. Dazu gehören gebührenpflichtige Anpassungen, Schulungen und Integrationsdienste für Softwarelösungen. Dieser Bereich ermöglicht es Vitec, maßgeschneiderte Lösungen für die individuellen Bedürfnisse ihrer Kunden zu bieten und gleichzeitig zusätzliche Einnahmequellen durch die Bereitstellung von spezialisierten Dienstleistungen zu erschließen.
Lizenzumsätze (1,7 %)
Die Lizenzumsätze machen 1,7 % der Gesamteinnahmen von Vitec aus und resultieren aus dem Verkauf von Softwarelizenzen. Diese Lizenzen können einmalig oder wiederkehrend sein und stellen eine wichtige Einnahmequelle für Vitec dar. Die Verträge sind typischerweise langfristig oder unbefristet, was den Kunden die Flexibilität gibt, die Software auf ihren eigenen Systemen zu betreiben.
Sonstige Umsätze (1,5 %)
Das kleinste Segment, Sonstige Umsätze, macht 1,5 % der Gesamteinnahmen von Vitec aus. Diese Kategorie umfasst Einnahmen aus dem Verkauf von Hardware und Drittanbieter-Software. Obwohl dies ein kleinerer Teil des Geschäfts ist, trägt es zur Komplettlösung bei, die Vitec seinen Kunden bietet.
Branchenverteilung
Vitec entwickelt und liefert branchenspezifische Softwarelösungen, die in verschiedenen Sektoren zum Einsatz kommen. Diese Lösungen zielen darauf ab, die Effizienz und Produktivität der Kunden zu steigern und gleichzeitig wiederkehrende Einnahmen zu generieren. Hier sind die Hauptbranchen, die Vitec bedient:
Immobilienverwaltung und -handel
Vitec bietet Softwarelösungen für Immobilienmakler und Immobilienverwaltungsunternehmen an. Diese Lösungen unterstützen die Verwaltung und Vermarktung von Immobilien und tragen zur Effizienzsteigerung in diesem Sektor bei. Vitec Mäklarsystem in Schweden und Vitec Megler in Norwegen sind führende Einheiten in diesem Segment.
Gesundheitswesen und Sozialdienste
Vitec bedient das Gesundheitswesen und die Sozialdienste mit spezialisierten Softwarelösungen, die auf die Verwaltung und Verbesserung der Patientenversorgung abzielen. Beispiele hierfür sind Vitec Acute und Vitec Neagen, die in Finnland tätig sind und Software für Gesundheitsdienstleister entwickeln.
Energie- und Versorgungsunternehmen
Vitec Energy AB und Vabi bieten Softwarelösungen für Energiehändler und Eigentümer von Strom- und Fernwärmenetzen an. Diese Lösungen unterstützen die Verwaltung und Optimierung von Energie- und Versorgungsprozessen in verschiedenen Ländern.
Automobil- und Maschinenbauindustrie
Mit Produkten wie Vitec Autosystemer und Vitec Futursoft bedient Vitec die Automobil- und Maschinenbauindustrie. Diese Softwarelösungen verbessern die Verwaltung von Fahrzeugen und Maschinen sowie die damit verbundenen Dienstleistungen.
Finanzdienstleistungen und Versicherungen
Vitec bietet Software für Banken, Finanzinstitute und Versicherungsgesellschaften an. Beispiele hierfür sind Vitec Aloc und Vitec Capitex Finanzsystem, die Softwarelösungen für die Verwaltung von Finanztransaktionen und Versicherungsverträgen bereitstellen.
Einzelhandel und Lebensmittelindustrie
Vitec Nordman und Vitec Unikum bieten Softwarelösungen für den Einzelhandel und die Lebensmittelindustrie an. Diese Produkte unterstützen die Verwaltung von Einzelhandelsgeschäften und die Optimierung der Lieferketten in diesen Branchen.
Medien- und Verlagswesen
Mit Vitec Visiolink bedient Vitec die Medien- und Verlagsbranche, indem sie Softwarelösungen für die digitale Veröffentlichung und Verwaltung von Inhalten bereitstellen. Diese Lösungen helfen Medienunternehmen, ihre digitalen Angebote zu optimieren und ihre Reichweite zu vergrößern.
Kirchen und gemeinnützige Organisationen
Vitec bietet spezialisierte Softwarelösungen für die Verwaltung kirchlicher und gemeinnütziger Organisationen an. Produkte wie Vitec Katrina und Vitec Samfundssystem unterstützen die effiziente Verwaltung und Organisation dieser Einrichtungen.
Im Jahr 2023 generierte Vitec Software über 90 % seines Umsatzes in europäischen Ländern. Schweden stellte dabei den größten Markt dar und trug 24,7 % zum Gesamtumsatz bei, was die starke Präsenz und Bedeutung des Heimatmarktes von Vitec unterstreicht. Dicht gefolgt von Finnland, das 19,6 % des Umsatzes ausmachte, und Norwegen mit 15,2 %. Diese drei Länder zusammen repräsentieren knapp 60 % des gesamten Umsatzes, was die strategische Bedeutung des nordischen Marktes für Vitec verdeutlicht.
Die Niederlande und Dänemark sind ebenfalls wichtige Märkte für Vitec, mit einem Umsatzanteil von 15,1 % bzw. 13,4 %. Bemerkenswert ist, dass die USA eines der wenigen großen Länder außerhalb der EU sind, und einen signifikanten Beitrag von 4,8 % zum Umsatz leisten. Der Rest der Welt trägt 7,2 % bei, was die globale Reichweite und Diversifizierung des Unternehmens zeigt. Diese geographische Umsatzverteilung reflektiert Vitecs erfolgreiche Expansion und Anpassung an verschiedene regionale Märkte, wobei der Fokus klar auf Europa liegt.

Der Anteil der wiederkehrenden Umsätze bei Vitec liegt bei 84,5 %, was eine signifikante Steigerung gegenüber den 76 % im Jahr 2014 darstellt. Diese wiederkehrenden Umsätze umfassen hauptsächlich SaaS, Wartung und Supportverträge, die stabile und vorhersehbare Einnahmen gewährleisten. Die Entwicklung zeigt, dass Vitec konsequent daran arbeitet, seine Einnahmenstruktur zu verbessern und langfristig sichere Einnahmequellen zu etablieren.
Wiederkehrende Umsätze sind besonders attraktiv, da sie das Geschäft planbar machen und eine hohe Stabilität bieten. Für Unternehmen wie Vitec bedeutet dies, dass sie zuverlässige Einnahmenströme haben, die weniger anfällig für kurzfristige Marktschwankungen sind. Dies ermöglicht nicht nur eine bessere finanzielle Planung und Budgetierung, sondern auch kontinuierliche Investitionen in Produktentwicklung und Innovationen. Durch die hohe Planbarkeit der Einnahmen kann Vitec langfristige Strategien entwickeln und umsetzen, was zur nachhaltigen Stärkung der Marktposition beiträgt.

Widmen wir uns nun dem Thema Übernahmen und Übernahmestrategie bei Vitec. In den letzten Jahren hat sich die Übernahmestrategie von Vitec erheblich verändert, wobei das Unternehmen jetzt vermehrt nach Akquisitionsmöglichkeiten in ganz Europa sucht und nicht nur auf den nordischen Markt beschränkt ist. 2023 hat Vitec sechs Übernahmen getätigt und gleichzeitig einen Rekord bei dem zugekauften Umsatz erzielt. Der akquirierte Umsatz ist dabei von Jahr zu Jahr gestiegen, insbesondere ab 2021, als Vitec seine Strategie zur Ausweitung auf andere europäische Länder intensivierte.
Der durchschnittlich akquirierte Umsatz seit 2021 liegt um 56 % höher als im Zeitraum 2014 bis 2020. Diese Zunahme ist auf die vermehrten Übernahmen von gut geführten und etablierten Softwareunternehmen in neuen Märkten zurückzuführen. Beispielsweise wurden im Jahr 2023 Unternehmen wie Enova Holding und Memorix übernommen, die zu sofortigen Umsatzsteigerungen und einer Diversifizierung des Portfolios führten.

Als Nächstes sollten wir uns logischerweise anschauen, wie die Verteilung des Wachstums bei Vitec ist.
Denn in den letzten Jahren wurde das Wachstum hauptsächlich durch Übernahmen erzielt. Seit 2014 wuchs der Umsatz im Schnitt um 19,9 % pro Jahr durch Akquisitionen, während das organische Wachstum im gleichen Zeitraum bei vergleichsweise bescheidenen 2,8 % pro Jahr liegt. Vitec ist also stark auf seine Übernahmestrategie angewiesen, um signifikantes Wachstum zu erzielen. Ohne die Akquisitionen wäre das Gesamtwachstum des Unternehmens deutlich geringer ausgefallen.
Das organische Wachstum, das auf die Fähigkeit eines Unternehmens hinweist, ohne externe Zukäufe zu expandieren, ist bei Vitec also relativ gering. Allerdings gibt es noch etwas zu beachten. Seit 2021, als Olle Backman CEO wurde, ist ein merklicher Anstieg des organischen Wachstums feststellbar. Unter seiner Führung wurden Investitionen in das Produktportfolio verstärkt, wiederkehrende Einnahmen durch Vertragsverlängerungen und Preisindexierungen erhöht und zusätzliche Verkäufe durch Bestandskunden generiert. Diese Maßnahmen haben das organische Wachstum nachhaltig verbessert und zu einer stärkeren Marktposition beigetragen.

Strategie
Vitec Software operiert mit einem klaren Fokus auf Europa, wobei der Schwerpunkt weiterhin auf den nordischen Märkten liegt. Die Übernahmestrategie zielt darauf ab, etablierte und marktführende Unternehmen in verschiedenen vertikalen Märkten zu erwerben, darunter Immobilien, Gesundheitswesen, Finanzen, Energiewirtschaft, Automobilindustrie und weitere. Durch diese gezielten Akquisitionen kann Vitec sein Portfolio erweitern und in neue Märkte eintreten, während es gleichzeitig seine Marktposition stärkt.
Die Größe der zu übernehmenden Firmen spielt für Vitec keine Rolle, solange sie gut etabliert und in ihren Nischen marktführend sind oder das Potenzial haben, diese Position zu erreichen. Diese Flexibilität ermöglicht es Vitec, sowohl kleinere spezialisierte Unternehmen als auch größere Marktführer zu integrieren. Seit 2021, als Olle Backman die Rolle des CEO übernommen hat, hat sich das Übernahmevolumen signifikant erhöht, und das Unternehmen investierte 2023 etwa 1,9 Milliarden SEK in Übernahmen. Dieser strategische Fokus auf Akquisitionen hat Vitec geholfen, kontinuierlich zu wachsen und seine Marktführerschaft in mehreren Branchen zu festigen.

3.4 Interview ehemaliger Manager bei Vitec Software
Wir hatten die Möglichkeit, ein exklusives Interview mit einem ehemaligen Manager im Immobilienbereich bei Vitec Software zu führen, um ein tieferes Verständnis von Geschäftsmodell, Chancen, Risiken und der Unternehmenskultur zu gewinnen.
Kulturelle Integration und Management
Vitec legt großen Wert auf die kulturelle Integration nach Übernahmen. Der Interviewpartner betont, dass Vitec bei der Akquisition von Unternehmen sicherstellt, dass die grundlegenden Werte und Geschäftspraktiken übereinstimmen. Diese Praxis hilft dabei, ein einheitliches Arbeitsumfeld zu schaffen und die Zusammenarbeit zu fördern.
Herausforderungen bei der technischen Integration
Obwohl Vitec eine dezentralisierte Unternehmensstruktur bevorzugt, gibt es zentrale IT-Dienstleistungen, die den Tochtergesellschaften zur Verfügung gestellt werden. Diese Dienstleistungen umfassen die Unterstützung bei der technischen Umstellung auf modernere Infrastrukturen wie AWS. Dies zeigt das Engagement des Unternehmens, die technologische Infrastruktur zu modernisieren und langfristige Vorteile zu sichern.
Häufig verfügen nämlich die Unternehmen von Vitec noch über eine eigene IT-Infrastruktur, die teilweise das 10-Fache von einer vergleichbaren AWS-Lösung kostet. Ein Wechsel wird zwar angestrebt, ist aber oft nicht so einfach möglich, weil die Unternehmen nicht so modern sind. Die Hilfe durch Vitec ist für einen Wechsel essenziell.
Abhängigkeit von Übernahmen
Ein wesentlicher Punkt aus dem Interview ist die Abhängigkeit von Akquisitionen für signifikantes Wachstum. Das organische Wachstum ist im Vergleich dazu relativ gering, was die Notwendigkeit unterstreicht, kontinuierlich neue Unternehmen zu akquirieren, um das Gesamtwachstum aufrechtzuerhalten. Diese Abhängigkeit könnte als Schwäche angesehen werden, da sie das Unternehmen verwundbar gegenüber externen Marktbedingungen macht.
Fazit
Vitec Software hat ein ganz ähnliches Geschäftsmodell wie Constellation Software und Topicus. Allerdings zeigen sich bei genauerer Betrachtung Unterschiede. Vitec hat weniger Subfirmen als Topicus, macht aber mehr Umsatz. Das heißt, der Umsatz pro Unternehmen ist höher und damit könnte man sagen, Vitec ist weniger diversifiziert. Außerdem sticht ins Auge, dass das organische Umsatzwachstum geringer ist als bei Topicus. Mit 2 % bis 3 % ist noch viel Potenzial vorhanden, was Topicus schon ausnutzt. Was hingegen positiv auffällt, ist der hohe Anteil von 84 % an wiederkehrendem Umsatz. Insgesamt gefallen uns die Strategie und die Ausführung von Vitec ähnlich gut wie die von Topicus und Constellation Software.

4. Branche
4.1 Der Markt für vertikale Software
Der Markt für vertikale Software (VMS) zeigt ein beeindruckendes Wachstumspotential und wird voraussichtlich von 100 Milliarden USD im Jahr 2022 auf 239 Milliarden USD im Jahr 2027 ansteigen. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 19 %. Dieses Wachstum wird durch mehrere Faktoren angetrieben, darunter die zunehmende Digitalisierung, spezialisierte Anforderungen in verschiedenen Branchen und den Bedarf an maßgeschneiderten Softwarelösungen, die spezifische Geschäftsprozesse effizienter gestalten können.
Wachstumsfaktoren
- Digitalisierung und Automatisierung: Unternehmen in verschiedenen Branchen suchen nach Wegen, ihre Prozesse zu digitalisieren und zu automatisieren, um effizienter zu werden und Kosten zu senken. VMS bietet spezialisierte Lösungen, die genau auf diese Bedürfnisse abgestimmt sind.
- Spezialisierung und Branchenfokus: Die zunehmende Komplexität und Spezialisierung in verschiedenen Industrien erfordert maßgeschneiderte Softwarelösungen. VMS kann diese spezifischen Anforderungen besser erfüllen als generische Softwareprodukte.
- Regulatorische Anforderungen: In stark regulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen und dem Finanzsektor steigt die Nachfrage nach Softwarelösungen, die Compliance-Anforderungen effizient managen können. VMS bietet hierfür passende Lösungen.

Vitec Software positioniert sich als spezialisierter Anbieter von vertikaler Marktsoftware und hat sich durch gezielte Akquisitionen und organisches Wachstum eine starke Marktstellung erarbeitet. Mit einem Umsatz von 257 Millionen USD liegt Vitec zwar hinter größeren Marktteilnehmern wie Constellation Software und Shopify, kann jedoch durch seine Fokussierung auf spezifische Nischenmärkte und seine starke regionale Präsenz in Europa eine bedeutende Rolle spielen.
Die Strategie von Vitec, kleinere Nischenmarktführer zu übernehmen und deren spezialisiertes Wissen und Kundenbasis zu nutzen, ermöglicht es dem Unternehmen, flexibel und agil auf Marktveränderungen zu reagieren. Gleichzeitig profitiert Vitec von der Stabilität und den wiederkehrenden Einnahmen seiner bestehenden Kundenbasis.
Insgesamt bietet der Markt für vertikale Software immense Wachstumschancen, die durch Digitalisierung, spezialisierte Anforderungen und regulatorische Notwendigkeiten getrieben werden. Unternehmen wie Vitec, die sich strategisch auf Nischenmärkte fokussieren und durch gezielte Akquisitionen wachsen, sind gut positioniert, um von diesem Wachstum zu profitieren. Dennoch müssen sie sich auch den Herausforderungen eines zunehmenden Wettbewerbs und schneller technologischer Veränderungen stellen, um langfristig erfolgreich zu sein.
4.2 Wettbewerbsvergleich
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* Für Topicus gibt es nur das Umsatzwachstum auf 4 Jahre, deshalb lässt es sich an der Stelle nicht mit den anderen Unternehmen vergleichen.
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Topicus
Topicus ist ein Softwareunternehmen, das sich auf die Bereitstellung von branchenspezifischen Softwarelösungen und Dienstleistungen spezialisiert hat. Das Unternehmen bietet maßgeschneiderte Softwarelösungen für verschiedene Sektoren wie Gesundheitswesen, Bildung, Finanzen und öffentliche Verwaltung. Die Produkte von Topicus zielen darauf ab, die Effizienz und Produktivität seiner Kunden zu steigern, indem sie komplexe Prozesse digitalisieren und automatisieren.
Im Vergleich zu Vitec Software unterscheidet sich Topicus vor allem durch seinen Fokus auf bestimmte Branchenlösungen und Dienstleistungen. Während Vitec Software breit gefächerte vertikale Softwarelösungen anbietet, konzentriert sich Topicus stärker auf die Integration und Anpassung von Software in spezifischen Branchen.
Bei den Kennzahlen sticht Topicus besonders durch ein beeindruckendes Umsatzwachstum in den letzten 4 Jahren mit 28,1 % und einem geringen Net Debt/EBITDA von 0,4x hervor.
Constellation Software
Constellation Software ist ein global tätiges Softwareunternehmen, das sich auf den Erwerb und Betrieb von Softwareunternehmen in verschiedenen Nischenmärkten spezialisiert hat. Das Unternehmen verfolgt eine Strategie des kontinuierlichen Wachstums durch Akquisitionen und konzentriert sich dabei auf vertikale Marktnischen, um spezialisierte Softwarelösungen anzubieten, die oft als unerlässlich für die spezifischen Branchen gelten.
Constellation Software zeichnet sich durch eine hohe Marktkapitalisierung von 58,2 Milliarden EUR und ein beeindruckendes EBIT von 1.050 Millionen EUR aus. Diese Kennzahlen verdeutlichen die starke Marktposition und operative Effizienz des Unternehmens.

SS&C Technologies
SS&C Technologies bietet eine breite Palette von Softwarelösungen und Dienstleistungen für die Finanzdienstleistungsbranche an. Das Unternehmen ist führend in der Bereitstellung von Software und Outsourcing-Lösungen für Vermögensverwaltung, Alternative Investments, Wertpapierdienstleistungen und Versicherungen. Die Softwarelösungen von SS&C sind darauf ausgelegt, die Effizienz und Genauigkeit in Finanzoperationen zu verbessern und komplexe Finanzprozesse zu automatisieren.
Im Gegensatz zu Vitec Software, das sich auf verschiedene vertikale Märkte konzentriert, hat SS&C Technologies einen starken Fokus auf die Finanzdienstleistungsbranche. Dieses spezialisierte Geschäftsmodell ermöglicht es SS&C, tiefgehende Lösungen und Dienstleistungen anzubieten, die speziell auf die Bedürfnisse der Finanzbranche zugeschnitten sind.
SS&C Technologies beeindruckt durch eine hohe EBIT-Marge von 23,3 % und ein hohes Umsatzwachstum von 25,2% über die letzten 10 Jahre. Diese Kennzahlen zeigen die hohe Profitabilität und das langfristige Wachstumspotential des Unternehmens.
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Vitec Software Aktie im Vergleich
Vitec Software zeichnet sich in mehreren finanziellen Kennzahlen positiv aus. Mit einer EBIT-Marge von 21,2 % zeigt das Unternehmen eine starke Profitabilität im Vergleich zu seinen Mitbewerbern. Darüber hinaus bietet Vitec eine solide Dividendenrendite von 0,5 %, was das Unternehmen für einkommensorientierte Investoren attraktiv macht. Diese Kombination aus guter Profitabilität, stabiler Bewertung und Dividendenrendite macht Vitec Software zu einer potenziell attraktiven Wahl für Investoren, die nach einem ausgewogenen Investment in der Softwarebranche suchen.

5. Kennzahlen
5.1 Umsatzentwicklung
In den letzten 10 Jahren wuchs der Umsatz mit 22,3 % pro Jahr. Ein extrem guter Wert. Gerade in den letzten 2 Jahren war starkes Wachstum möglich. Aktuell geht man von eher gemäßigten 11,4 % pro Jahr für die Zukunft aus. Ehrlicherweise ist dieser Wert aber schwierig zu begründen: Das Wachstum hängt viel von Übernahmen ab und wenn Vitec eine oder zwei Firmen mehr übernimmt als angenommen, kann der Wert schon stark nach oben abweichen.

5.2 EBIT und Free Cash Flow
Der operative Gewinn wuchs in den letzten 10 Jahren mit durchschnittlich 3xpro Jahr. Eine unglaublich starke Margensteigerung ist der Grund. Vitec hat es geschafft, margenstarke Unternehmen zu übernehmen und gleichzeitig bei bestehenden Geschäftsmodellen die Marge zu verbessern. Diese Verbesserung ist einer der Gründe, warum Vitec so eine starke Kursperformance hinlegen konnte.

Der Free Cash Flow eines Unternehmens gibt an, wie viel freie Mittel es wirklich pro Jahr zur Verfügung hat. Mit diesem Geld können Dividenden gezahlt, Schulden getilgt oder in neue Projekte im Unternehmen investiert werden.
Der Free Cash Flow von Vitec ist in den letzten 9 Jahren mit durchschnittlich 20,9 % pro Jahr gestiegen. Auch hier zeigt sich kontinuierliches Wachstum. Mit einer Marge von etwa 35 % schafft es das Unternehmen, auch einen substanziellen Teil des Umsatzes in verfügbares Cash umzuwandeln. Sehr gut!

Vitec Software hat eine EBIT-Marge von 21,2 %. Das ist sehr gut. Natürlich ist Vitec auch ein Softwareunternehmen, aber das heißt nicht unbedingt, dass eine hohe Marge möglich ist. Constellation Software und Topicus haben beispielsweise beide eine operative Marge von unter 20 %.

5.3 Dividende und Aktien
Vitec Softwares Dividende ist in den letzten 10 Jahren um 16,4 % pro Jahr gestiegen. Starkes Wachstum kam auch hier vor allem in den letzten Jahren. Dabei bleibt die Ausschüttungsquote bei unter 30 %. Phänomenal! Denn so ist noch genug Luft nach oben, um zukünftig weiter zu erhöhen. Die erwarteten Steigerungen sind hier auch mit Vorsicht zu genießen. Sie setzen ein hohes Gewinnwachstum voraus, das so nicht zwangsläufig eintreten muss.

Vitecs Dividendenrendite liegt aktuell bei 0,5 % für das laufende Geschäftsjahr. Zugegebenermaßen, nicht wirklich viel. Auch historisch betrachtet, befinden wir uns eher in einem unattraktiven Bereich. Wobei man hier auch wieder relativieren muss: Das Unternehmen befand sich vor 10 Jahren in einem noch ganz anderen Stadium. Und Renditen von über 2 % sehen wir realistischerweise nicht mehr auf dem Plan. Betrachten wir hingegen den Zeitraum von 2020 bis heute, ist die Rendite gar nicht so schlecht.

Die Anzahl der Aktien von Vitec ist seit 2013 um 2,7 % pro Jahr gestiegen. Denn: Vitec finanziert teilweise Übernahmen durch Aktien. Außerdem wird das Management eben teilweise mit Aktien vergütet. Grundsätzlich ist die Verwässerung bestehender Aktionäre durch solche Kapitalmaßnahmen nicht wünschenswert. Allerdings werden es die Aktionäre verkraftet haben: In den Jahren, in denen die Aktien aufgrund der Finanzierung von Übernahmen verwässert wurden, hat die Aktie eine Rekordrendite erwirtschaftet.

5.4 Bilanzanalyse
Nettoschulden
Das Verhältnis von Nettoschulden zu EBITDA liegt bei Vitec bei etwa 1,6. Das ist völlig im Rahmen. Unter normalen Umständen ist ein maximaler Wert von 3 für uns akzeptabel. Alles darüber hinaus braucht eine nähere Betrachtung und gute Gründe.
Rating
Vitec hat kein Kreditrating.
Goodwill
Dieser entsteht, wenn ein Unternehmen ein anderes Unternehmen für einen Preis kauft, der höher ist als der Marktwert der erworbenen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten. Im Grunde also heiße Luft in der Bilanz. Hier besteht das Risiko, dass der Wert in der Bilanz abgeschrieben werden muss, wenn ein gekauftes Unternehmen nicht die geplanten Ergebnisse erreicht.
Vitecs Goodwill beträgt 4 Milliarden SEK
Das sind etwa 56 % des gesamten Vermögens. Ein so hoher Goodwillanteil ist in der Regel ein Warnzeichen. Bei einem Serial Acquirer besteht die Möglichkeit einer teilweisen Relativierung, weil sich der Goodwill in der Regel auf viele verschiedene Unternehmen verteilt. Der Goodwill von Vitec ist vor allem 2022 und 2023 stark angestiegen. 2022 durch die Übernahme von ABS Laundry Business Solutions, die 647 Millionen SEK an Goodwill hinzufügte. Und 2023 insgesamt 6 Übernahmen, die in der Summe 1.147 Millionen SEK an Goodwill erzeugten. Ehrlich gesagt sehen wir so einen hohen Goodwillanteil sehr kritisch. Da er sich außerdem auf so wenige Übernahmen verteilt, könnte er definitiv zu einem Risiko werden.
Fazit
Bis auf den Goodwill ist die Bilanz sauber. Der vermiest das Bild aber trotzdem etwas und wäre in meinen Augen ein nachvollziehbarer Grund, um nicht in Vitec zu investieren.

6. Chancen & Risiken
6.1 Chancen
Wachstum durch Akquisitionen. Vitec Software hat eine starke Erfolgsbilanz bei der erfolgreichen Integration von übernommenen Unternehmen, was das Wachstumspotenzial erhöht.
Erhöhung des organischen Wachstums. Bisher wächst Vitec hauptsächlich durch Übernahmen. Wenn sie das organische Wachstum in den hohen einstelligen Bereich bekommen würden, würde sich dadurch das Gesamtwachstum enorm beschleunigen.
Langfristige Kundenbeziehungen. Vitec Software pflegt langfristige Kundenbeziehungen, was zu wiederkehrenden Umsätzen und Stabilität führt.
Steigende Nachfrage nach Softwarelösungen. Die zunehmende Digitalisierung in verschiedenen Branchen treibt die Nachfrage nach spezialisierten Softwarelösungen an.
Expansion in neue Märkte. Vitec Software hat das Potenzial, durch geografische Expansion oder die Erschließung neuer Branchen weiter zu wachsen.
6.2 Risiken

Abhängigkeit von Übernahmen. Ein wesentlicher Teil des Wachstums von Vitec basiert auf Akquisitionen. Wenn es dem Unternehmen nicht gelingt, geeignete Übernahmekandidaten zu finden oder erfolgreich zu integrieren, könnte dies das zukünftige Wachstum beeinträchtigen.
Intensiver Wettbewerb. Der Markt für vertikale Softwarelösungen kann wettbewerbsintensiv sein, was Druck auf Preise und Margen ausüben kann.
Integrationsprobleme. Die Integration von übernommenen Unternehmen kann komplex sein und zu Herausforderungen führen.
Technologische Disruption. Schnelle technologische Veränderungen erfordern kontinuierliche Anpassung und Innovation, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Hoher Goodwill. Der hohe Goodwill in der Bilanz von Vitec könnte zum Problem werden. 56 % des Vermögens sind Goodwill.

7. Bewertung
7.1 Multiple Bewertung
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Vitec-Aktie liegt aktuell bei 47,5 für 2024. Insgesamt ist das ein ziemlich hohes KGV. Das hat mehrere Gründe:
- Vitec ist eine etwas andere Firma. Sie generieren einen Großteil der Gewinne aus wiederkehrenden Einnahmen wie Wartungsverträgen und SaaS-Abonnements, die stabile und planbare Cashflows bieten. Diese Stabilität rechtfertigt ein höheres KGV, da sie ein geringeres Risiko impliziert.
- Ein Großteil der Übernahmen durch Vitec führt zu hohen Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte wie Goodwill. Diese nicht zahlungswirksamen Abschreibungen belasten den ausgewiesenen Gewinn, erhöhen jedoch künstlich das KGV. Ein Blick auf das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) bietet daher eine realistischere Bewertung der finanziellen Gesundheit und des Wachstumspotentials von Vitec, da es die stabilen operativen Cashflows berücksichtigt. Und dieser Wert liegt aktuell bei 22,5. Für eine Firma, die mit über 20 % im Gewinn pro Jahr wächst, ist das ziemlich gut.

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis beträgt aktuell 6,4. Man erkennt schon am historischen Verlauf, dass nur die letzten 4 bis 5 Jahre ein sinnvoller Vergleichszeitraum sind. Denn dort hat sich die Marge stark erhöht und dementsprechend ist auch dieses Multiple angestiegen. Nichtsdestotrotz ist 6,4 ein hoher Wert.

7.2 Aktienbewertung von Vitec Software anhand eines Multiple-Modells
Für die Bewertung der Vitec Aktie verwenden wir ein eigenes Modell basierend auf dem KGV der Aktie. Dabei bauen wir 3 Szenarien auf, die den Wert der Vitec-Aktie ermitteln: Ein Mittleres-, ein Bären- und ein Bullen-Szenario. Je nach Szenario treffen wir optimistische und pessimistische Annahmen.
Aktuell kommt Vitec auf ein 2024er KGV von 47,5. Umgedreht bedeutet das eine Rendite von 2,1 % auf den aktuellen Kurs. Davon entfällt 0,5 % auf die Dividende. Wir gehen davon aus, dass jährlich also 0,5 % zur Ausschüttung zur Verfügung stehen.
Mittleres-Szenario
Im mittleren Case gehen wir davon aus, dass Vitec ein Gewinnwachstum von 15 % pro Jahr erzielt und das KGV auf 40 sinkt. Die 15 % liegen unterhalb der aktuellen Erwartungen und sind damit schon relativ konservativ geschätzt. Auch das KGV von 40 liegt deutlich unter dem Schnitt der letzten 5 Jahre.
Damit erhalten wir: 0,5 % Rendite durch Ausschüttungen und weitere 10,1 % Kursrendite. Insgesamt 10,6 % Rendite pro Jahr.
Bären-Szenario
In diesem Szenario sind wir pessimistisch und gehen davon aus, dass der Gewinn deutlich langsamer wächst. Insgesamt gehen wir von 10 % Gewinn-Wachstum pro Jahr aus. Wir nehmen hierbei an, dass Vitec auf ein KGV von 30 in 2030 kommt.
Damit erhalten wir: 0,5 % Rendite durch Ausschüttungen und weitere 2,3 % Kursrendite. Insgesamt 2,8 % Rendite pro Jahr.
Bullen-Szenario
Im Bull Case gehen wir davon aus, dass Vitec ein Gewinnwachstum von 25 % pro Jahr erzielt und das KGV auf 55 steigt. Die 25 % liegen etwas oberhalb der allgemeinen Erwartungen. Da Vitec in der Vergangenheit aber durchaus in der Lage gewesen ist, um 25 % pro Jahr zu wachsen, halten wir diese Rate für angemessen für den besten Case, der sich erwarten lässt.
Damit erhalten wir: 0,5 % Rendite durch Ausschüttungen und weitere 23,5 % Kursrendite. Insgesamt 23,9 % Rendite pro Jahr.
Ergebnis
Um eine realistische Einschätzung abzugeben, kombinieren wir die verschiedenen Cases. Dadurch ergibt sich eine gemittelte Renditeerwartung von 12,4 %. Wir ziehen zusätzlich noch eine Sicherheitsmarge von 10 % ab. Dadurch errechnet sich zum aktuellen Kurs von 550 SEK eine jährliche Renditeerwartung von 11,2 %.

8. Fazit
Vitec Software ist ein Serial Acquirer mit Fokus auf Nordeuropa. Das Geschäftsmodell beruht darauf, Nischenfirmen zu übernehmen, zu verbessern und schließlich langfristig zu halten. Die Produkte sind ausschließlich Softwareprodukte. Genauer: VMS oder Vertical Market Software. Das ist Software, die vertikal in die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens integriert ist. Vitec hatte 2023 40 Subfirmen.
Vertical Market Software hat einen ganz eigenen Charme. Die Software ist in der Regel stark auf einen Anwendungsfall in einem Land zugeschnitten. Beispielsweise Software für Finanzberater in Schweden. Solche Software lässt sich zwar kaum international skalieren, hat aber dafür eine sehr zuverlässige Kundenbasis, mit der man auch organisch wachsen kann. Mit einem großen Portfolio dieser Firmen lässt sich ein extrem zuverlässiger Cashflow erwirtschaften.
Der Markt für VMS ist hochattraktiv. Die Kundenbindung und Preismacht sind für die Anbieter solcher Software extrem hoch. Gleichzeitig sind attraktive Margen möglich, da es sich hier um ein Software-as-a-Service-Modell handelt. Der gesamte Markt für VMS wächst laut unseren Quellen mit 19 % pro Jahr. Solche Werte sind aber mit Vorsicht zu genießen. Für Vitec zählt vor allem das Wachstum durch weitere Übernahmen.
Vitec glänzt auf den ersten Blick nicht bei allen Kennzahlen. Die Kapitalrendite ist nicht sonderlich hoch und die Zinszahlungen wirken auch aufgebläht. Tatsächlich müssen Serial Acquirer aber etwas anders betrachtet werden. Der operative Cash-Flow ist entscheidend und das Wachstum durch Übernahmen und organisch.
Insgesamt lässt sich zusammenfassen: Vitec wächst mit über 20 % pro Jahr, steigert die Marge kontinuierlich und ist nicht überschuldet. Einziges Manko: Der Goodwill ist mit 56 % der Assets ziemlich hoch.
Die Bewertung von Vitec ist nicht ganz eindeutig. Das KGV ist, typisch für einen Serial Acquirer, mit 47,5 recht hoch. Das hat zwei Ursachen: Einerseits verzerren die vielen Übernahmen den Gewinn und der operative Cashflow ist hier deutlich relevanter. Das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) liegt aktuell bei 22,5. Anderseits sind auch kaum andere Geschäftsmodelle so robust wie die eines Serial Acquirers mit dutzenden unabhängigen Nischenführern.
Wir halten die Aktie mit einer Renditeerwartung von 11,2 % für kaufenswert. Das haben wir mithilfe eines Multiple-Modells berechnet, das sich für Serial Acquirer besser eignet als ein DCF-Modell. Wir haben 3 mögliche Szenarien (Bull, Mittel, Bear) miteinander kombiniert, um ein realistisches Ergebnis zu erhalten. Die Erwartungen sind wie immer konservativ, weshalb wir mit Selbstvertrauen hinter unserer Schätzung stehen. Ich persönlich bin deshalb schon länger in Vitec investiert.
Über die Autoren
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Ibo Ahmiane (ProfessorFinanzen)
Vom normalen Bankangestellten zu einem der erfolgreichsten Finfluencer. Ibo spricht auf seinen Social Media Kanälen über finanzielle Bildung und erreicht dort schon über 2,2 Millionen Menschen. Durch seine Arbeit in der Bank musste er immer wieder feststellen, dass die meisten Menschen keine Ahnung davon haben, wie sie richtig mit ihrem Geld umgehen. Unser Bildungssystem hat scheinbar keinen Platz für Finanzbildung und das will er ändern. Ibo selbst hat im Alter von 28 Jahren bereits über 1.000.000€ investiert.
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Philipp Weinacht
Philipp hat langjährige Erfahrung in der Analyse von Aktien. Er steigt tief in die Geschäftsmodelle von Unternehmen ein, um die wesentlichen Werttreiber herauszufinden. Im Rahmen seiner eigenen Investmentstrategie (über 100.000€ in aktiv verwaltetem Vermögen) setzt er auf eine Mischung aus vielversprechenden Wachstumswerten und soliden Dividendenzahlern. Besonders spannend findet er Unternehmen mit starken Marken und einem tiefen Burggraben.
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